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Gerolzhofen
Eine neue Heimat im Kreis Schweinfurt gefunden: 7 Syrer berichten, wie sie in Gerolzhofen Fuß gefasst haben
Trotz bürokratischer Hürden haben sieben Syrer eine neue Heimat in Gerolzhofen gefunden. Dort fühlen sie sich wohl und haben auch eine Arbeit gefunden.
Sieben Syrer erzählen von ihrem Start in der neuen Heimat. Oben von links: Odais Abras, Rusel Kälij, Ekram Issa, Ahmad Jaban. Unten von Links: Doaa Anjak, Mohamed Ajjan, Hammoud Al Ali.
Foto: Bassel Matar | Sieben Syrer erzählen von ihrem Start in der neuen Heimat. Oben von links: Odais Abras, Rusel Kälij, Ekram Issa, Ahmad Jaban. Unten von Links: Doaa Anjak, Mohamed Ajjan, Hammoud Al Ali.
Bassel Matar       -  Bassel Matar ist gebürtige Syrer. In seinem Heimatland hat er Journalismus studiert und war dort unter anderem als Sportreporter tätig. Seit 2015 lebt er in Deutschland. Er hat in verschiedenen Bereichen gearbeitet, unter anderem auch als Dolmetscher. Bassel Matar ist seit April 2024 Volontär bei der Main-Post.
Bassel Matar
 |  aktualisiert: 09.11.2024 02:31 Uhr

Auch in Gerolzhofen sind Menschen aus Syrien zu Hause, die hier ein neues Leben begonnen haben. Jeder von ihnen hat seine eigene Geschichte und seine eigenen Erfahrungen. In diesem Artikel stellen sich sieben Menschen vor, die sich in ihrer neuen Heimat eingelebt haben. Im Geo-Treff haben sie dieser Redaktion erzählt, was sie jetzt machen, wie ihnen das Leben in Gerolzhofen gefällt und welche Herausforderungen sie gemeistert haben.

1. Odai Abras (38), Hausmeister

Odai Abras fühlt sich wohl in Gerolzhofen.
Foto: Bassel Matar | Odai Abras fühlt sich wohl in Gerolzhofen.

"2015 habe ich mein Zuhause in Gerolzhofen gefunden, und es ist erstaunlich, wie sehr dieser Ort unser Leben geprägt hat. Ich arbeite als Hausmeister bei einer Firma in Gerolzhofen. Meine Familie und ich haben in all den Jahren nie negative Erfahrungen in Gerolzhofen gemacht. Im Gegenteil, wir haben die Herzlichkeit und Offenheit der Menschen hier erlebt, die uns das Gefühl geben, willkommen zu sein. Gerolzhofen ist mehr als nur ein Wohnort für uns; es ist ein Ort, an dem wir leben, lachen und wachsen können. Hier fühlen wir uns, als wären wir schon immer Teil dieser Gemeinschaft gewesen".

2. Rusel Kälii (16), Schülerin 

Rusel Kälii ist ein Gerolzhofen aufgewachsen.
Foto: Bassel Matar | Rusel Kälii ist ein Gerolzhofen aufgewachsen.

"Ich war erst sechs Jahre alt, als ich nach Gerolzhofen kam, und seit 2015 lebe ich hier mit meiner Mutter und meinen zwei Geschwistern. Momentan besuche ich das Gymnasium in unserem Ort. In Gerolzhofen fühlt man sich gut aufgehoben. Es ist beruhigend zu wissen, dass man Unterstützung und Hilfe erhält, wenn man sie braucht – sei es bei alltäglichen Fragen oder wenn man bürokratische Dinge nicht versteht. Die Menschen hier sind freundlich und hilfsbereit, was es leichter macht, sich zurechtzufinden. Zu Beginn meiner Schulzeit hatte ich einige herausfordernde Erfahrungen. Ich habe Sprüche gehört, die mit Rassismus zu tun hatten, was für mich nicht leicht war. Doch mittlerweile hat sich viel verändert".

3. Ekram Issa (49), Betreuungskraft

Ekram Issa ist sehr aufgeschlossen, neue Leute kennenzulernen.
Foto: Bassel Matar | Ekram Issa ist sehr aufgeschlossen, neue Leute kennenzulernen.

"Ich bin Mutter von drei Kindern und bin seit 2013 in Deutschland. Nach Gerolzhofen kamen wir erst im Jahr 2015. Hier arbeite ich in einem Altenheim als Betreuungskraft. Der Kontakt zu den Menschen in Gerolzhofen hat mir sehr geholfen, die Sprache schnell zu lernen. Die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen hier haben einen großen Teil zu meiner gelungenen Integration beigetragen. Ich habe nie das Gefühl gehabt, nicht dazuzugehören oder immer am Rande der Gesellschaft leben zu müssen. Vielmehr wurde ich von der Gemeinschaft angenommen und unterstützt".

4. Mohamad Ajjan (36), Bäcker

Mohamad Ajjan ist traurig über die kollektive Vorverurteilung.
Foto: Bassel Matar | Mohamad Ajjan ist traurig über die kollektive Vorverurteilung.

"Seit neun Jahren lebe ich hier in Gerolzhofen. Der Anfang war schwer, da ich die Sprache nicht sprechen konnte. Doch ich habe eine Ausbildung als Bäcker in Gerolzhofen absolviert und arbeite heute in einer ansässigen Firma. Was mich manchmal traurig macht, ist die kollektive Vorverurteilung, die wir als Syrer erfahren, wenn einer aus Syrien ein abscheuliches Verbrechen begeht. Leider wird dies oft auf alle anderen Syrer übertragen, was unfair ist. Ich lebe in Gerolzhofen und fühle mich hier zu Hause, als wäre ich schon immer Teil dieser Gemeinschaft. Gerolzhofen ist für mich ein wichtiger Ort, an dem meine Familie lebt, meine Kinder zur Schule gehen und ich arbeite".

