Sehr geehrte Frau Gerlach,
dass in der Gesundheitspolitik vieles im Argen liegt, ist offenkundig. Das vor wenigen Tagen verkündete Aus für das Schweinfurter Krankenhaus St. Josef ist nur ein Symptom für die Krise. Gleichzeitig beobachte nicht nur ich ein massives Politikversagen. Bund und Länder bringen die dringend nötige - und vielfach versprochene - Krankenhausreform einfach nicht auf die Reihe. Und das ist nur eine, aber eben keine ganz unbedeutende Baustelle der Gesundheitspolitik.
Spricht man mit Gesundheitsexperten der Ampel-Parteien in Berlin, zeigen diese mit dem Finger auf die "Blockierer" aus Bayern. Spricht man mit Verantwortlichen der CSU/FW-Regierung im Freistaat, schieben diese den schwarzen Peter zum Bund, der die Krankenhäuser mit ihren roten Zahlen im Stich lasse.
Parteipolitik und Klein-Klein: Das Hin und Her nervt gewaltig
Mit ihrem Klein-Klein in der parteipolitischen Auseinandersetzung kommt die Politik erkennbar nicht voran. Dieses ständige Hin und Her nervt gewaltig.
Liebe Frau Gerlach, ich schreibe heute Ihnen als der verantwortlichen bayerischen CSU-Gesundheitsministerin. Aber ja, dieser Brief hätte genauso gut auch an die zuständigen SPD-Politiker in Berlin gehen können an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und seine Staatssekretärin, die unterfränkische Ärztin Sabine Dittmar.
Ich hoffe doch, dass wir uns zumindest im Kern über ein paar Dinge einig sind: In Deutschland gibt es zu viele Krankenhäuser, in Bayern auch. Bundesweit sind es - je nach Statistik - mindestens 600 Krankenhausbetten pro 100.000 Einwohner. Viele Industrieländer wie Frankreich, Spanien oder die USA kommen ungefähr mit der Hälfte aus.
So viele Klinikbetten? Die Menschen in Bayern sind nicht kränker als anderswo
In Bayern zählt die Statistik 585 Betten pro 100.000 Einwohner - damit liegt der Freistaat im Bundesschnitt. Andere Flächenländer wie Niedersachsen mit 525 oder Baden-Württemberg mit 503 halten deutlich weniger Klinikbetten bereit. Dass so viele Betten unbedingt notwendig sind, will mir nicht so recht einleuchten. Die Menschen in unserem schönen Bayernland sind nicht kränker als anderswo in Deutschland und Europa.
Jedes Krankenhausbett, jede Klinik will finanziert sein. So ist es kein Wunder, dass die Gesundheitskosten hierzulande deutlich höher liegen als in vergleichbaren Ländern. Insgesamt fließen laut Statistischem Bundesamt rund 500 Milliarden Euro im Jahr ins Gesundheitswesen, knapp 13 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Kein Land in der Europäischen Union gibt für Gesundheit mehr Geld aus.
Klar, über die Gründe und speziell deutsche Parameter wie die überalterte Gesellschaft, die diesen Statistiken zugrunde liegen, kann man diskutieren. Aber es überrascht mich einfach, wenn ich lese, dass trotz des riesengroßen (finanziellen) Aufwands die Lebenserwartung in Deutschland niedriger ist als in anderen europäischen Ländern: So werden Männer hierzulande im Schnitt 78,8 Jahre alt, in der Schweiz jedoch 81,9 Jahre. Die Lebenserwartung von Frauen in Deutschland liegt bei 83,5 Jahren, in Spanien bei 86,2 Jahren.
Zahlen, die ich nicht erwartet hätte. Für ein effizientes Gesundheitssystem sprechen sie jedenfalls nicht.
Dringender Handlungsbedarf: Jetzt sind mutige Politiker und Politikerinnen gefordert
Zahlen, liebe Frau Gerlach, die dringenden Handlungsbedarf belegen - Zumutungen für uns Bürgerinnen und Bürger inklusive. Nur die Politik kommt dieser Aufgabe nicht nach, traut sich nicht, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Auch wenn die CSU am liebsten jeder Klinik eine Bestandsgarantie geben würde: Es werden auch in Bayern weitere Krankenhäuser schließen und Schwerpunkte gesetzt werden müssen. Ansonsten kollabiert das System komplett.
