Ein Kostensprung von ursprünglich 71,65 Millionen Euro um 24,85 Millionen Euro auf 96,5 Millionen Euro, eine Bauzeitverlängerung um zwei Jahre bis 2024 und eine Verdreifachung des städtischen Eigenanteils von elf Millionen Euro auf knapp 31 Millionen: Beim Neubau und der Sanierung des Mainfranken Theaters in Würzburg scheint einiges aus dem Ruder zu laufen.
Als Dirk Terwey, Geschäftsführender Direktor des künftigen Staatsheaters, diese Nachrichten am Montag vergangener Woche im Werkausschuss Mainfranken Theater des Würzburger Stadtrates verkündete, gab es betroffene Mienen. Denn bereits im Dezember vorigen Jahres waren die Kosten schon einmal nach oben korrigiert worden, auf damals 85 Millionen Euro. An diesem Donnerstag wird der Gesamtstadtrat informiert.
Und die Maßnahme wird nicht nur teurer, sie dauert auch länger. Die schon für den Sommer 2020 geplante Eröffnung des neuen Kleinen Hauses verzögert sich laut Terwey mindestens bis Ende dieses Jahres. Und die Sanierung des Bestandsbaues, geplantes Bauende Herbst 2022, wird nicht vor 2024 abgeschlossen sein.
Wer trägt die Schuld daran? Für Terwey ist klar: die Planer. Gestörte Abläufe im Baustellenbereich seien nämlich die Gründe für die Zeitverzögerung und die Kostensteigerungen, erklärte er im Ausschuss. Zudem gebe es Themen, die in der Kostenberechnung der Planer nicht enthalten gewesen seien. Der Geschäftsführende Direktor bezifferte die Summe, die im Verantwortungsbereich der Planer liege, auf rund 9,8 Millionen Euro.
Was, wo und warum genau teurer geworden war, wurde im öffentlichen Teil der Sitzung mit dem Hinweis, dies seien vertrauliche Vertragsbestandteile, nicht gesagt. Darüber wurde im anschließenden nichtöffentlichen Teil gesprochen, zu dem auch die Presse nicht zugelassen ist.
Architekt Detlef Junkers von der Hamburger PFP Planungs GmbH hatte in der Sitzung die Vorwürfe gegen sein Büro zurückgewiesen. Es habe viel gegeben, was man vorher nicht gewusst habe, versuchte er die Steigerung zu begründen. Vor allem der Abriss des Bestandbaus gestalte sich umfassender als gedacht. Niemand habe zum Beispiel erwartet, dort noch die Fundamente des Ludwigsbahnhofes zu finden, deren Entfernung alleine mit zwei Millionen Euro zu Buche geschlagen habe.
Auch die Anpassung der Fluchtwege an neue Vorgaben sei teurer geworden, als vorgesehen. Diese Kosten waren aber laut Terwey im Herbst schon mit einberechnet worden. Auf Anfrage dieser Redaktion wollte sich Junkers am Telefon aber nicht weiter zu den Vorwürfen Terweys äußern. Er verwies auf seine Aussagen in der Ausschusssitzung.
Die nicht nachförderfähigen Kostensteigerungen bleiben voll bei der Stadt 'hängen'
Für Stadtkämmerer Robert Scheller ist die Kostenentwicklung eine bittere Pille. "Mit Steigerungen in dieser Höhe habe ich nicht gerechnet", sagt er. Zudem es Kostenberechnungen gegeben habe, die dem Förderantrag zugrunde lagen und eine Kostenobergrenze, die mit dem Planungsteam vereinbart gewesen sei.
"Die nicht nachförderfähigen Kostensteigerungen bleiben voll bei der Stadt 'hängen' und werden über lange Zeit unsere Finanzkraft herausfordern", befürchtet er. Denn komme es zu keiner Nachförderung, würde der städtische Anteil von ursprünglich elf Millionen Euro auf nun rund 30,9 Millionen Euro ansteigen. "Diese Finanzierungslücke kann meiner Einschätzung nach nur durch einen Kredit geschlossen werden", befürchtet er. Dies zu finanzieren werde weit über 2024 hinausgehen. Näheres lasse sich aber erst sagen, wenn klar sei, ob es eine Nachförderung gebe.
"Diese Kostensteigerungen konnten weder vom Bauherrn Eigenbetrieb Mainfranken Theater noch vom Hochbauamt vorhergesehen werden", sagt der Würzburger Kulturreferent Achim Könneke. Einzelne, unvorhersehbare Überraschungen seien bei einem Bau aus den 1960er Jahren allerdings erwartbar gewesen. Leider müssen jetzt aber vor allem im Altgebäude umfangreichere Überplanungen mit erheblichen Kostensteigerungen und Verzögerungen erfolgen, bedauert er. "Hier steht die Frage gravierender Planungsfehler im Raum", sagt auch er.
Deshalb sei jetzt wichtig zu unterscheiden, welche Verzögerungen und Mehrkosten auf "nicht zu vermeidende Überraschungen während des Baus" zurückzuführen seien und wo gravierende Mängel der Fachplaner vorliegen würden, die jetzt spät und teuer korrigiert werden müssen. "Selbstverständlich geht es dabei auch um die Frage, wer wofür als Verursacher in die Haftung genommen wird", sagt Könneke.
Spätestens im Herbst muss der Stadtrat die Finanzierung der Mehrkosten beschließen
"Die Kostensteigerung dürfe aber auf keinen Fall zu Lasten anderer städtischer Kultureinrichtungen und schon gar nicht zu Lasten der Förderung der Freien Szenen und Kultureinrichtungen führen, die in Würzburg vergleichsweise bescheiden gefördert werden", betont der Referent.
