zurück
Schweinfurt
Landesgartenschau 2026: Schweinfurt diskutiert über ein mögliches Aus und ein neues Bürgerbegehren
Freie Wähler und FDP luden ein, um mögliche Ausstiegsszenarien zu diskutieren. Doch am Ende des Abends stand eine ganz andere Frage im Fokus.
Beim Bürgerforum in der Schweinfurter Stadthalle ging es einmal mehr um die Frage, wie man noch aus der für 2026 geplanten Landesgartenschau aussteigen könnte.
Foto: Lisa Marie Waschbusch | Beim Bürgerforum in der Schweinfurter Stadthalle ging es einmal mehr um die Frage, wie man noch aus der für 2026 geplanten Landesgartenschau aussteigen könnte.
Lisa Marie Waschbusch
 |  aktualisiert: 11.02.2024 11:52 Uhr

Zumindest in einem Punkt sind sich die Gegner und Befürworter der Landesgartenschau (LGS), die sich am Dienstagabend in der Stadthalle Schweinfurt versammelt hatten, weitestgehend einig gewesen: Auf der gut zehn Hektar umfassenden Fläche im Nord-Westen der Ledward-Kaserne soll etwas Grünes entstehen. Auch unabhängig von einer LGS.

Der ursprüngliche Grund, warum man überhaupt erst zusammengekommen war, sollte die Frage sein, wie die LGS 2026 in Schweinfurt – das Herzensprojekt von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) – noch zu verhindern ist. Etwa 75 Gäste waren gekommen, um darüber zu diskutieren. Das Ziel der Veranstalter Freie Wähler und FDP: über ein erneutes Bürgerbegehren einen Bürgerentscheid zu starten. Und so viel sei schon gesagt: Am Ende des Abends ging es vielmehr darum, ob die LGS überhaupt verhindert werden sollte.

LGS-Kritiker legen Fokus auf Natur und Klimaschutz

Aber von Anfang an. Im Zentrum der Kritiker am Dienstagabend: die Natur und der Klimaschutz. "Wir sind nicht grundsätzlich und prinzipiell gegen Landesgartenschauen", sagte etwa Edo Günther, Schweinfurter Kreisgruppenvorsitzender des BUND Naturschutz, und verwies auf die LGS in Würzburg im Jahr 1990. "Die hatte den Charakter der Nachhaltigkeit." Was die Planung in Schweinfurt angehe, so könne man viel Geld in den Sand setzen. Aber: "Man kann mit dem Geld auch viel für das Klima in unserer Stadt bewirken", sagte Günther. "Nach derzeitigen Kenntnisstand sind wir nicht für eine weitere Unterstützung der vorliegenden Planung."

Manfred Röder von der Lokalen Agenda 2030 verwies auf die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele, denen sich die Schweinfurter Stadtpolitik verpflichtet habe. "Dafür ist aktiver Klimaschutz notwendig und keine Show", sagte er. Für das Erreichen der Ziele sei die LGS "eine Fake-Veranstaltung", für den Klimaschutz sogar schädlich. "Nehmt das Geld lieber in die Hand und investiert in eigene erneuerbare Energien, in eine grüne Stadt, in eine klimafreundliche Mobilität." Die Stadt sei durch die Organisation der LGS personell so beeinträchtigt, dass sie diese so notwendigen Aufgaben weder bearbeiten noch lösen könne, meinte Röder.

Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) betonte, man habe schon vor Jahren dafür gekämpft, dass der Klimawandel ernst genommen werde. Die aktuelle Planung stimme sie nachdenklich. "Der Kampf für oder gegen die LGS wird für uns nur gehen, wenn klar ist, dass für die Natur und für das Klima gekämpft wird."

Aus Händlersicht sprach Axel Schöll, Schweinfurter Kreisvorsitzender des bayerischen Handelsverbands. Er betonte, dass der Einzelhandel klar gegen die LGS sei. Es sei, anders als es immer wieder hervorgeholt werde, nicht so, dass eine LGS den Handel antreibe.

Bürgerpark sollte nicht abhängig von Landesgartenschau sein

Für Michael Umhöfer, Kreisverband SPD Schweinfurt, und Andrea Greber von der Linken sollte die Errichtung eines Bürgerparks nicht abhängig von einer LGS sein. Zu Beginn habe die Linken-Fraktion zwar für die LGS gestimmt, mit dem Ziel, eine Naherholungsmöglichkeit für die Bürgerinnen und Bürger des Musikerviertels zu schaffen. Greber sagte jedoch: "Ein Naherholungsgebiet ist weiter unser Ziel, eine LGS ist dafür nicht zwingend erforderlich."

