
Mit Abschluss der Erschließung des Industriegebietes "An der Mönchstockheimer Straße" ist die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Gerolzhofen um ein Kapitel reicher. Am Freitag wurde das nördliche und letzte Teilstück der Ringstraße offiziell eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben.
Bereits 2015 hatten die ersten Arbeiten an dem neuen Industriegebiet, das zwischen der B 286 und der Staatsstraße liegt, begonnen. Zu jenem Zeitpunkt besaß die Stadt so gut wie keine Grundstücke mehr für Firmenansiedlungen. So entschloss sich der Stadtrat, zusätzlich zur Erweiterung der Gewerbeflächen "An der Alitzheimer Straße" ein weiteres Gebiet auszuweisen.
Erste Erschließungsarbeiten im Jahr 2015
Der Bebauungsplan reicht sogar bis 2002 zurück, erschlossen wurde das mehr als 100.000 Quadratmeter große Industriegebiet aber erst in den vergangenen neun Jahren in drei Bauabschnitten. Zwischenzeitlich gab es zahlreiche Umplanungen, unter anderem bei der Straßenführung.
Bei einer Feier anlässlich der Straßenfertigstellung am Freitag blickte Bürgermeister Thorsten Wozniak nochmals zurück. Er erinnerte dabei an die Einweihung der südlichen Schleife der Ringstraße im Frühjahr 2017. Als zweite Etappe folgte im Dezember 2022 der Bau der Linksabbiegerspur an der Staatsstraße 2275 sowie die Verlegung des Radwegs.
In diesem Sommer wurde nun die Straße um eine nördliche Schleife erweitert und komplett fertiggestellt, außerdem die Deckschicht im gesamten Industriegebiet neu asphaltiert und eine dortige Hochspannungsleitung in den Erdboden verlegt. Allen daran beteiligten Baufirmen, Behörden und Planungsbüros dankte Wozniak für die Umsetzung des Vorhabens.

Zusätzlich wurde ein ehemaliger Flurweg, der das heutige Schäflein-Grundstück durchtrennte und weichen musste, verlegt. Was zu einem Rechtsstreit mit zwei Aussiedlerhöfen führte, auf den der Bürgermeister bei der Einweihung nicht einging. Das angestrengte Eilverfahren der Landwirte wurde zwar abgelehnt, die Klage ist aber nicht beigelegt, wie er am Rande der Veranstaltung wissen ließ.
Deutlich mehr Gewerbesteuer und Arbeitsplätze
Gleichwohl sieht die Stadt das Industriegebiet als eine Erfolgsgeschichte. Gut 3,2 Millionen Euro hat sie in die Erschließung investiert. Geld, das sich offenbar schon ausgezahlt hat, wie Wozniak andeutete. Fast alle Grundstücke An der Mönchstockheimer Straße sind zwischenzeitlich verkauft und größtenteils bebaut, nur für eines fehlt der notarielle Abschluss.
Die Gewerbesteuereinnahmen sind auf einen neuen Höchststand mit 4,25 Millionen Euro gestiegen. Man sei dringend darauf angewiesen, "um unsere Infrastruktur weiter zu erneuern und zu erhalten", betonte Wozniak. Trotz Millioneninvestitionen habe die Stadt seit 2015 ihre Schulden von über elf Millionen auf rund fünf Millionen Euro abbauen können.
Erfreulich ist für ihn eine weitere Entwicklung: Zum September 2023 zählte Gerolzhofen 3722 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. "So viel wie nie zuvor", frohlockte der Bürgermeister über den neuen Rekord. Damit sei die Stadt "erstmals die Nummer eins im Landkreis Schweinfurt".
Jeder Achte im Landkreis arbeitet in Gerolzhofen
13 Prozent aller Arbeitsplätze im Landkreis befänden sich jetzt in Gerolzhofen und im Stadtteil Rügshofen, obwohl die Stadt lediglich sechs Prozent der Bevölkerung stellt. "Das zeigt, dass die Ansiedlungspolitik vergangener Jahre erfolgreich war", konstatierte Wozniak und lobte nicht nur sich und den Stadtrat, sondern zugleich die Unternehmen.
Überdurchschnittlich gut ist heute die Arbeitsplatzsituation für Einheimische: Ein Drittel arbeitet und lebt in der Stadt; im gesamten Landkreis sind es laut Wozniak nur zwölf Prozent. Die Vorteile, aus seiner Sicht: "Wer vor Ort arbeitet, spart Zeit und Geld und CO2." Binnen zwölf Jahren seien im Stadtgebiet 750 neue Jobs hinzugekommen. Allein im gerade eröffneten Industriegebiet würden mindestens 200 Stellen entstehen. Der Großteil davon, das ist hinlänglich bekannt, im künftigen Logistik- und Dienstleistungszentrum der Schäflein AG, für das vor einem Jahr die Bauarbeiten begonnen haben.
Stadt verfügt derzeit über keine weiteren Gewerbeflächen
Wann Schäflein seinen Betrieb aufnehmen wird, dazu ist bislang nichts bekannt. Auf Anfrage der Redaktion wollte das Unternehmen keinen Termin oder Zeitraum nennen. Der Bürgermeister ging bei der Einweihung nicht auf die laufenden Bauarbeiten und den neuen Großarbeitgeber ein.
Das Bauvorhaben war im Stadtrat 2022 wegen des Flächenverbrauchs nicht unumstritten. Später wurde eine Tektur ungewöhnlicherweise dreimal abgelehnt. Erst im Januar gab es Zustimmung für nachträgliche Änderungen.
Bei allem Erfolg: Der "Run" auf Grundstücke bringt Gerolzhofen jedoch in gewisse Nöte. In allen Gewerbegebieten, so auch "An der Alitzheimer Straße" und "An der Frankenwinheimer Straße", hat die Stadt nach Auskunft des Bürgermeisters keine zu verkaufenden Flächen mehr anzubieten.

Über ein neues Industriegebiet hat der Stadtrat bislang nicht gesprochen. Immerhin befinden sich größere Grundstücke entlang der Alitzheimer Straße, nördlich der Norma, in städtischem Besitz. Womöglich könnten hier, meinte Wozniak auf Nachfrage, Gewerbeflächen ausgewiesen werden.
Landkreis lobt Stadt als wertvolles Wirtschaftszentrum
Bei der Einweihungsfeier überbrachte stellvertretende Landrätin Bettina Bärmann die Glückwünsche des Landkreises. Gerolzhofen habe den richtigen Weg eingeschlagen, lobte sie. Damit der ländliche Raum nicht abgehängt werde, sei es wichtig, sich hier auf die lokale und regionale Wirtschaft zu konzentrieren.

Auf diese Weise könnten Arbeitsplätze für die Menschen vor Ort und in der Region entstehen, sagte Bärmann und verwies zugleich auf die Unterstützung der Wirtschaftsförderung des Landkreises. Für sie steht fest: "Gerolzhofen ist ein wertvolles wirtschaftliches Zentrum im Landkreis Schweinfurt."
Bevor Wozniak und Bärmann zusammen mit mehreren Stadträten und Beteiligten der Planungen und Realisierung ein rotes Band als symbolischen Akt durchschnitten, erhielt das Industriegebiet den Segen der christlichen Glaubensgemeinschaften. Pfarrer Reiner Apel von der evangelischen Erlöserkirche und der Pastoralreferent der katholischen Stadtpfarrkirche, Josef Pohli, überbrachten im Rahmen einer kleinen Zeremonie die besten Wünsche und weihten die fertiggestellte Erschließungsstraße ein.