Zumindest ein bisschen erleichtert dürfte Thomas Fackelmann, Leiter der Abfallwirtschaft des Landkreises Schweinfurt, heuer gewesen sein, nachdem er die Daten zum Abfallbericht für das vergangene Jahr zusammen hatte. Fast schon stolz verkündet er bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Land- und Abfallwirtschaft, dass die Menschen im Landkreis 2022 in allen Bereichen "erheblich weniger Abfall" produziert haben als in den Vorjahren.
Kaum war die Corona-Pandemie passé und die Menschen wieder mehr unterwegs, hat auch die Hausmüllmenge abgenommen. 2022 sind insgesamt 49.582 Tonnen Gesamtmüll angefallen. Wer weniger Zeit zu Hause verbringt, der hat auch weniger Zeit, dort Müll zu produzieren, so die Schlussfolgerung des Abfallamtsleiters. Dazu kamen die massiven wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und auf die Abfallströme. Wegen der Inflation fehlt vielen Menschen das nötige Geld, um zu konsumieren und damit letztlich auch Müll zu produzieren.
Obwohl die Landkreisbewohnerinnen und -bewohner Wertstoffe in der Regel gut trennen, wachsen die Restmüllmengen im Landkreis seit Jahren. Um die Abfallautonomie und die Entsorgungssicherheit für die nächsten Jahrzehnte zu stärken, soll die Kreismülldeponie Rothmühle deshalb auf 17 Hektar erweitert werden.
Weniger Biomüll wirkt sich auf die Stromerzeugung der Biogasanlage aus
Unangefochtener Spitzenreiter bleiben die Menschen im Landkreis auch 2022 in Sachen Sperrmüllmenge. Das sei jedoch historisch bedingt, aufgrund der niedrigen Gebühren, meint Fackelmann. Viele Bürgerinnen und Bürger hätten die Pandemie dazu genutzt, alles Mögliche auszumisten. "Es waren wirklich exorbitante Sperrmüllmengen, die angefallen sind", verdeutlicht Fackelmann. Vergangenes Jahr ist aber der Sperrmüll nun auch deutlich zurückgegangen.
Anders als beim historischen Sperrmüll-Hoch liegt das Abfallaufkommen pro Kopf beim Rest- und Biomüll weit unten. Ebenso die Häckselmängen, was auf die anhaltende Trockenheit zurückzuführen sei. Die Hausmüllmenge ist mit 10.340 Tonnen dagegen stabil geblieben. "Ganz deutlich haben wir einen Rückgang beim Biomüll", sagt Fackelmann. Der summiert sich auf 6903 Tonnen – ein Minus von elf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das wirkt sich wiederum auch auf die Stromerzeugung der hauseigenen Biogasanlage des Landkreises aus. Rund sieben Millionen Kilowattstunden hat die Anlage davon im vergangenen Jahr erzeugt – auch dank der vielen Sonnenstunden und der Photovoltaikanlage.
Weniger Glas und Metall, dafür Probleme bei der Abholung
Auch die Altpapiermengen waren 2022, wie bereits seit Jahren, rückläufig. "Das ist vor allem bedingt, weil der Altpapierpreis teuer war", so Fackelmann. Aber auch der stetige Rückgang der Printmedien bilde sich in der Papiertonne ab. Beim Gelben Sack hat die Menge hingegen das Vor-Corona-Niveau erreicht.
Trotz deutlich weniger Altglas und Metallabfällen gab es in den letzten Wochen und Monaten verstärkt Probleme bei der Abholung von Glas- und Metallverpackungen. Besonders schlimm sah es hier in der Vergangenheit an einigen überfüllten Containern im Bereich Gerolzhofen aus. Diese obliegen der Verantwortung der Dualen Systeme und damit letztlich privater Betreiber. "Hier haben wir keine Möglichkeit der Einflussnahme, weder auf die Sammelqualität noch auf die Sammelmengen", bekräftigt der Abfallchef.
Es ließen sich auch keine eigenen Ersatzfahrzeuge auf Kosten der Dualen System aussenden, um die überfüllten Container künftig selbst zu entleeren oder der ausführenden Firma gegenüber eine Weisung erteilen. "Das ist Aufgabe der Privatwirtschaft", sagt Fackelmann. Noch deutlicher bringt es Kreisrat Hartmut Bräuer (SPD) während der Sitzung auf den Punkt: "Es ist nicht der Landkreis, der dort seinen Dreck liegen lässt."
Es liege auch nicht an schlechten Verträgen zwischen dem Landratsamt und der Firma, ergänzt Landrat Florian Töpper (SPD). Der Versuch, die Altglasentsorgung wieder in kommunale Hand zu geben, sei vom Gesetzgeber bisher nicht aufgenommen worden. "Das Rechtssystem stellt uns diese Möglichkeiten auch nicht zur Verfügung", so Töpper.
Drei Fahrzeugbrände und verschärfte Biomüll-Kontrollen
Die zuständige Entsorgungsfirma Veolia mit Sitz in Bergrheinfeld rechtfertigt die Abholschwierigkeiten gegenüber dem Landkreis mit dem Ausfall einiger Fahrzeuge. Alleine in den letzten sieben Wochen habe es drei Fahrzeugbrände gegeben. "Wahrscheinlich bedingt durch nicht entleerte Spraydosen und Batterien", erläutert Fackelmann. Das leicht entzündliches Schmieröl und Benzingemisch führt schnell zu Bränden in den Containern. Man müsse die Bürgerinnen und Bürger weiter sensibilisieren, die Dosen vor dem Wegwerfen zu entleeren, so der Abfallchef.
Derzeit wird an der Kreismülldeponie Rothmühle die Annahme- und Aufbereitungshalle für Biomüll gebaut. Hier soll der biologische Abfall aus dem Landkreis künftig voll automatisiert gesiebt, Störstoffe aussortiert und dann der Vergärungsanlage zugeführt werden. "Mit dieser Halle setzen wir auch die neuen Vorgaben der Bioabfallverordnung durch", sagt Fackelmann.
Hintergrund ist, dass die Grenzwerte vor der ersten biologischen Behandlung beim Biomüll seit Jahren erhöht werden. Vor allem Mikrokunststoff soll dadurch reduziert werden. "Das ist technisch sehr herausfordernd", sagt Fackelmann. Plastiktüten, die etwa noch in der Masse hängen, sind in diesem Stadium noch feucht und nur schwer zu trennen. Es sei deshalb wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger künftig noch stärker darauf achten, sauberen Biomüll zu produzieren. "Wir schauen aktuell wieder verschärft in die Biotonnen rein und lassen diese stehen", so Fackelmann.
Plastikbiomülltüten etwa zählen aktuell noch als Störstoff. "95 Prozent der Bürger trennen top. Fünf Prozent machen das Problem", sagt Fackelmann. Mitte September soll die neue Anlage in Betrieb gehen. Dadurch könnten 5000 Tonnen zusätzlicher Bioabfall angenommen werden. Hier möchte auch der Landkreis Rhön-Grabfeld mit dem Landkreis Schweinfurt zusammenarbeiten.