Das Theater der Stadt Schweinfurt bleibt bekanntlich die nächsten Jahre geschlossen. Der Grund: die anstehende Sanierung für 42 Millionen Euro. Diese wird seit Jahren geplant und soll im nächsten Jahr beginnen, im Herbst wird der Bauantrag vorgelegt. Doch reicht die Kostenschätzung? FDP-Stadtrat Georg Wiederer hat da Zweifel und schickte einen entsprechenden Fragenkatalog an den Oberbürgermeister, den Baureferent Ralf Brettin nun im Stadtrat beantwortete.
Der Anlass für Wiederers Sorge war vor einigen Monaten eine Meldung, dass die Sanierung des Mainfrankentheaters in Würzburg nicht wie geplant 71,6 Millionen Euro, sondern bis zu 96,5 Millionen Euro kosten könnte. Die Mehrkosten haben vielfältige Gründe, unter anderem wohl Fehler bei der Planung. Den Großteil der Mehrkosten muss Würzburg selbst schultern.
Die Situation in der Domstadt ist mit der in Schweinfurt überhaupt nicht vergleichbar, vor allem deshalb, weil in der Wälzlagerstadt noch keine Baufirma im Theater einen Hammer schwang oder einen Bohrer anschmiss. Außerdem handelt sich in Würzburg weitgehend um einen Neubau. Mit den Arbeiten im Mainfranken Theater ist im August 2018 begonnen worden. Ab 2024 soll es als Staatstheater zur Profilierung des Kulturstandortes Würzburg beitragen.
Der Start der Sanierung in Schweinfurt ist laut Baureferent Brettin für nächstes Jahr geplant, im Herbst erfolgen die europaweite Ausschreibung und die Genehmigung des fertigen Bauantrags. Außerdem erwartet man dann auch die Förderbescheide der Regierung von Unterfanken. Fertig sein soll die Sanierung zur Spielzeit 2024/25.
Was kann die Stadtverwaltung tun, um Mehrkosten zu vermeiden?
Zu den konkreten Vorgängen in Würzburg konnte und wollte sich Ralf Brettin nicht äußern. Grundsätzlich gehe man in Schweinfurt aber einen anderen Weg dahingehend, dass die Stadt durch das so genannte VGV-Verfahren einen Generalunternehmer beauftragte habe, der die Planung verantworte und man so nicht mehrere Planer habe, sondern einen Verantwortlichen.
Der Baureferent ist zuversichtlich, dass man aufgrund der langen Planungsphase in Schweinfurt und der sehr genauen Untersuchung des Gebäudes die Risiken gut einschätzen könne. Man werde bei der Ausschreibung auch eine Bepreisung der Einzelposten vornehmen und dann sehen, ob die Kostenschätzung richtig war oder nicht. Natürlich habe man im Moment aber mit den Kostensteigerungen bei Materialien wie Holz oder Stahl zu kämpfen, allerdings nicht in dem Maße, dass das Projekt grundsätzlich gefährdet sei, so Brettin.
Sollte sich herausstellen, dass die Kosten von vorneherein deutlich über der Schätzung liegen, habe die Stadt viele Instrumente, dagegen zu steuern, versicherte er. Bereits bei der Haushaltsberatung im vergangenen Jahr hatte die Stadt alle großen Projekte auf den Prüfstand gestellt, teilweise geschoben, manche wie zum Beispiel die Sanierung des Kassengebäudes am Rathaus auch ganz gestrichen.
Die Gewerbesteuer fließt aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr so wie früher
Nachdem im Februar dieses Jahres entschieden wurde, auch wegen Brandschutz-Themen das Theater nach dem Ende des Corona-Lockdowns nicht wieder zu öffnen, nutzten die Mitarbeiter die Zeit und räumten das Gebäude schon, bauten unter anderem die Sitze im Zuschauerraum ab.
Die Sorgen von Georg Wiederer sind in der finanziellen Lage der Stadt begründet. Im Jahr 2020 war Schweinfurt von allen kreisfreien Städten Bayerns am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen, da die Gewerbesteuer-Zahlung massiv einbrach. Nur ein kommunaler Rettungsfonds von Bund und Freistaat rettete die Bilanz. Aufgrund der Finanzen gab es für das Jahr 2021 einen Sparhaushalt mit Kürzungen der freiwilligen Leistungen von 20 Prozent, striktem Kostenmanagement und der Überprüfung aller Großprojekte.
Stadt muss 10,1 Millionen Euro aus dem eigenen Haushalt aufbringen
Der Stadtrat hat sich einstimmig für die Sanierung des Theaters ausgesprochen, da das finanzielle Risiko aufgrund der Machbarkeitsstudie und des Planungsstandes von Seiten der Finanz- und der Bauverwaltung als gering angesehen wird. Bei momentan geschätzten 42,7 Millionen Euro Baukosten für die Sanierung unter anderem der maroden Haustechnik, der Bühnentechnik, des Kupferdaches und des Brandschutzes geht die Stadt von 75 Prozent Förderung der so genannten zuwendungsfähigen Kosten aus. Das wären 31,6 Millionen Euro vom Freistaat.
Außerdem gibt der Bezirk eine Million Euro dazu. Für diese Förderung hatte sich unter anderem der Schweinfurter CSU-Bezirksrat Stefan Funk stark gemacht. Die Stadt müsste für die Sanierung des Theaters nach derzeitigen Berechnungen 10,1 Millionen Euro aus dem eigenen Haushalt aufbringen.