An diesem Donnerstag wird nun der Gesamtstadtrat von Achim Könneke über den Sachstand informiert. Denn letztendlich muss der Stadtrat spätestens in diesem Herbst der Finanzierung des Mehrbetrags aus dem städtischen Haushalt zustimmen.
Zumindest kostenfreie Kotztüten sollten für die Bürger noch drin sein, oder?
Was kommt langfristig teurer? Sofortiger Baustopp? Abriss? Kleiner Neubau für ein Dorftheater? Kündigung der vielen Beschäftigten? Warum brauchen wir ein Berufsorchester?
Oder weiterbauen und weiterpfuschen? Mit Millionen an Folgekosten für Mängelbeseitigung?
Wenn der Planer den Schaden verursacht hat, sollte er doch eine Haftpflichtversicherung haben wie jeder kleine Handwerker sie haben muss?
Ich wäre für ein Ende mit Schrecken statt für einen Schrecken mit Ende. Das Theater ist und bleibt ein riesiger Zuschussbetrieb.
Sowas muss eine Stadt, die was auf sich hält, sich aber auch leisten!
Kultur ist nunmal mehr als "fressen und saufen" auf dem Weinfest bei gemütlicher Blasmusik!
Und ansonsten ist auch eines der großen Probleme in Deutschland - und da kann Würzburgs Stadtverwaltung nun am allerwenigsten dafür - unsere Klage-, Mecker- und Motz-Un-Kultur!
Gegen alles wird geklagt, Einspruch eingelegt, hinausgezögert! Jeder Tag Verzögerung kostet Geld, verursacht Teuerungen usw.!
Und wie lange es oft dauert zwischen der Idee (und der damit verbundenen Kostenschätzung) und der dann tatsächlichen Ausführung - das können schon mal ein paar Jahre werden - und die Kosten steigen zwischenzeitlich massiv - während sich viele blauäugig immer noch einbilden, die mal vor Jahren genannten Kosten wären noch realistisch - und fallen dann aus allen Wolken, wenn's hinten und vorne nicht mehr stimmt!
Dabei bitte nicht vergessen: Egal ob Würzburg auf den Kosten sitzen bleibt, die Fördermittel erhöht werden oder Versicherungen ggf. Regressansprüche an die Planer decken müssen:
Das Geld kommt in jedem Fall vom steuerzahlenden Bürger!
Das sind keine Planungsfehler sondern SYSTEMFEHLER:
1. Bauten aus den 60er Jahren ff. sind nicht sanierbar
2. ...erst Recht nicht bei laufenden Betrieb (wie hier des Kleinen Hauses)
NEUER WEIN IN ALTE SCHLÄUCHE!
Das Foto in die Oeggstraße, mit den maroden Kellern, sagt alles! Sofern da der Teilabbruch schon abgeschlossen ist, baut man da neu drauf! Du liebe Zeit! Das wird die nächste finanzielle Zeitbombe für die nächste Generation. Man ist dann vielleicht endlich klug geworden und reißt das ganze Gerütsch ab und baut woanders ein ganz neues Theater - so man noch Geld dafür hat und so was politisch überhaupt noch durchsetzbar ist. Dann wurden ca. 100 Mio. sinnlos in den Sand gesetzt.
Es scheint derzeit einen Überbietungswettbewerb des städtischen Versagens zwischen WÜ und SW zu geben, nach dem Motto: wer hinterlässt die meisten Schulden & Bauruinen?
Ausnahmen waren z. B. OB J. Vogel in München und OB G. Grieser, die in Schweinfurt das städtische Bauwesen mit ureigenen Ideen führte: Museum Schäfer NICHT in den Ebracher Hof, sondern Neubau und Ernst-Sachs-Bad NICHT sanieren, sondern Nutzung als Kunsthalle und Bad-Neubau.
Mir fällt da jetzt spontan Stuttgart 21 oder BER ein, soll heißen, dass ist ein Deutschlandweites und nicht nicht nur ein Würzburger Problem
Die Elbphilharmonie wäre auch noch zu erwähnen. Das war nicht immer so - man denke an Rhein-Main-Flughafen, Münchner Olympiastadion, Flughafen Franz-Joseph-Strauß, etc. Sondern es ist ein Phänomen des 21. Jh. und widerspiegelt die Orientierungslosigkeit der heutigen Zeit. Milliarden wurden bereits sinnlos verbrannt, weil man sich in 1000 Details und falschen Perfektionismus verzettelt und nicht mehr sieht, worauf es wirklich ankommt. So wie beim Mainfrankentheater NEUBAU STATT SANIERUNG, wo man einen schönen Schein auf eine brüchige Grundlage setzt. Das Foto mit Blick in die Oeggstraße spricht Bände.
Jeder Azubi eines kaufmännischen Berufes hätte es mit sicherheit besser gekonnt.
Und zudem sieht das Theater ja auch noch aus wie die Verwaltung einer Kläranlage aus.
Kein Flair wie die Oper von Sidney oder die Wiener Staatsoper.
Teufel noch eins, es sind die Gelder des Steuerzahlers, also unser aller Geld.
diese Geheimniskrämerei deutet doch auf "undurchsichtiges Gewurstel" hin. Stadtrat und andere Beteiligte haben gefälligst die Pflicht, hier die H..en runter zu lassen und zu ihrer Unfähigkeit, einen solchen Bau planen und durchzuführen zu stehen und die Fakten offen zu legen. Nichts anderes!
Am besten sofort abbrechen oder eben schauen wie das ursprüngliche Budget eingehalten wird. Da gibt es eben ein paar Dinge nicht die ursprünglich geplant waren. Ein Raum reicht auch aus.