Erdgas, Öl, Braunkohle: Solche fossilen Brennstoffe zur Erzeugung von Strom und Heizwärme sind teuer und schädlich für Umwelt und Klima. Helfen kann ein Blick in die Biotonne. Denn aus Obst- und Gemüseabfällen, Eierschalen oder auch Kaffeesatz lässt sich ebenfalls Energie herstellen, außerdem Dünger für Pflanzen. Das geht aber nur, wenn kein Plastik im Bioabfall landet.
Mit der Kampagne "Kein Plastik in die Biotonne" möchte das für die Abfallwirtschaft zuständige Kommunalunternehmen die Bürgerinnen und Bürger in Rhön-Grabfeld über das Problem der Kunststoffe in der braunen Tonne aufklären. Allen Bioabfalltonnen wird demnächst ein Anhänger mit einer Kurzinformation zum richtigen Biotonnen-Inhalt anhängen. Dazu gibt es einen Gutschein für zehn kompostierbare Papier-Müllbeutel und ein Gewinnspiel, bei welchem 25 Abfallsammler verlost werden.
Bei einem Pressegespräch erläuterten Gerald Roßhirt (Vorstand des Kommunalunternehmens), Klaus Bittorf (Betriebsleiter Wertstoffzentrum) und Josef Demar (stellvertretender Landrat und Bürgermeister von Großbardorf), wie aus Müll Wärme und Strom werden kann und was auf keinen Fall in die Biotonne darf.
1. Erde, Tierkot und Plastiktüten gehören nicht in den Biomüll
"Viele Bürger kaufen zum Beispiel Äpfel und Kartoffeln in Plastiktüten und schälen das Obst und Gemüse. Die Reste legen sie dann wieder in die Plastiktüte und werfen alles zusammen in die Biotonne", gibt Bittorf zu bedenken.
Oft würden laut Josef Demar auch Blumentöpfe mitsamt Edelstahl-Ständern und Erde im Biomüll landen – beides gehört nicht hinein, ebenso wenig wie beispielsweise Tierkot, Knochen und Hygieneartikel.
2. Vermeintlich kompostierbare Tüten sind in Rhön-Grabfeld nicht geeignet
Viele Bürger benutzen für ihren Biomüll Tüten mit der Kennzeichnung "kompostierbar", die es im Drogeriemarkt zu kaufen gibt. "Sie bestehen zwar zum größten Teil aus Mais- und Kartoffelstärke, es ist aber auch Kunststoff enthalten, um dem Beutel Stabilität zu geben", erläutert Klaus Bittorf.
In den Anlagen, in denen der Biomüll aus Rhön-Grabfeld landet, können diese Beutel laut Bittorf nicht verarbeitet werden. Die Folge: Sie müssen über den Restmüll entsorgt werden und fehlen als wertvoller Rohstoff für grüne Energie. Dennoch werden die nicht wirklich kompostierbaren Tüten als recycelbar verkauft. "Eine einheitliche Regel für die Beschriftung will der Gesetzgeber erst ab 2025 schaffen", sagt Klaus Bittorf.
3. Reste in Papier sind die beste Wahl für die Biotonne
Für den Bioabfall am besten geeignet sind nicht-hochglänzendes Zeitungspapier oder Papiertüten. Im Handel gibt es spezielle Papier-Abfallbeutel. "Sie werden in rund sechs Wochen zersetzt, bei Plastiktüten kann es ein Jahr dauern. Und auch dann sind noch Reste von Plastik nachweisbar", erklärt Josef Demar.
Auch für die Schüttung, also dafür, dass der Abfall reibungslos von der Tonne in das Müllfahrzeug gelangt, sind Papiertüten wichtig. Sie verhindern laut Gerald Roßhirt im Winter, dass der Müll in der Abfalltonne anfriert und dann bei der Leerung schlecht ins Fahrzeug fällt.
Zehn recycelbare Papierabfall-Beutel können sich Bürger mit dem Gutschein auf dem Anhänger an der Biotonne beim Wertstoffzentrum, am Aspen 1, in Brendlorenzen abholen.
4. Plastik stört den Kompostier- und Gärvorgang
"Wenn bestimmte Mengen Kunststoff im Biomüll sind, darf er nicht mehr über die Vergärungsanlage verarbeitet werden und der Versorger kann die Annahme verweigern", erklärt Klaus Bittorf. Die Endstation für den wertvollen Bioabfall heißt dann: Deponie oder Verbrennungsanlage.
Wenn die Plastikbeutel mitgeschnitzelt würden, so Josef Demar, könne der Gärrest nicht mehr wie üblich zum Düngen verwendet werden. Im schlimmsten Fall würden Kunststoffschnitzel im Meer landen, was nicht im Sinne des Umweltschutzes sei. Außerdem würden zusätzlicher Aufwand und Kosten für den Betreiber der Müllanlage entstehen und damit die Gefahr höherer Müllgebühren für die Bürger.
5. Aus sauber sortiertem Biomüll kann Energie und Wärme entstehen
Die drei Müll-Experten Demar, Roßhirt und Bittorf betonen, dass durch zu viel Plastik im Biomüll viel Potenzial für saubere Energie verschenkt wird. "Sauber vorsortierter Biomüll ist eine Rohstoffquelle und kann zu fruchtbarem Kompost oder günstiger grüner Energie umgewandelt werden. Gerade wir als rohstoffarmes Land sollten das unbedingt nutzen", so Demar.
Mit dem richtigen Trennen des Biomülls könne jeder seinen Beitrag zum Umweltschutz leisten – und das mit geringem Aufwand. Aus einer Tonne Bioabfall lassen sich laut Gerald Roßhirt 350 bis 450 Kilogramm hochwertiger Kompost erzeugen sowie 110 Kubikmeter Biogas – grüne Energie, die für Strom und Wärme genutzt werden kann.