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Gerolzhofen
Der Landkreis Schweinfurt baut einen neuen Wertstoffhof in Gerolzhofen
Die Anforderungen an die Sortenreinheit von Recyclingmaterial steigen. Deshalb investiert der Landkreis in die Abfallwirtschaft.
Die Gerolzhöfer Kompostanlage des Landkreises Schweinfurt soll um einen Wertstoffhof erweitert werden. An welcher Seite die neue Einrichtung angedockt werden soll, muss noch abschließend geklärt werden.
Foto: Klaus Vogt | Die Gerolzhöfer Kompostanlage des Landkreises Schweinfurt soll um einen Wertstoffhof erweitert werden. An welcher Seite die neue Einrichtung angedockt werden soll, muss noch abschließend geklärt werden.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 21:24 Uhr

Der Landkreis Schweinfurt beabsichtigt in Gerolzhofen den Bau eines Wertstoffhofs in der direkten Nachbarschaft zur städtischen Kläranlage. Der Wertstoffhof soll auf dem bislang städtischen Grundstück zwischen der Kläranlage und der Kompostanlage auf einer Fläche von knapp 12 000 Quadratmetern entstehen.

Zwar gibt es schon heute die begrenzte Möglichkeit, während den Öffnungszeiten der Kompostanlage neben Schnittgut und Gartenabfällen beispielsweise auch kleine Mengen Elektroschrott oder Metall abzugeben, doch sieht der Landkreis diese Abgabemöglichkeiten als nur "eher eingeschränkt" und somit verbesserungswürdig an.

Denn die Anforderungen an den Landkreis als öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger steigen im Hinblick auf die Hochwertigkeit der Verwertung. Dies hatte schon im vergangenen Juli 2021 der Leiter der Kreis-Abfallwirtschaft, Thomas Fackelmann, den Mitgliedern des Kreisausschusses für Umwelt, Klimaschutz, Land- und Abfallwirtschaft erläutert. Das heißt: Je sortenreiner die Abfälle erfasst werden können, desto hochwertiger kann dann auch die Verwertung erfolgen.

Dies erfordert allerdings zusätzliche Abgabemöglichkeiten. Bis jetzt betreibt der Landkreis nur am Abfallwirtschaftszentrum Rothmühle bei Geldersheim einen sehr gut ausgestatteten Wertstoffhof. Bürger aus dem Schweinfurter Oberland und dem südlichen Landkreis müssen teilweise sehr lange Fahrtwege in Kauf nehmen. In Hochzeiten wird auf der Rothmühle bereits an der Kapazitätsgrenze gearbeitet, was für die Bürger auch Wartezeiten bedeuten kann.

Zwei neue Wertstoffhöfe

Dies führte letztlich zum Entschluss, zwei zusätzliche Wertstoffhöfe im Süden und im Norden des Landkreises zu errichten. Die Wahl des Standorts im Süden fiel auf Gerolzhofen. Für den Norden war laut Thomas Fackelmann zunächst eine gemeinsame Lösung mit der Stadt Schweinfurt im Gespräch. Nachdem dies nicht weiter verfolgt wird, werden momentan im nördlichen Landkreis verschiedene Standort-Alternativen geprüft.

Nach den derzeitigen Planungen des Landratsamts soll im Zuge der Baumaßnahme auch die Kompostanlage überarbeitet werden. Denn das Büro- und Sozialgebäude sowie die Häckselmateriallagerung sind in die Jahre gekommen. Eine grundlegende Sanierung steht hier sowieso an. Der neue Wertstoffhof soll direkt an das Grundstück der Kompostanlage angedockt werden, um möglichst viele Synergien zu nutzen. Der Landkreis präferiert hier die Südseite. Für diesen Standort gibt es bereits zwei Vorplanungen eines Ingenieurbüros.

So wie im Wertstoffhof in Ochsenfurt soll es auch in Gerolzhofen aussehen: Über eine Rampe gelangen die Zulieferer auf eine erhöhte Straße. Von dort sind die verschiedenen tieferliegenden Container bequem zu füllen.
Foto: Thomas Obermeier | So wie im Wertstoffhof in Ochsenfurt soll es auch in Gerolzhofen aussehen: Über eine Rampe gelangen die Zulieferer auf eine erhöhte Straße. Von dort sind die verschiedenen tieferliegenden Container bequem zu füllen.

Zahlreiche Container-Stellflächen

Geplant sind eine zweite Zufahrt und ein befestigter "Rundkurs" durch beide Anlagen für die Anlieferfahrzeuge, mehrere neue Holzhallen unter anderem für die Logistik, eine große Fahrzeugwaage und natürlich Stellflächen für bis zu 32 Container, in die dann beispielsweise Elektroschrott, Bauschutt, Flachglas, Altglas, Altkleider, Altholz, Sperrmüll, Schrott, Reifen, Papier und so weiter abgeladen werden kann. Über eine Rampe gelangen die Anlieferer auf einen leicht erhöhten Weg, von dem aus die Container bequem zu befüllen sind.