Wenn man nicht von plötzlichen Entscheidungen von Trägern, wie jetzt den Erlöserschwestern in Schweinfurt, überrascht werden will, braucht es ein Konzept. Und mutige Politikerinnen und Politiker, die im Zweifel auch erklären, warum eine Klinik-Schließung in Schweinfurt oder Würzburg trotz aller Belastung für die Betroffenen womöglich eher verkraftbar ist als eine in Haßfurt, Ochsenfurt oder Bad Kissingen.
Vorschlag: Echte Kompromisse - trotz schmerzlicher Einschnitte
Genau über diese Fragen müssen Expertinnen und Experten, abseits von Parteipolitik, jetzt diskutieren und sich am Ende auf gemeinsame Lösungen einigen. Mein Vorschlag: Bund und Länder richten gemeinsam Kommissionen ein, mit führenden Ministerialbeamten, mit den Gesundheitsexperten der Parteien, mit Vertretern von Ärzteschaft, Heilberufen, Pharmazie sowie den Krankenkassen. Diese erarbeiten dann Kompromisse für eine gute, bezahlbare Gesundheits- und Krankenhausversorgung.
Wichtig dabei wäre, dass sich Politikerinnen und Politiker wie Karl Lauterbach, aber auch Sie und Ihre Parteifreunde, liebe Frau Gerlach, verpflichten, die Vorschläge einer solchen Kommission hinterher nicht zu zerreden. Sondern die Ergebnisse mutig verteidigen. Und sie schließlich umsetzen - selbst wenn es dort, wo es zu schmerzlichen Einschnitten kommt, vorübergehend Wählerstimmen kostet.
Ich glaube, nur so kann es funktionieren. Bleiben Sie gesund!
Beste Grüße aus Würzburg
Michael Czygan, Redakteur
Bevor Politiker mutig werden, brauchen sie erst einmal Sachkenntnis, um im Haifischbecken der Hauptakteure im Gesundheitswesen – Ärzte, Krankenhäuser, Krankenkassen – sachkundige Entscheidungen treffen zu können. Kundige Politiker können sich Bürgern stellen, informieren, beteiligen und Entscheidungen im Konsens herbeiführen. In vielen Bereichen gibt es Formen der Bürgerbeteiligung. Beim wichtigsten Gut Gesundheit ist Luft nach oben. Patientenorganisationen von der Mächtigkeit des ADACs für des Deutschen liebstes Kind, das Auto, fehlen.
Ob die Generaloberin mutig war oder eingeschränkt durch die Vorgaben der Amtskirche (Stichwort Abtreibung) diese Entscheidung getroffen hat, wissen wir nicht. Ob einem Landrat die Wiederwahl wichtiger ist?
In MSP wurden auch 2 Krankenhäuser zugemacht. Und wer wa da in Regierungsverantwortung?
Ihre Parteipräferenzen hin und her, aber warum holen Sie nicht Frau Dittmar aus der Versenkung oder Herrn Lauterbach?
Sie betreiben genau das was Sie oder Frau Schneider vorwerfen!
Einseitige Schuldzuweisungen und wieder auf die Mandatsträger der CSU.
Wenn man schläft und Nix tut wäre man doch viel besser bedient!
Lassen Sie ruhig Frau Dittmar weiter schlafen! Oder die Ampelparteien!
Da kommt gar nix!
Denen ist das Josef doch Sch... egal?
Da kommt gar nix!
Denen ist das Josef doch Sch... egal?"
Sie betreiben genau das was der Samstagsbrief anprangert: Hetze
Die Ursachen müssen korrigiert werden und nicht an den Symptomen herumgedoktert. --> Krankenhausreform
"Wir haben im Moment den stärksten Kostenanstieg im Krankenhaussektor, den wir in Deutschland jemals hatten. Und das, obwohl 30 Prozent der Betten leer stehen. Würden wir die Reform nicht machen, wird sich die prekäre wirtschaftliche Lage vieler Krankenhäuser weiter verschärfen. "
https://kommunal.de/lauterbach-krankenhausreform-kleine-haeuser
Klinikbetten pro 1000 Einwohner:
Deutschland 7,8
Schweiz 4,5
Italien 3,2
USA 2,8
Dänemark 2,5
https://www.zeit.de/2023/28/krankenhausreform-medizinische-versorgung-personalmangel
Die Statistikzahlen sind, wie sie sind. Auch dass die Anzahl der Belegtage pro Bett zurückgegangen ist, dass die ambulanten Fälle dagegen nur leicht zugenommen haben.