5. Ahmad Jaban (38), Staplerfahrer

Ahmad Jaban  dachte, er könne bald zurückkehren.
Foto: Bassel Matar | Ahmad Jaban  dachte, er könne bald zurückkehren.

"2016 bin ich nach Gerolzhofen gekommen und arbeite hier als Staplerfahrer. Zu Beginn dachte ich, es wäre nur für kurze Zeit, bis der Krieg zu Ende ist und wir nach Hause zurückkehren können. Die Menschen in Gerolzhofen sind unglaublich hilfsbereit und haben meiner Familie und mir sehr geholfen, uns schnell zu integrieren und an das Leben hier zu gewöhnen. Ich habe nie schlechte Erfahrungen in Gerolzhofen gemacht; im Gegenteil, wir fühlen uns hier sehr wohl. Wir versuchen auch immer, anderen zu helfen, wenn sie etwas brauchen, das wir tun können".

6. Doaa Anjak (34), Lehrerin

Doaa Jaban fühlt sich heimisch in Gerolzhofen.
Foto: Bassel Matar | Doaa Jaban fühlt sich heimisch in Gerolzhofen.

"Seit neun Jahren lebe ich in Gerolzhofen und arbeite als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache an einer Schule hier. Das Leben in Gerolzhofen ist für mich als Mutter mit Familie sehr schön. In diesem kleinen Ort kennt man sich, und die Menschen kennen uns, und wir kennen sie. Diese gegenseitige Bekanntschaft beruht auf Respekt und Wertschätzung, was das Zusammenleben besonders angenehm macht. Ich schätze die Gemeinschaft und die Unterstützung, die wir hier erfahren. Es ist ein Ort, an dem man sich wohlfühlt und in dem man gemeinsam wachsen kann".

7. Hammoud Al Ali (22), Student 

Hammoud Al Ali weiß nicht, ob er Syrer oder Deutscher ist.
Foto: Bassel Matar | Hammoud Al Ali weiß nicht, ob er Syrer oder Deutscher ist.

"Ich kam nach Gerolzhofen, als ich 14 Jahre alt war. In diesem Alter konnte ich die Sprache schnell lernen. Momentan studiere ich an der THWS-Wirtschaftsingenieurwesen. Die Menschen in Gerolzhofen haben mich sehr geprägt; der Zusammenhalt und die Hilfe füreinander sind bemerkenswert. Meine Familie und ich fühlen uns hier sehr wohl und schätzen das Leben in dieser Stadt. Wenn mich jemand fragt, ob ich Syrer oder Deutscher bin, kann ich die Antwort nicht einfach geben. Ich bin hier aufgewachsen und habe hier eine zweite Heimat gefunden. In fünf Jahren werde ich hier länger leben als in dem Land, in dem ich geboren wurde".

 
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  • Erich Spiegel
    Nicht alles was glänzt ist Gold. Ich möchte hier aber keine Kritik mitteilen, da diese nicht gewünscht ist. Aber meine Meinung darf ich (hoffentlich) noch sagen.
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  • Michael Wolfrum
    Liebe Main-Post-Redaktion,
    leider wird in unserem Land nur noch über die negativen Seiten der Migration gesprochen, in der Politik, in den Medien, an den Stammtischen.
    Dabei gibt es millionenfache Erfolgsgeschichten. Menschen, die unsere schwere Sprache gelernt haben, die integriert ein Teil unserer Gesellschaft sind, die hier arbeiten und sich einbringen und viele Bereiche in unserem Staat am Laufen halten. Oft ist das nicht sichtbar oder man will es gar nicht sehen.
    Haben nicht auch Sie als Journalisten die Aufgabe, dies in viel größerem Ausmaß zu dokumentieren?
    Negative Berichterstattung nimmt leider auch in der Main-Post einen deutlich größeren Teil ein, als die positiven Erzählungen. Vielleicht kann man damit höhere Auflagenzahlen generieren, ich weiß es nicht.
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  • Peter Fischer
    Es ist nun mal so, dass Nachrichten wie "Mann beißt Hund" einen höheren Aufmerksamkeitswert haben, als "Hund beißt Mann".
    Leider ist es aber so, dass die Zahl der Straftäter unter Ausländern höher ist, als unter Einheimischen. So sind sie z.B. unter Gefängnisinsassen überrepräsentiert ("... Zum 31. März 2023 gab es insgesamt 44.232 Strafgefangene und Sicherungsverwahrte in deutschen Justizvollzugsanstalten, davon hatten 28.673 Personen eine deutsche Staatsangehörigkeit und 15.559 Personen eine ausländische Staatsangehörigkeit. ..."; Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1353162/umfrage/strafgefangene-in-deutschland-nach-nationalitaet/), auch wenn die Allermeisten keine Straftäter sind.
    Eine Lösung des Problems, dass auch denen mit Misstrauen begegnet wird, die es nicht verdienen, habe ich leider auch nicht.
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  • Jürgen Heurich
    Wollen Sie ihr Kommentar in Bezug auf die Quelle nochmals überdenken? Ist ein Eigentor...
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  • Peter Fischer
    @ Jürgen Heurich: Wieso? Der Anteil von Ausländern an der Bevölkerung liegt bei weit weniger als 15559/44232 = 35,2%. Und diese Statistik berücksichtigt ja nur die Staatsangehörigkeit und nicht den Migrationsstatus.
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  • Erich Spiegel
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Erich Spiegel
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