Nach 179 Tagen hat die Bayerische Landesgartenschau (LGS) in Würzburg am Sonntagabend ihre Tore geschlossen. Rund 700 000 Besucher haben das ehemalige US-Militärgelände seit April besucht. Gerechnet hatten die Veranstalter mit einer Million.
Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) und Roland Albert, Vorsitzender der Bayerischen Landesgartenschau Gesellschaft in München, gaben sich am Ende der fünfmonatigen Großveranstaltung vor der Presse höchst zufrieden. Dass knapp 30 Prozent weniger Besucher gekommen sind, solle nicht im Fokus der Bilanz stehen.
Laut OB ist LGS die "Einweihungsparty"
„Was zählt ist die neue Grünanlage, die wir ohne die LGS so nicht bekommen hätten“, erklärte Schuchardt. „Ein Haus wird ja auch nicht nach dem Gelingen der Einweihungsparty bewertet.“ Mit der fünfmonatigen Schau sei der neue Stadtteil Hubland eingeweiht worden. Hier wohnen und arbeiten künftig mehrere Tausend Menschen. Sein Herzstück ist der Wiesenpark, in das die LGS das ehemalige Militärgelände verwandelt hat.
„Diese Gartenschau hat so polarisiert wie kaum eine andere“, sagte LGS-Geschäftsführerin Claudia Knoll von der Bayerischen Landesgartenschau Gesellschaft in München. In den vergangenen 24 Wochen habe sie viele kritische, aber auch viele begeisterte Besucher erlebt. Auf dem 28 Hektar großen Gelände dominieren Wiesen. Schwerpunkte waren Nachhaltigkeit, Klimawandel und Städtebau. Manche Besucher fanden dieses Konzept toll, andere nicht. „Würzburg hat sich hier von einer modernen und zeitgemäßen Seite präsentiert“, sagte Knoll. So habe man auch eine neue Zielgruppe erreicht: 5000 der 22 000 Dauerkarten kauften Jugendliche.
Zwei Millionen Euro Defizit
Als „Spagat“ bezeichnete der städtische LGS-Geschäftsführer Klaus Heuberger die Herausforderung, Bedürfnisse einer Großveranstaltung mit Wünschen des Städtebaus zusammenzubringen. Gestaltet wurde das Gelände in Nachbarschaft der Würzburger Universität nach einem Wettbewerb, in den auch die Ideen und Wünsche der Bürger eingeflossen sind. Heuberger: „Auf dieses Gelingen können wir stolz sein.“
Dass dennoch weniger Besucher als erwartet kamen, erklärten die Verantwortlichen vor allem mit der Hitze. Außerdem sei es nicht gelungen, allen Besuchern das Konzept nahe zu bringen. Als Konsequenz wird die Durchführung der LGS der Stadt Würzburg etwa zwei Millionen Euro mehr kosten. Gerechnet hatte man mit einem städtischen Zuschuss von 800 000 Euro.
„Zum ersten Mal in unserer Geschichte müssen wir mit einem Defizit vor den Stadtrat treten“, sagte Claudia Knoll. Die Bayerische Landesgartenschau Gesellschaft führt die Ausstellungen im Freistaat seit 1980 federführend durch. In der Nachbereitung werde man sich damit beschäftigen, ob und was man hätte anders machen können.
Ingolstadt wird Gastgeber 2020
Am letzten Tag der Ausstellung übergab Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) die Fahne an den Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Lösel. Ingolstadt wird in zwei Jahren Gastgeber der nächsten LGS sein. Die 28 Hektar Ausstellungsgelände am Hubland werden bis Januar Baustelle. Danach kann die Öffentlichkeit den Park nutzen.
Zum Abschluss strömten am Sonntag 7500 Besucher ans Hubland. Die Würzburgerin Ingrid Heger bedauert das Ende der LGS. Die Rentnerin war mit ihrem Mann in 179 Tagen 160 Mal auf dem Gelände und freute sich an Schmetterlingen, Bienen und seltenen Pflanzen. Wie lautet ihre Bilanz? „Mir bleiben die Erinnerung an einen wunderbaren Sommer und drei Fotoalben mit Bildern.“
@mainpost und polarisiert ... die Mainpost selber hat viel zu diesem Trend beigetragen und nicht den üblichen regionalen Antriebsmotor in der Presse gespielt ... LEIDER!
3 Jahre vor LGS-Beginn war der erste Spatenstich. Spätestens da muss man als erste Maßnahme möglichst große Bäume aus Baumschulen pflanzen und nicht erst ein Jahr vor Eröffnung - ein schlechtes Management! Noch besser wäre gewesen, größere Bäume im Umfeld, die aus irgend einem Grund obsolet wurden (z. B. Neubau) oder durch deren Entnahme eine ökologisch wertvollere Lichtung entstünde, zu versetzen. Sehr gute Parkanlagen sehen so aus, als seien sie schon immer da gewesen. Auch mit Wasser, Teich und Springbrunnen - was fehlte.
Wurde überhaupt ein Brunnen gegraben oder wurde mit Leitungswasser bewässert? Dann würde mich die Wasserrechnung der LGS interessieren. Bitte an die MP um Recherche. Es war mancherorts im Sommer sogar verboten, Gärten zu bewässern.
Die Hitze ist eine Ausrede. Ein schöner Park ist im Sommer der kühlste und angenehmste Ort in einer Stadt. Fürst Pückler versetzte bereits große Bäume in seine neuen Parkanlagen und das geht heute viel einfacher durch Spezialmaschinen. Und wäre ein verregneter Sommer besser gewesen?