Dennoch ist eine der Ursachen die nicht ausreichende Finanzierung durch Krankenkasse/Bund und auch die nicht Berücksichtigung der Vorhaltekosten.
Daher braucht es die Reform, dringende denn je und eine differenzierte Betrachtung zwischen Stadt und Land.
Daher muss alles getan werden, um das Josef zu retten.
Da haben sie vollkommen Recht. Der heutige Leitartikel der Main Post "Markus Söder amüsiert die Wähler zu Tode" passt da wie die Faust auf Auge.
Wie sich diese Personen, deren Priorität Soziale Medien sind, mit "all ihrer Kraft" für Lösungen im Gesundheitssystem einsetzen kann ich wirklich nicht sehen.
Ist es nicht wirklich so, je mehr sich Politiker in den Sozialen Medien (und Stammtischreden) mit Belanglosigkeiten verlieren, desto weniger Zeit bleibt Zeit für echte Politikerarbeit.
ich finde schon, dass da Politiker aller Parteien in Verantwortung stehen. Deshalb habe ich geschrieben: „Liebe Frau Gerlach, ich schreibe heute Ihnen als der verantwortlichen bayerischen CSU-Gesundheitsministerin. Aber ja, dieser Brief hätte genauso gut auch an die zuständigen SPD-Politiker in Berlin gehen können an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und seine Staatssekretärin, die unterfränkische Ärztin Sabine Dittmar.“ Beste Grüße, Michael Czygan
Schönen Sonntag
Dann hätten sie einfach ihre Überschrift anders formuliert!
für die Gesundheitsversorgung der Region Main-Rhön wäre es besser gewesen, Ihren Brief mit der Fürsprache zur Schließung von St. Josef nicht an die bay. Gesundheitsmin. zu versenden.
SW hätte dann nur noch eine Klinik, aber WÜ m.W. acht! Beides sind Oberzentren mit Schwerpunktversorgung für fast gleichgroße Regionen: Region WÜ 507.000 Ew./Main-Rhön 436.000 Ew. (2019). Da die Uniklinik 1.438 Betten hat, müssten nach Ihrer rein einwohnerbezogenen Argumentation alle anderen 7 WÜer Kliniken schließen. Zudem kommt nach WÜ ein neuer Uniklinikbau für 1,2 Mrd. Das Versorgungs-Ungleichgewicht zw. beiden OZ bzw. Regionen wird immer größer! Was steckt hinter Ihrer Unstimmigkeit? Lokalpatriotismus? Regionale Rivalität?
Bedenken Sie: Bei Schließung v. St. Josef gäbs im OZ SW nur noch eine(!) Klinik. Was bei einer Katastrophe? Was bei Brand im Leo? Wo sollen die Kranken hin? Ein Damoklesschwert hing über SW.
Für den Katastrophenschutz sind die Länder zuständig!
Ihre Aussagen sind populistisch! Gerade sie betreiben das was sie mit den letzten 5 Worten Ihres Beitrags beklagen!
Einseitige Schuldzuweisungen!
Sie teilen nur aus um sich selbst gut darzustellen auf Kosten anderer und mit Halbwahrheiten!
Sie lassen bewusst Fakten (z.B. Fallpauschalen, Strukturfonds, Zuständigkeiten, die Ihnen bekannt sind, die Versuche eine Reform seit 2013 durchzuführen, usw. ...) weg!
Mit diesem Trumpismus fördern Sie die Verdrossenheit!
Spahn hat bereits 2013 darauf hingewiesen! Und das was Sie als Reform der Ampel wünschen, wird das Land schwächen und die Städte versorgt bleiben! So wie ihre Stadtpolitik. Das Land wird vergessen und nicht berücksichtigt!
Dabei hat das Land die selbe Daseinsberechtigung! Sowohl in der KV - aber auch in der PV.