Coworking: Dahinter verbirgt sich ein relativ neues Arbeitsmodell. Wer den Begriff liest oder hört, fragt sich sicher, was das ist – oder vermutet, dass es einfach nur darum geht, dass sich mehrere Leute ein Büro teilen. Kurz und knapp formuliert bedeutet Coworking, zeitlich flexible Arbeitsplätze an einem Ort, an dem Menschen aus den verschiedensten Branchen arbeiten können. Sie teilen sich eine professionelle Infrastruktur, greifen gemeinsam auf Ressourcen zurück. Sie teilen sich die Kosten, sparen Pendelwege.
Mit so genannten Coworking Spaces möchte die Stadt Gerolzhofen mehr Flexibilität und Arbeitsmöglichkeiten in die Stadt bringen. Der Weg dorthin führt über eine Potenzialanalye, darum kümmert sich die Aachener cowork AG. Teil davon ist eine online-Umfrage. Die Ergebnisse stellten Katharina Korte, Isabel Grevenstein und Tobias Kollewe jetzt bei einem online-Treffen vor.
Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen treffen sich im Coworking
Die Präsentation ist auch ein kleiner Vorgeschmack auf die Coworking-Welt. "Im Coworking duzen wir uns alle", sagt Katharina Korte. Deswegen freut sich der Thorsten auf die Ergebnisse und nicht der Bürgermeister Thorsten Wozniak. "Wir wollen das Thema bespielen", sagt Wozniak. In Großstädten sei das Arbeitsmodell oft selbstverständlich, auf dem Land noch nicht.
Wozniak hat eine griffige Definition für Coworking: Zwischen festen Arbeitsplatz und Homeoffice, geeignet für Selbstständige, Unternehmensteams aus den unterschiedlichsten Branchen. Wer viel unterwegs ist oder als Selbständiger von daheim aus arbeitet, kann so Kundschaft empfangen, sich mit anderen Leuten treffen, sich seine Firmen-Post schicken lassen. "Nicht jeder möchte mit seiner Privatadresse erscheinen", ist die Erfahrung von Katharina Korte.
Was ist jetzt das Ergebnis der Umfrage? 177 haben mitgemacht, 100 haben den Fragebogen komplett beantwortet. Arbeitgeber, Selbstständige, Angestellte waren dabei. Viele sind Pendler. 62 Prozent brauchen weniger als 30 Minuten zu ihrem Arbeitsplatz, 38 Prozent mehr als 30 Minuten. 66 Prozent fahren mit dem Auto zur Arbeit. 63 Prozent der Befragten schätzen die Arbeit im Homeoffice. Ein Ergebnis der Umfrage laut Isabel Grevenstein: Alle Altersklassen stehen Coworking offen gegenüber.
Familie und Arbeit besser vereinbaren
Ein Umfrage-Teilnehmer hat einen persönlichen Grund angegeben, warum er sich über Coworking-Plätze in Gerolzhofen freuen würde: Familie. "Wenn es in Gerolzhofen eine Coworking-Möglichkeit gäbe, könnten wir unsere Eltern länger besuchen, ohne dafür Urlaub zu nehmen." Ein anderer Kommentator sieht das Angebot als Bereicherung für Unternehmen aus Gerolzhofen, die keine geeigneten Räume haben. Kontraproduktiv wäre nach Meinung des Umfrage-Teilnehmers allerdings, wenn Firmen aus Würzburg, München und anderen Großstädten so Außenstellen einrichten. Das schwäche den ländlichen Raum aus wirtschaftlicher, Arbeitergeber- und Steuerzahler-Sicht.
Wie geht's jetzt weiter? "Erst das Angebot schafft die Nachfrage", sagt Tobias Kollewe. Coworking sei Teil einer aktiven Wirtschaftsförderung. Die Frage sei jetzt, ob man einen Betreiber suche oder selbst als Stadt aktiv werde. Außerdem geht es darum, ein geeignetes Gebäude zu finden. 250 bis 450 Quadratmeter seien realistisch. Der Trend gehe zu abgeschlossenen Büros für ein bis drei Mitarbeiter, dazu brauche man Seminar- und Aufenthaltsräume. Oder wie es in der Coworker-Sprache heißt: Communication. Collaboration, Concentration, Chillout (Kommunikation, Zusammenarbeit, Konzentration, Entspannen). Flexibilität spiele eine große Rolle. Tageweises arbeiten, kurze Mietangebote gefallen vielen.
Es gibt interessierte Betreiber
Kommunikation spielt aber nicht nur in der neuen Arbeitswelt eine Rolle. Wozniak und Kollewe sind sich einig, dass man das Prinzip Coworking erklären muss. "Überzeugungsarbeit leisten", sagt Kollewe. Motto: Einfach mal ausprobieren und die Vorteile erleben. Ein Vorteil sei zum Beispiel, mehr Zeit für ein Ehrenamt zu haben. Wer nicht mehr jeden Tag eine Stunde pendeln muss, hat mehr Zeit.
Details sollen jetzt in einem workshop erarbeitet werden, so Stadteilmanager Daniel Hausmann. Es gibt auch schon Interessenten, die einen Coworking-Space betreiben wollen. Auch eine Immobilie habe man sich angeschaut. Das Ganze soll relativ flott weitergehen: "Wir werden im Frühjahr weiter durchstarten." Für das Projekt gibt es Geld aus einem Förderprogramm der EU. Bis Juni muss es verwendet werden.