
Im Sommer 2016 stellten Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) und Baureferent Ralf Brettin den Plan vor, ein Kulturforum am Martin-Luther-Platz zu bauen und die drei wichtigsten historischen Gebäude Altes Gymnasium, Alte Reichsvogtei und Stadtschreiberhaus für ein Stadtmuseum zu sanieren. Die Eröffnung war für 2023 geplant. Nicht zuletzt der Einbruch der Gewerbesteuern und der damit verbundene Sparkurs sorgten für einen Planungsstopp. Ein geplanter Veranstaltungssaal wurde gestrichen. Lange war nichts mehr zu hören.

Doch es geht jetzt langsam ein Stück weiter. Die beiden historischen Gebäude Altes Gymnasium, früher Sitz des Stadtmuseums, und das anschließende Stadtschreiberhaus sollen wieder zur Ausstellungsfläche werden. "Ein gutes Provisorium, nichts Abschließendes", sagte Oberbürgermeister Sebastian Remelé in der Sitzung des Schul- und Kulturausschusses im Oktober, in dem Kulturamtsleiterin Andrea Brandl die Visionen für diesen ersten Teil eines Kulturforums vorstellte, in dem die Exponate des Stadtmuseums neu gesehen werden können.
Brandl hat seitdem mit Andrea Mayer und Daniela Stadelmann weiter an Visionen gearbeitet, wie das aussehen könnte. Je nachdem wie die Bauarbeiten laufen, könnten die ersten Besucher im Frühjahr 2027 kommen. Was sie erwartet, erzählen Andrea Brandl und Daniela Stadelmann bei einem lockeren Gespräch.
Spaß soll der Besuch machen, das ist Andrea Brandl wichtig. "Die Vermittlung muss eine große Rolle spielen." Dazu gehören verschiedene Mitmach-Stationen, aber auch ein Rundgang durch Themen und durch die Zeit sozusagen. Was Brandl und Daniela Stadelmann noch wichtig ist: Es soll um Menschen und ihre Geschichte gehen, immer im Zusammenhang mit Schweinfurt. Der Wilhelm Sattler (1784 bis 1859), Industrieller und Besitzer von Schloss Mainberg, wird so auf Harry Gelbfarb treffen, der im Januar 1956 das erste deutsche Fitnessstudio in Schweinfurt eröffnete. Von der Gründung der Stadt bis in die Gegenwart soll die Bandbreite reichen.

Foyer, fünf Themenräume, einen Ort für Wechselausstellung umfasst das Konzept. Foyer und die Räume stehen jeweils unter einem Titel, der auch ein bisschen neugierig machen soll auf den Inhalt. Pro Thema werden maximal fünf Objekte gezeigt. Die Exponate stammen aus drei Zeitschichten: Reichsstadt, Industrialisierung, Gegenwart. Dazu kommt jeweils ein Leuchtturmobjekt, so Daniela Stadelmann, das einen Aspekt ganz besonders verkörpert. Wie zum Beispiel das Tretkurbelfahrrad von Philipp Moritz Fischer.
Räume werden nicht überfrachtet
Zum Spaß für die Besucher gehört auch, dass die Räume nicht überfrachtet werden. Die Geschichten werden chrono-thematisch erzählt, die Besucherinnen und Besucher verfolgen eine Entwicklung durch verschiedene Epochen. Immer wird zum Rückblick ein Ausblick gehören, der einen Bezug zur Gegenwart schafft. Dazu kommen zwei "Spuren", wie es Daniela Stadelmann nennt: Der Aspekt "Schweinfurt in Bewegung" zieht sich durch die Dauerausstellung. Und Friedrich Rückert spielt eine prominente Rolle und kommentiert das Ganze.


Im Foyer geht es um den Komplex "entdecken und ergründen." Ein Zeitstrahl zeigt die wesentlichen Punkte der Stadtgeschichte. Viel zu entdecken gibt es beim Stadtmodell. Schweinfurt um das Jahr 1800 zeigt die Miniaturstadt im Maßstab 1:500, die dank des früheren Stadtrates Edmund Hornung und verschiedener Sponsoren 2015 in das Stadtschreiberhaus kam.
Warum eigentlich gerade 1800? Die Antwort ist einleuchtend, hieß es in einem Artikel zur "Premiere" des Stadtmodells. Diese Zeit ist gut dokumentiert. Die Historikerin Anika Auer recherchierte intensiv, damit sich Modellbauer Burkhard Hauck aus Haßfurt ein möglichst genaues Bild machen konnte, für seine Plätze, Straßen, Häuser und Kirchen. Es gibt einen Katasterplan aus dem Jahr 1833/34, einen Merian-Stich nach Zeichnungen von 1646. Und auch Aufnahmen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg waren hilfreich.

Im ersten Raum geht es um "ankommen und entfalten". Zuwanderung, Migration, gab es schon immer, sagt Andrea Brandl. Die Reichsstadt sei in der Reformationszeit auch reich geworden, weil sie mit offenen Armen Leute aufgenommen hat, die sich in einem katholischen Umfeld wie in Würzburg nicht so verwirklichen konnten. Schweinfurt sei nach Nürnberg eine Hochburg des Humanismus gewesen, so Brandl. Die Brücke in die Gegenwart schlägt die THWS mit den internationalen Studenten und Studentinnen.

"Glauben und tolerieren" ist das Motto für den zweiten Raum. Mitbestimmen und entscheiden prägt Raum drei. Um Zünfte wird es dort gehen, um Recht und Ordnung, um Politik. Bei "wissen und vermitteln" in Raum vier geht es um Lernen, Bildung. Hier dürfte dann auch die Leopoldina-Akademie, am 1. Januar 1652 in Schweinfurt gegründet, ihren großen Auftritt haben. Der Stadtphysikus Johann Laurentius Bausch und seine drei Mitgründer Johann Michael Fehr, Georg Balthasar Metzger und Georg Balthasar Wohlfahrt beschlossen damals, ein Netzwerk der Neugierigen aufzubauen. Die Leopoldina gibt es übrigens immer noch. Sie ist jetzt die Nationale Akademie der Wissenschaften, sitzt in Halle.

Raum fünf beschäftigt sich mit "arbeiten und erleben". Vereine, Firmen, spielen eine Rolle. Aber es wird auch um Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs gehen. Wechselausstellungen könnten in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv, der Wissenswerkstatt oder dem Arbeitskreis Handwerks- und Industriekultur Schweinfurt (AKI) gestaltet werden.