zurück
Schweinfurt
Rothmühle: Mehr Deponieraum und Einhausung für den Biomüll
Zum Jahresende werden die Gebühren für den Landkreis neu kalkuliert. Eine Erhöhung ist bei sinkenden Wertstoffpreisen und steigenden Auflagen nicht ausgeschlossen.
Den Landkreisbürgern stellt die Abfallwirtschaft bei der Wertstofftrennung ein gutes Zeugnis aus.
Foto: Anand Anders | Den Landkreisbürgern stellt die Abfallwirtschaft bei der Wertstofftrennung ein gutes Zeugnis aus.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 06.07.2020 02:10 Uhr

Einen zwar langen, aber nie langweiligen Jahresbericht 2019 hatte Landrat Florian Töpper im Ausschuss für Umwelt, Land- und Abfallwirtschaft angekündigt. Thomas Fackelmann, Leiter der Abfallwirtschaft, enttäuschte ihn nicht und konnte viel Lob von den Kreisräten für sich und seine Mitarbeiter einfahren.

Obwohl die Landkreisbewohner Wertstoffe top trennen, wachsen die Restmüllmengen seit zehn Jahren. Erneut kamen wieder über 9000 Tonnen dieses Hausmülls zusammen. Recht konstant ist der Anfall an Biomüll mit knapp 7000 Tonnen in 2019 gewesen. Gleiches gilt für das Altpapier (über 6000 Tonnen) und die Kunststoffe (unter 4000 Tonen).

Kaum Nachfrage beim Altholz

Mit 61,6 Kilogramm pro Einwohner und Jahr beim Biomüll und 81,7 Kilogramm beim Restmüll lag der Landkreis 2018 (noch keine neuere Auswertung) klar unter den Ergebnissen für Bayern (72,3 und 143,7 Kilogramm) und Unterfranken (74 und 123,8 Kilo). Gestiegen ist das Aufkommen beim Sperrmüll (6500 Tonnen), insbesondere an Altholz. Bei diesem hat sich der Preisverfall fortgesetzt. Geld ist mit dem Sperrmüllholz schon lange nicht mehr zu verdienen. Da auf dem Markt (aktuell durch den Borkenkäfer) reichlich Frischholz zu haben ist, dürfte sich daran auch zunächst nichts ändern.

Immer schwerer werde zudem der Absatz von Altreifen (im Jahr 2019 über 120 Tonnen), so Thomas Fackelmann. Einen leichten Rückgang verzeichnet die Papiersammlung (über 9000 Tonnen). Auch hier sind die Preise im Keller, weshalb das Einsammeln durch Vereine und Verbände nicht mehr lukrativ war. Seit Mai werden diese Sammler nicht mehr nach dem Erlös bezahlt, sondern bekommen einen Festpreis von 70 Euro pro Tonne.

Alte Reifen und Elektroschrott

Die insgesamt 52 000 Tonnen Abfall gliedern sich in 9553 Tonnen Hausmüll, Altpapier (9155), Häckselware (14 873), Biomüll (7032), Verpackungen samt Dosen (4438), Altglas (2702), brennbarer Sperrmüll (2748), Sperrmüllholz (3526), Metall (620), Elektroschrott (655), Altreifen (123) und 48 Tonnen Problemmüll auf. Das allermeiste (etwa 35 000 Tonnen) wird einer Wiederverwertung zugeführt. Der Rest wandert vor allem in die Verbrennung.

Verkauft wurden im vergangenen Jahr rund 9000 Tonnen von dem auf der Rothmühle und in Gerolzhofen erzeugtem Kompost. Bei der alternativen Energieerzeugung (vor allem durch die Biogasanlage) lag man wieder bei über sechs Millionen Kilowattstunden.

Neues Sammelsystem für Kunststoffe

Reichlich Abstimmungsbedarf gibt es aktuell durch Änderungen beim Verpackungsgesetz. Für die neun Betreiber des Dualen Systems verhandelt mit dem Landkreis Redual und Reclay Systems (Köln). Die Absprachen müssen bis Januar 2021 unter Dach und Fach sein. Da das Duale System künftig Nichtverpackungen wie Abdeckfolien, Einweggeschirr, Blumentöpfe oder etwa Kinderspielzeug (aus PE/PP) nicht mehr kostenlos entsorgen will, denkt der Kreis, dem die Zahlung von bis zu 400 000 Euro als zu hoch erscheint, an ein eigenes Sammelsystem (beispielsweise an den Wertstoffhöfen).   

Bei den Investitionen stehen für das Abfallwirtschaftszentrum Rothmühle in erster Linie eine Einhausung der Annahme und Aufbereitung beim Biomüll und gleichzeitig der Einbau einer Technik an, die dort Störstoffe besser als bisher aussortiert – und zwar möglichst automatisiert und wartungsfreundlich. Ausgegangen wird von Kosten in Höhe von 2, 1 Millionen Euro.

Der Kompost von der Rothmühle ist von hoher Qualität und nur wegen Plastikteilen, die die aktuelle Technik nicht herauszieht, nicht für den Ökolandbau geeignet.
Foto: Gerd Landgraf | Der Kompost von der Rothmühle ist von hoher Qualität und nur wegen Plastikteilen, die die aktuelle Technik nicht herauszieht, nicht für den Ökolandbau geeignet.

Seit eineinhalb Jahren steht zudem die Durchführung des Genehmigungsverfahrens für eine Erweiterung der Deponieflächen an, die auf einen Beschluss Ende 2015 zurückgeht. Im Visier hat man  die Entsorgungsicherheit und die Unabhängigkeit des Landkreises von Dritten. Der Investitionsbedarf für die Erweiterung wird derzeit mit über elf Millionen Euro angegeben. Recht gelassen sieht Thomas Fackelmann die Zukunft der Klärschlammentsorgung. Im Vergleich zu anderen Landkreisen habe man nur sehr geringe Klärschlammmengen und nur in einem Fall sei eine Anlage (mit mehr als 50 000 Einwohnervergleichswerten) auf die Neuregleung durch den Gesetzgeber anzupassen.

Aufwerten will der Landkreis den Wertstoffhof in Gerolzhofen, was den Bürgern Fahrten bis zur Rothmühle ersparen soll. Bis zum Jahresende wird die Abfallwirtschaft auch eine Neukalkulation der Müllgebühren vorlegen. Dazu meinte Fackelmann: "Eine Erhöhung ist nicht ausgeschlossen."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Gerd Landgraf
Abfall
Abfallbeseitigungs-Branche
Altreifen
Elektromüll
Energiegewinnung
Florian Töpper
Investitionsbedarf
Kinderspielzeug
Kunststoffe und Kunststoffprodukte
Müllgebühren
Verpackungen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top