Mit einem solchen Andrang hatten die Freunde der Landesgartenschau wohl nicht gerechnet: 80 Bürgerinnen und Bürger kamen zur ersten Führung über das Konversionsareal in den früheren Ledward Kasernen und dem Kessler Field. Das Interesse an der Entwicklung dort in den nächsten Jahren ist ziemlich groß.
Dass sich etwas tut, sieht man auf den ersten Blick, überall sind Gräben gebuddelt, Haufen gebaggert, wird gehämmert, gebohrt und scheppert es. Während im Osten der bis 2014 von der US-Armee genutzten früheren Panzerkaserne das erste Gebäude für die Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt fast fertig ist, haben im Westen schon die Abrissarbeiten für die letzten ehemaligen Armee-Gebäude begonnen, unter anderem die frühere Mall.
Ebenfalls besonders augenfällig: Mit der Carus Allee, dem 600 Meter langen und 37 Meter breiten grünen Band quer durch die Kaserne, geht es mit Siebenmeilenstiefeln voran. Mittlerweile kann man von der Fachhochschule kommend schon gut erkennen, was sich die Planer gedacht haben, die geschwungenen Linien der neuen Grünflächen sind bereits angelegt, gut die Hälfte der geplanten 100 neuen Bäume ist gepflanzt. Bis Ende des Jahres will man fertig sein, die Fachhochschule erwartet im September ihre ersten Studenten im neuen Gebäude.
Kräftig gebaut wird auch am Vorplatz vor dem Haupteingang der Fachhochschule. Das war im Sommer 2019 noch unklar, denn der Vorplatz ist Teil der so genannten Campus-Achse von Süden nach Norden, die die Stadt erst dann baut, wenn die geplanten weiteren FH-Gebäude in Richtung Norden, unter anderem für den neuen Robotik-Studiengang, entstehen. Den Bereich an der Gabelung mit der Carus Allee konnte man nun vorziehen, sonst hätten die Studenten über eine Schotterfläche laufen müssen. Die gibt es allerdings zwischen Niederwerrner Straße und FH. Diese Fläche müsste der Freistaat als Eigentümer herrichten. Wann das passiert, ist weiter offen.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) war hör- und sichtbar erfreut über den Andrang bei dieser ersten Führung, organisiert von CSU-Stadtrat und Freunde der Landesgartenschau e.V.-Vorsitzendem Florian Dittert. Als Ort für Wissenschaft und Forschung wolle man zum einen die frühere Kaserne entwickeln, aber auch als Ort der Erholung und Gemeinschaft, so der OB, der damit zum einen das studentische Wohnen in früheren Wohnblöcken, aber auch die Carus Allee und vor allem den geplanten Bürgerpark mit Landesgartenschau meinte.
Dass die Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt ihren Campus hier erweitere, der Robotik-Studiengang komme und der i-Campus sowie die i-Factory, sei ein Glücksfall für Schweinfurt, so der OB. Ein Glücksfall, der einen Namen hat: Professor Robert Grebner, Präsident der Hochschule, "er ist der entscheidende Motor für die Entwicklung des Areals", betonte Remelé.
Der OB hatte im übrigen eine spannende Empfehlung: "Fahren Sie mal Riesenrad", forderte er die Anwesenden auf, sich für Frühsommer den Termin für das Schweinfurter Volksfest vom 27. Mai bis 6. Juni im Kalender anzustreichen. Denn im "Jupiter" könne man gut sehen, was sich alles tue auf den Konversions-Flächen, nicht nur in Ledward, sondern auch in Bellevue. Aber auch "die grüne Schneise Carus Allee sehen. Wir brauchen diese für unser Stadtklima und die Landesgartenschau 2026 ist dafür ein wunderbarer Hebel", so der OB.
Die Landesgartenschau sei kein Selbstzweck, sondern die zehn Hektar im Nord-Westen Ledwards und die Flächen am südlichen Kessler Field sollen gemeinsam mit den Bürgern nachhaltig entwickelt werden. "Wir wollen für Schweinfurt positive Schlagzeilen als Stadt der Industrie, Kunst, des Sports und der Natur", so Remelé.
Wichtig sei die Akzeptanz in der Bevölkerung für das Projekt, das im Winter 2019 noch sehr umstritten war, als in zwei Bürgerentscheiden darüber entschieden werden sollte, ob ein Bürgerpark mit Landesgartenschau kommen soll oder ein Stadtwald. Beide Entscheide scheiterten am nötigen Quorum, der Stadtrat entschied dann im Februar 2019, endgültig an den Landesgartenschau-Plänen festzuhalten.
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Bauarbeiten dafür gibt es bisher noch keine, dennoch wird im Hintergrund viel getan, betont Baureferent Ralf Brettin. Zunächst muss die Durchführungs GmbH gegründet werden, an der Stadt und Bayerische Landesgartenschau GmbH beteiligt sind. Es folgt die Ausschreibung des städteplanerischen Wettbewerbs, "2021 werden wir genau wissen, wie die Landesgartenschau aussieht", so Brettin. In den nächsten Monaten sollen auch die ersten Bürger-Workshops stattfinden.
Es gab bei der Führung schon einige, die rege Gebrauch von dem Angebot machten, auf Postkarten ihre Ideen und Wünsche zu notieren. Groß war auch das Interesse an der Panzerhalle 237, die sinnbildlich für das Motto der Landesgartenschau 2026, "Blumen statt Panzer" steht.
Während der Landesgartenschau ist die Halle unter anderem Blumenhalle, aber auch Präsentationsort der Fachhochschule. Bis dahin sollen die Fachhochschule, unter anderem mit dem 3D-Drucker, sowie das Fraunhofer-Institut unterkommen. Ab 2027 könnte sich die Stadt ein so genanntes "Zukunftstransferzentrum" für Start-Up-Unternehmen vorstellen.
Man hätte die Bäume auch als Allee anlegen können, mit Parken entlang der Straße. Und ermuntern können, reinzufahren. Das sind riesige Dimensionen, erst wer selbst durchgelaufen ist, kann sich ein Bild machen!
Man kann heute nicht absehen, wie sich dieser Stadtteil entwickelt. Wie sollen Stadtbus, Gäste, Gehbehinderte, Rettung, Feuerwehr, Post, Paketdienste, Müllabfuhr etc. in dieses weitläufige Areal einfahren?
Ein peinlicher Schildbürgerstreich aus dem Rathaus! Weil man Stadtplanung nach populären Schlagworten macht, wie "Grünes Band" & "Autofreie Zone". Peinlich auch für die Architekten.
Ein neuer Stadtteil, mit zwei Drittel der Fläche der Altstadt, ohne Stadtbushaltestelle! Die Linie Mozartstraße hätte man einfach verlängern können.