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Gerolzhofen
Schäflein-Logistikzentrum in Gerolzhofen: Nachträgliche Änderungen am Bauantrag werfen Fragen auf
Tekturanträge des Unternehmens sind im Stadtrat in drei Anläufen gescheitert. Das ist ungewöhnlich. Womöglich stecken dahinter Absichten, die nicht jedem passen.
Das Mitte Dezember 2023 entstandene Bild zeigt die Baustelle des im Industriegebiet 'An der Mönchstockheimer Straße' in Gerolzhofen entstehenden Logistik- und Dienstleistungszentrum des Unternehmens Schäflein.
Foto: Michael Mößlein | Das Mitte Dezember 2023 entstandene Bild zeigt die Baustelle des im Industriegebiet "An der Mönchstockheimer Straße" in Gerolzhofen entstehenden Logistik- und Dienstleistungszentrum des Unternehmens Schäflein.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:12 Uhr

Eine Tektur ist nichts Ungewöhnliches. Es geht dabei um nachträgliche Änderungen eines genehmigten Bauantrags, etwa weil sich Bauflächen verändern oder die Gebäudehülle anders aussehen soll wie zuerst geplant. Meist sind es Kleinigkeiten, die ein Stadt- oder Gemeinderat oft mehr zur Kenntnis nimmt und abnickt, als dass darüber lange diskutiert wird. Allein deshalb sticht die vom Logistikunternehmen Schäflein aus Röthlein eingereichten Tekturen heraus. Der Gerolzhöfer Stadtrat hat diese am Montag bereits zum dritten Mal vertagt.

Vor Beginn der öffentlichen Sitzung tagte der Rat am Montag erst einmal fast eine Stunde nichtöffentlich, weil mit der Tektur mögliche Grundstücksgeschäfte verbunden sind. Anwesend war hinter verschlossener Tür auch Achim Schäflein, Vorstandsvorsitzender der Schäflein AG. Dass dieser Austausch am Montag nicht so endete, wie gewünscht, darauf deutet die eingangs der öffentlichen Sitzung einstimmig beschlossene Vertagung der eingereichten Tektur hin. Diese steht nun für die Sitzung am kommenden Montag, 29. Januar, erneut auf der Tagesordnung, zum vierten Mal.

Keine Aussage des Unternehmens einzuholen

Dies ist doch recht außergewöhnlich, und deutet darauf hin, dass es gerade womöglich nicht ganz einvernehmlich läuft zwischen Stadt und Stadtrat und dem Unternehmen, um dessen Großbaustelle im Industriegebiet "An der Mönchstockheimer Straße" es geht. Von der Unternehmensspitze ist hierzu trotz mehrmaliger Anfragen dieser Redaktion bis Redaktionsschluss keine Auskunft zu erhalten gewesen. Und auch Bürgermeister Thorsten Wozniak muss sich aus Gründen des Datenschutzes – deshalb auch die Behandlung des Themas in nichtöffentlicher Sitzung – mit Angaben zu diesem Fall kurz und knapp halten.

Auf Nachfrage dieser Redaktion fasst er den aktuellen Stand wie folgt zusammen: Zum Bauantrag Schäflein gehöre noch der Grunderwerb von einigen Quadratmetern eines städtischen Grundstücks. Außerdem müsse noch verhandelt werden, ob für erforderliche Feuerwehr-Stellflächen dafür nötige Teile von städtischen Grundstücken verkauft werden sollen. "Hier gab es noch Klärungsbedarf", begründet Wozniak die Verschiebung des Tektur-Beschlusses in der jüngsten Sitzung.

Büroflächen deutlich kleiner als ursprünglich angekündigt

In der zuerst eingereichten Tektur, die zurückgestellt wurde, ging es um ein anderes, womöglich brisanteres Thema. Denn diese Tektur beinhaltete laut Bürgermeister eine Veränderung der jetzt geplanten Büroflächen von knapp unter 500 Quadratmetern auf etwas über 500 Quadratmetern.

Das hört sich nach einer Kleinigkeit an. Doch als der Schäflein-Vorstandsvorsitzende im Dezember 2022 im Stadtrat die Pläne seines Unternehmens für einen seinen Angaben zufolge hochmodernen Gewerbe- und Industriepark in Gerolzhofen vorstellte, hieß es noch, dass in dem Komplex mit knapp 23.800 Quadratmetern auf gut 1400 Quadratmetern Büro- und Sozialräume entstehen sollen. Diese für ein Logistikzentrum vielleicht recht groß erscheinende Fläche außerhalb des Lagers ließen sich damit begründen, dass dort "nicht nur Stapler und Lastwagen" verkehren würden, wie Schäflein dem Stadtrat versicherte.

Bleibt es bei akademischen Arbeitsplätzen?

Stattdessen sprach er von Plänen, am Standort in Gerolzhofen neben dem Logistik-Bereich auch ein Testzentrum für Industrieroboter und ein Angebot zur Ansiedlung von Unternehmensgründungen (Startups) zu schaffen. Unter den geplanten 175 Beschäftigten würden sich auf jeden Fall auch mehrere mit Hochschulabschluss befinden, kündigte der Unternehmenschef auf explizite Nachfrage eines Stadtratsmitglieds an.

Ob sich an diesen Plänen mit der Tektur etwas verändern wird, ob am Ende doch mehr Lager- und weniger Dienstleistungsflächen entstehen werden, und ob es bei der im Stadtrat vorgestellten Anzahl von 30 Lastwagen, die den Standort pro Tag an- und von dort abfahren werden, bleiben wird, dürfte nicht nur die Stadtratsmitglieder interessieren. Von Schäflein selbst ist hierüber bislang nichts öffentlich zu erfahren gewesen.

 
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  • Georg Schulz-Hertlein
    Na so eine Überraschung. Damit hat aber niemand gerechnet. Sicher nur ein unbedeutender Zahlendreher. Warten wir es ab. Mehr kann man ja wohl jetzt auch nicht mehr tun.
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  • Johannes Weisensee
    Das nennt man auch die normative Kraft des Faktischen

    oder auf fränkisch "wie mers macht so is"
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