Das Gelände im Nord-Westen der Ledward-Kaserne, das für die Landesgartenschau 2026 vorgesehen ist.
Foto: Marcus Schlaf | Das Gelände im Nord-Westen der Ledward-Kaserne, das für die Landesgartenschau 2026 vorgesehen ist.

Umhöfer kritisierte, dass durch die LGS wichtige Projekte, wie etwa der Umbau des Hauptbahnhofs, auf der Strecke blieben. "Welchen Eindruck Bahnfahrende bei der Ankunft in Schweinfurt bekommen, wissen Sie alle", richtete er sich ans Publikum. Es ging ihm vor allem auch um die finanziellen Risiken: "Die bloße Gefahr ist zu hoch, sich für die LGS zu verschulden und dabei 30 Jahre gebunden zu sein, um etwas zu erreichen, das weitaus kostengünstiger, schneller und zielgerichteter erreicht werden kann", so Umhöfer.

Genau diese zeitliche Bindung erwies sich für Schweinfurts Dritte Bürgermeisterin Ayfer Rethschulte als LGS-Befürworterin als besonders wichtig. Dadurch sei gewährleistet, dass in den 30 Jahren nichts darauf gebaut werde. Für sie gehe es im Falle eines Ausstieges augenscheinlich darum, "eine Grünfläche zu schaffen und es nachher wieder rückgängig zu machen".

Was kommt, wenn man die LGS ablehnt?

Bei der Veranstaltung kristallisierte sich immer mehr die Frage heraus: Was kommt, wenn man die LGS ablehnt? Die Frage nach den Alternativen. Grünen-Stadtrat Reginhard von Hirschhausen betonte, dass es inzwischen sechs Gruppierungen gebe, die gegen die LGS stehen. Davon seien nicht alle dafür, die Fläche grün zu lassen. "Meine Prognose: Wenn die LGS kippt, kippt auch vieles mit." Er sei sich sicher, dass die Fläche dann wieder versiegelt werde. Auch CSU-Stadtrat Florian Dittert, der sich klar für die LGS aussprach, betonte, dass er nicht möchte, dass die Fläche versiegelt werde.

Bedenken kamen aus dem Publikum: "Wie kann ich dagegen stimmen, wenn ich nicht weiß, was danach kommt?", fragte ein Besucher. Freie-Wähler-Pressesprecher Jochen Keßler-Rosa, der die Veranstaltung moderierte, antworte darauf, dass man die Frage der Alternativen zwar beantworten müsse, das aber nur Sinn mache, wenn die LGS mehrheitlich abgelehnt werde.

Erstes Bürgerbegehren 2019 scheiterte am Quorum

"Ich kann es nicht anhören, dass wir jetzt schon den Platz, den wir noch gar nicht haben, verbauen", sagte Stadtrat Stefan Labus (Freie Wähler). "Lasst uns erst einmal die LGS ablehnen." Dies gehe nur über ein Bürgerbegehren. "Wir brauchen 2400 Unterschriften und dann bringen wir den Stadtrat zum Nachdenken."

Ein erstes Bürgerbegehren im Januar 2019 scheiterte am Quorum, damals sollten die Schweinfurterinnen und Schweinfurter darüber entscheiden, ob sie den Bürgerpark mit Landesgartenschau wollen oder einen parkähnlichen Klimawald. Für letzteren gab es in der Stichfrage 2019 zwar mehr Stimmen; letztlich aber nicht genug, um die für ein Bürgerbegehren erforderlichen 15 Prozent der Wahlberechtigten zu erreichen.