Für den Bau des Wertstoffhofs ist die Aufstellung eines Bebauungsplans nötig. Der Gerolzhöfer Stadtrat beriet darüber erstmalig am Montagabend. Der Bebauungsplan wird als "sonstiges Sondergebiet" aufgestellt. In den Bebauungsplan soll auch das Grundstück einbezogen werden, auf dem sich die Kompostanlage befindet. Der Geltungsbereich des Bebauungsplanes umfasst dann eine Fläche von rund 3,6 Hektar. Der Landkreis Schweinfurt wird für das Aufstellen der Bauleitplanung selbst ein fachlich geeignetes Büro beauftragen und auch die Kosten dafür tragen.

Braucht die Stadt das Grundstück?

Am Montag konnte sich der Stadtrat noch nicht zu einer Entscheidung pro Bebauungsplan durchringen. Arnulf Koch (CSU) wies darauf hin, dass die Stadt das betreffende Baugrundstück in der Zukunft möglicherweise selbst als Erweiterungsfläche für die Kläranlage benötigen könnte, wenn bei einem Anschluss von weiteren Gemeinden (zum Beispiel Michelau) dann zusätzlich Bio-Reaktoren aufgestellt werden müssten. "Wir brauchen das Grundstück als Pufferabstand", sagte Koch. Der Wertstoffhof könnte doch alternativ auch an die Westseite der Kompostanlage angedockt werden.

Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann erklärte zwar, dass eine Kläranlagen-Erweiterung auch in Richtung Westen möglich sei, aber Koch verwies auf eine Aussage des Kläranlagen-Gutachters, der einen nördlichen Standort für neue Reaktoren empfohlen hatte, weil dieser wegen kürzerer Zuleitungen für die Stadt kostengünstiger wäre.

Wird der Betonweg ausgebaut?

Koch appellierte zudem an Bürgermeister Thorsten Wozniak und das Stadtbauamt, in Gesprächen mit dem Landratsamt auch den möglichen Ausbau der Zufahrt zur Kompostanlage und zum künftigen Wertstoffhof zum Thema zu machen. Der bestehende Betonweg werde künftig dann noch stärker belastet. Vielleicht könnte sich der Landkreis an den Kosten eines Ausbaus beteiligen, schließlich seien ein Großteil der Nutzer der Kreis-Einrichtungen Auswärtige, sagte Koch.

Erich Servatius (SPD) begrüßte ebenfalls das geplante Bauprojekt. Nach seinen Informationen sei der neue Wertstoffhof westlich der Kompostanlage aus Sicht des Landkreises aber nicht möglich. Servatius unterstützte Koch bei der Frage nach einer Kostenbeteiligung des Landkreises bei der Ertüchtigung des Zufahrtswegs.

Thema wurde vertagt

"Die Kompostanlage ist ein Segen, der Wertstoffhof ist ein Gewinn", sagte Thomas Vizl (Geo-net). Eine Beteiligung des Landkreises an der Zufahrtsstraße wäre "zwar schön, ist aber eher unrealistisch." Trotzdem sollte man schon heute bei der Erstellung des Bebauungsplans daran denken, dass die Zufahrt später einmal verbreitert werden kann. Dazu gehöre auch die Möglichkeit, den Zaun der städtischen Kläranlage einen Meter nach innen zu rücken.

Bürgermeister Wozniak notierte sich die Anregungen und will sie in den kommenden Tagen nochmals mit dem Landratsamt abklären. Auf seinen Wunsch hin stellte Arnulf Koch einen Geschäftsordnungsantrag auf Vertagung des Themas, der dann einstimmig angenommen wurde. Die Ergebnisse aus den Gesprächen mit dem Landratsamt will Wozniak bereits in der kommenden Stadtratssitzung am Montag, 14. März, vorstellen.

Neuer Bahnübergang?

Gerade was den möglichen Ausbau der Zufahrt angeht, gibt sich das Landratsamt gesprächsbereit. "Insbesondere die Sicherstellung einer geordneten Zufahrt wird auch vom Landkreis als Grundvoraussetzungen für die Realisierung des Projektes angesehen", betont Thomas Fackelmann auf Anfrage der Redaktion. Die Stadt Gerolzhofen habe auch ihre prinzipielle Bereitschaft erklärt, mittelfristig die Anfahrbarkeit von Wertstoffhof/Kompostanlage von der Alitzheimer Straße/Albert-Einstein-Straße aus über einen neu zu bauenden Bahnübergang - bei Kostenbeteiligung durch den Landkreis - zu realisieren.

 
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