
Die Nachricht deutete sich zuletzt an, kommt gleichwohl überraschend: Zum Ende des Monats März wird das Coworking-Space "Kreativquartier" seine Türen schließen. Hartnäckig hielten sich seit Wochen entsprechende Gerüchte in der Stadt. Diese bestätigte die Inhaberin jetzt auf Anfrage der Redaktion.
"Ja, leider. Wir schließen zum 31. März", antwortete Ellen Kimmel auf die entsprechende Frage nach einem bevorstehenden Ende. Sie habe die Reißleine gezogen, weil das Vorhaben nicht wie gedacht in Gerolzhofen funktioniere. Zugleich hatte sie bei der Suche nach einem Nachfolger keinen Erfolg.
Erst im Oktober 2023 eröffnete das Kreativquartier
––Lange hatte es gedauert, bis sich der Wunsch der Stadt Gerolzhofen erfüllte, ein Coworking-Space in der Altstadt zu etablieren und damit den Wirtschaftsstandort zu stärken. Nach Jahren der Ideenfindung – zunächst war ein Gründerhaus für Jungunternehmer angedacht – und einer Potenzialanalyse hatte vor knapp zwei Jahren die Unternehmerin Ellen Kimmel plötzlich konkrete Pläne bekanntgegeben.
Ein halbes Jahr später eröffnete ihre Agentur Kreativquartier, deren Hauptsitz sich in Volkach befindet und dort schon länger ein solches Angebot vorhält, eine gleichnamige Filiale in der Gerolzhöfer Altstadt. Und beseitigte damit zugleich einen längeren Leerstand in dem markanten Haus in der Spitalstraße 5.
Groß waren die Hoffnungen mit diesem neuartigen Angebot, das es schon lange in größeren Städten gibt, auf dem flachen Land aber eher selten: Mobiles Arbeiten für Ortsansässige, Auswärtige und Durchreisende war nun auch hier möglich; ebenso konnten Firmen, Vereine und Institutionen die Räumlichkeiten für Workshops, Seminare, Meetings und Treffen anmieten und zur Vernetzung nutzen.
Einer der Hauptmieter wurde der Geo-Treff des Helferkreises, der immer montags eine ehrenamtliche Unterstützung für hilfsbedürftige Personen, Menschen mit Migrationshintergrund sowie Flüchtlingen anbietet. Auch der Bund Naturschutz nutzte regelmäßig die Räume.
Mehrere Rettungsversuche für eine Fortführung scheiterten
Allerdings plante Kimmel schon länger, sich aus dem Kreativquartier herauszuziehen. Nach wie vor ist sie von dem Konzept überzeugt. "Ich habe alles Mögliche getan, um es umzusetzen", betont sie. Doch zeitlich und personell habe es nicht geklappt.
Zudem hält sie die angemieteten Räume für zu groß, um sie wirtschaftlich betreiben zu können. Es gab daher die Idee, diese aufzuteilen, was laut Kimmel aber wegen der offenen Gestaltung auf zwei Ebenen problematisch sei. Eine konkrete Überlegung dahingehend war, einen Bereich an das städtische Bauamt, das die Stadt eventuell aus dem VG-Gebäude auslagern möchte, zu vermieten.

Bürgermeister Thorsten Wozniak bestätigt Gespräche dazu. Eine Umsetzung scheiterte an mehreren Punkten: vorrangig an der fehlenden Barrierefreiheit und an einer räumlichen Abtrennung von anderen Nutzungen, wie etwa einem kleineren Coworking- und Meeting-Space. Und eine alleinige Anmietung nur für das Bauamt wollte die Stadt nicht.
Nicht nur eine Mietpartner-Lösung mit der Stadt war angedacht. Parallel suchte die Kreativquartier-Gründerin intensiv nach einem Nachfolger. Gerade als Konferenzraum für Tagesseminare für bis zu 30 Personen sieht Kimmel die Räume als geeignet an – und zudem einen entsprechenden Bedarf dafür in Gerolzhofen, wo es kein Hotel gibt. Wohingegen Coworking sich allein nicht rechne, so Kimmel.
Fündig wurde sie bei ihrer Suche aber nicht. Dass dies und weitere Überlegungen gescheitert sind, bedauert sie sehr. "Es hat leider alles nicht funktioniert. Ich bin einfach nur traurig und sehe es als Verkettung unglücklicher Umstände", konstatiert Ellen Kimmel.
"Sehr bedauerlich" nennt der Bürgermeister das Aus. Er hatte sich jahrelang für Coworking in der Stadt eingesetzt. Es sei schade, "weil es ein cooles, kreatives Konzept" ist, so Thorsten Wozniak. Leider habe es nicht geklappt, das Kreativquartier weiterzuführen, trotz vieler Gespräche zuletzt.
Stadt arbeitet an Lösungen für Coworking und Geo-Treff
Trotz der Schließung blickt Wozniak positiv in die Zukunft. "In den nächsten Wochen wollen wir Lösungen finden, wie wir das Thema Coworking in der Stadt etablieren können." Wozniak verweist auf zahlreiche Gespräche in den vergangenen Wochen zu Angeboten zum mobilen Arbeiten sowie für Start-ups in Gerolzhofen. Kurzfristig geht er von niedrigen Investitionskosten im "höheren vierstelligen Bereich" aus.
Eingebunden darin sind neben der Stadtverwaltung das Altstadtmanagement und die ILE Weinpanorama Steigerwald. Bei der Umsetzung eines eigenen Coworking-Angebots soll seinen Angaben zufolge voraussichtlich auf städtische Einrichtungen und städtisches Personal zurückgegriffen werden.
Vorstellbar seien ähnliche Möglichkeiten, wie es sie jetzt schon in der Stadtbibliothek gibt. Mehr möchte er zum aktuellen Zeitpunkt nicht bekanntgegeben. Fest steht für ihn: "Wir wollen weiterhin ein solches Angebot bieten und wollen dabei auch die Region einbinden." Was er ausschließt, ist ein Fortführen der Raumvermietung für Seminare und Meetings. Dieses Angebot werde man wohl verlieren.

Gute Nachrichten deuten sich auch für den Geo-Treff an, der ab kommenden Monat eine neue Heimat für seine Angebote benötigt. Weil die Stadt das ehrenamtliche Angebot des Helferkreises, gerade im Hinblick auf eine gelungene Integration, "für sehr wichtig hält" (Wozniak), zahlt sie schon länger die Miete – und wird dies auch künftig tun. "Ich sehe es als unsere Aufgabe an, den Raum dafür zur Verfügung zu stellen."
Man stehe kurz vor der Vertragsunterzeichnung eines Mietvertrags für neue Räumlichkeiten. Der Bürgermeister rechnet mit einer Einigung im April. Das ausgesuchte Objekt befindet sich ebenfalls in der Altstadt. Das ist auch der Stadt wichtig: Man wolle, dass der Geo-Treff sichtbar und erreichbar bleibe, so Wozniak.