Am Ende der Veranstaltung resümierte Keßler-Rosa, man werde in der Fraktion mit den Stimmen des Abends noch einmal in sich gehen und überlegen, wie es weitergehe. "Nicht mit dem Kopf durch irgendeine Wand." 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Lisa Marie Waschbusch
Bürgerbegehren
Christlich Soziale Union Bayern Werneck
Edo Günther
FDP
Jochen Keßler-Rosa
Klimaschutz
Landesgartenschau Kronach
Sebastian Remelé
Stadt Schweinfurt
Stadthalle Schweinfurt
Stefan Labus
Ziele für nachhaltige Entwicklung
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • christopher
    Sehr sympathischer und engagierter Kommunalpolitiker dieser Stefan Labus 👍🏻
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • grassho
    ... also ich wünsche mir lieber in ganz SW sichere Fahrradwege als eine LaGa und dies besser heute als morgen ....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dbuettner0815@gmail.com
    Schlechter Vergleich!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • grassho
    NEIN...sehr guter Vergleich!!! Denn an der fehlenden weil aufhörenden Radwegen und den ständigen Geisterfahrten (Gefahr für sich selber und diejenigen, die sich an Regeln halten) ist zu sehen wie lange massive Probleme bestehen und zur Seite geschoben werden - zu Lasten der Bevölkerung. Ein mehr als fragwürdiges Projekt wird angeschoben und es wird gehofft es wird gut gehen und alle Probleme lösen sich.
    Die Stresmannstr. ist zumindest besser geworden als sie davor war. SW weiß wo die Probleme sind und sie gehören angepackt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dbuettner0815@gmail.com
    Hier geht es um einen Park zur Verbesserung der Lebensqualität und nicht um Straßen oder Radwegebau!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • grassho
    Nein es geht um Geld für Wichtiges und dazu gehört eine LaGa NICHT!!! Die Ledward kann sicher kostengünstiger umgestaltet und entsiegelt werden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dbuettner0815@gmail.com
    Es wird Zeit für Frau Schneider endlich mal das Feld zu räumen. Ständig kritisieren und Mehrheitsbeschüsse nicht akzeptieren. Furchtbar solche Menschen! 👎
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dbuettner0815@gmail.com
    @redaktion: Die Überschrift ist falsch! Nicht Schweinfurt, sondern eine querulante Minderheit grübelt!🙈
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dbuettner0815@gmail.com
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dbuettner0815@gmail.com
    Die LGS wird von der Oppostion kaputt gemacht. Der Stadtrat hat mehrheitlich für die Durchführung gestimmt. Anstatt das demokratische Ergebnis zu akzeptieren torpedieren einige Stadträte ständig die LGS. Gaaanz schlechter Stil!!! 👎👎👎Schämt Euch!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Reinshagen153@t-online.de
    "Dafür ist aktiver Klimaschutz notwendig und keine Show"
    M. Röder v. d. Agenda 2030 hat den Nagel auf den Kopf getroffen! (grüne Regenschirme etc.)

    "Umhöfer kritisierte, dass durch die LGS wichtige Projekte, wie etwa der Umbau des Hauptbahnhofs, auf der Strecke blieben."
    Infolge 9-Euro-Ticket sah ich viele Bahnhöfe und ärgerte mich jedesmal über unseren Hbf: Tiefste Provinz! Potthässlich! Schande für SW!

    LGS-Befürworterin A. Rethschulte: "Dadurch sei gewährleistet, dass in den 30 Jahren nichts darauf gebaut werde."
    Wo dann? Am Stadtrand? Im Umland? Wäre das besser? SW ist Oberzentrum, mit zentralen Aufgaben durch die Landesplanung, wie Hochschulen u.v.m. Bebauung kann auch umweltbewusst erfolgen: mit Alleen, Hainen, Brunnen, Teichen, schattigen Plätzen, die weder im Sommer ausbrennen, noch im Winter veröden! Gute Stadtplanung verbindet BEIDES - schlechte schafft NICHTS: die LGS ohne Wasser hinterlässt 30 Jahre verbrannte Erde.

    Nicht immer das Eine gegen das Andere ausspielen!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Reinshagen153@t-online.de
    MP 16.09.22 mit Ankündigung des Bürgerforums der FW:

    "Großflächige Bau eines Innovations- und Gründerzentrums für Technische Hochschule, Fraunhofer-Institut, Start-up-Unternehmen sowie die Wälzlagerindustrie Schweinfurts."

    Davon ist in diesem Artkel nichts mehr zu lesen und es kam prompt Kritik über einen fehlenden Vorschlag zur Nachnutzung! Die FW sollten sich von diesem für die Zukunft SW's wichtigen Vorschlag, im Kontext zu Pia Jost (hoffentlich wird sie OB-Kandidatin) nicht durch den grünen Mainstream abbringen lassen. Dieser produziert nur Worthülsen, hat keine Ahnung von Landes- & Stadtentwicklung (Carus Allee ohne Erschließungsstraße u.v.m.) . Was brachte die (Bau)Verwaltung mit ihren grünen Schlagworten seit vielen Jahren zu Wege: Stillstand, Pleiten, Pech, Pannen. Mit LGS käme auch noch Misswirtschaft hinzu, mit verbrannter Erde, die dem Steuerzahler 20 Mio(?) kostet - als ein 30 Jahre währendes Mahnmal, wohin Schlagworte, Halbwissen zur Stadtplanung & Zeitgeist führen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten