Es ist nicht zu übersehen, dass es im Herzen von Gerolzhofen in Kürze einen Leerstand weniger geben wird. Seit einiger Zeit wird in dem markanten Haus in der Spitalstraße 5 kräftig gewerkelt. Das nach dem Auszug dieser Zeitung jahrelang im Dornröschenschlaf liegende Gebäude bekommt neues Leben eingehaucht. Es verwandelt sich aktuell in ein sogenanntes Coworking Space.
Lange hatte die Stadt Gerolzhofen sich um die Ansiedlung eines solchen, vor allem in Großstädten existierenden Angebotes bemüht, nachdem zunächst die Idee eines Gründerhauses verfolgt wurde, aber nicht realisiert werden konnte.
Nun wird schon bald flexibles und mobiles Arbeiten in der Altstadt möglich sein: Dann können Selbstständige, Pendler, Freiberufler, Arbeitende im Homeoffice, Geschäftsreisende oder Firmenteams Schreibtische oder Räumlichkeiten anmieten.
Eröffnung im Rahmen des Herbstfestes mit verkaufsoffenem Sonntag
Auf Anfrage bestätigte Ellen Kimmel, Mitinhaberin der Agentur Kreuz und Quer GmbH in Volkach, die dort bereits Coworking anbietet, die überraschende Kehrtwende. "Ja, wir werden nun doch ein Coworking Space in Gerolzhofen eröffnen." Sie zeigte sich erleichtert, dass es nach den plötzlich auftretenden Schwierigkeiten im Sommer ein Happyend für das Vorhaben gibt. Bereits zum Herbstfest mit verkaufsoffenen Sonntag am 8. Oktober wird das "Kreativquartier" seine Türen öffnen und an diesem Tag seine Angebote und Leistungen auch der Bevölkerung präsentieren.
Im Juli sah das noch ganz anders aus. Damals stand das innovative Projekt gewaltig auf der Kippe, nachdem die Agentur ihre Pläne erst im April gegenüber dieser Redaktion bekannt gegeben hatte. Eigentlich wollte man zu diesem Zeitpunkt im Format eines Pop-up-Konzeptes schon eröffnet haben und anschließend das Coworking-Angebot sukzessive ausbauen. Doch daraus wurde nichts.
Ausschlaggebend war der Umstand, dass die Maßnahme nicht über ein Förderprogramm der Europäischen Union mitfinanziert werden konnte. Das Vorhaben war in seiner geplanten Form nicht förderfähig, auch weil die Immobilie nicht in den Händen der Stadt war. Die Chancen, dass es doch noch realisiert werden könnte, nannte Kimmel zu jener Zeit "gering".
Weiterer Partner und zusätzliche Angebote
Warum klappt es jetzt doch? Zunächst hatte die Eigentümerin die Räume zur Anmietung freigehalten. Die Volkacher Agentur hatte damals aber auch noch eine Alternative angedeutet, die sich binnen kürzester Zeit nun tatsächlich verwirklichen lässt – und zwar mit einem Partner und ergänzenden Angeboten zum Coworking.
Einerseits wird Kimmel mit ihrer Agentur im Obergeschoss des Gebäudes ein Fotostudio einrichten, das einerseits selbst genutzt wird, zugleich aber auch für externe Medienproduktionen angemietet werden kann. Sowohl Foto- als auch Videoaufnahmen sind ihren Angaben zufolge hier möglich, ebenso Livestreaming. Auch "Virtual Reality" (VR) werde eine Rolle spielen.
Des weiteren steigt Fabian Mahnke in das Coworking-Projekt ein und erweitert das Portfolio insbesondere im Hinblick auf zusätzliche Inhalte bei Medienproduktionen. Der in Gerolzhofen lebende Informatiker ist spezialisiert auf den Bereich Künstliche Intelligenz. Er erstellt seit mittlerweile drei Jahren mithilfe der KI-Technik individuelle Avatare speziell für Videos; dabei handelt es sich um grafisch dargestellte Figuren, die in der virtuellen Welt immer beliebter werden.
Benötigt werden solche KI-Avatare zunehmend von Unternehmen, Coaches oder Beratern, die damit die Trainingsvideos für ihre Mitarbeitenden oder Clips auf der Online-Plattform youtube lebendiger gestalten und personalisieren. Außerdem schreibt Mahnke mithilfe der KI Bücher und bietet dazu Kurse für Firmen und Privatleute an, wie sie die Technik gezielt für diese Zwecke anwenden können.
Stadt Gerolzhofen unterstützt das Kreativquartier
Neben dem Coworking und der Medienproduktion steht das neue Kreativquartier in Gerolzhofen auf zwei weiteren Säulen. Räumliche Angebote wird es für Unternehmen geben, die sich vor Ort treffen möchten, unter anderem für Tagungen, Teamevents, Meetings oder Feiern. Auch an Vereine und Kooperationspartner richten sich diese Leistungen.
Unterstützt wird das neue Coworking Space auch seitens der Stadt, wenngleich in kleinem Rahmen. Stadtteilmanager Daniel Hausmann informierte auf Anfrage, dass eine schnelle Hilfe aus dem Verfügungsfonds im Rahmen der Städtebauförderung geleistet werden könne. Daraus werden Kleinstprojekte mit einem Betrag von bis zu 2500 Euro gefördert. Dieses Geld kann unter anderem für Zwecke der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt werden.
Darüber hinaus möchte das Stadtteilmanagement das neue Angebot über sein Netzwerk kommunizieren und potenzielle Nutzer informieren. Erste Vereine habe man schon darauf angesprochen, so Hausmann. Vorstellbar sei auch, den von der Stadt organisierten Wirtschaftsstammtisch im Coworking Space zu veranstalten.