
„Turbokonversion“, das ist das geflügelte Wort, das Oberbürgermeister Sebastian Remelé prägte im Zusammenhang mit dem Umbau der ehemaligen Ledward-Kasernen an der Niederwerrner Straße neben dem Willy-Sachs-Stadion sowie den Wohngebieten Kessler Field/Yorktown oberhalb des Icedomes und Askren Manor, jetzt Bellevue, am Kennedy-Ring gegenüber dem Volksfestplatz.
Und in der Tat: Es ist mehr als erstaunlich, dass nur fünf Jahre nach dem letzten Fahnenappell der us-amerikanischen Soldaten in Schweinfurt die gut 80 Hektar Liegenschaften mitten im Stadtgebiet nicht mehr wieder zu erkennen sind. Für viele Kommunen in Deutschland ist der Abzug der amerikanischen Soldaten eine große wirtschaftliche Belastung gewesen – man frage nach in Wildflecken oder jetzt im Moment aufgrund einer von US-Botschafter Richard Grenell wieder aufgebrachten Diskussion über die Standorte Grafenwöhr und Ramstein.

In Schweinfurt war der Abzug der Amerikaner natürlich mit gemischten Gefühlen behaftet, es gingen schließlich Freunde, die Jahrzehnte das Stadtbild mitprägten. Doch es war auch ein Segen, denn welche Stadt hat die Chance, mehr oder weniger über Nacht eine so große Fläche neu gestalten zu können?
- Hier finden Sie die Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs zur Konversion in Schweinfurt
- Lesen Sie hier, wie die Häuser in Yorktown verlost wurden
Sebastian Remelé und seine Verwaltung ergriffen sie beherzt, natürlich auch unterstützt von Bund und Freistaat. Und heute, fünf Jahre nach dem Abzug, ist das ehemals militärisch genutzte Areal nicht mehr wieder zu erkennen. Zum einen kann man es nun problemlos besuchen, zum anderen sind viele Bereiche wie Yorktown oder die ehemalige Offizierssiedlung in Bellevue schon an Privatleute verkauft und mit neuem Leben erfüllt.
Veränderungen auf den Baustellen sorgen fast täglich für eine neue Straßenführung
Eine Tour mit Baureferent Ralf Brettin und Stadtbaumeister Markus Sauer ist immer auch eine Art „Abenteuertrip“, natürlich mit einem Augenzwinkern versehen. „Jeden Tag ist es anders“, erzählt Brettin beim ersten Stopp am Amerika-Platz in Bellevue. Hier kann man den Baufortschritt mit Händen fassen, seit auch die großen privaten Bauträger mit den Neubauten der Mehrfamilienwohnhäuser angefangen haben. Es wird gehämmert und gebohrt, gebuddelt und gebaggert, die Schuttberge der eingerissenen Häuser sind meterhoch, fein säuberlich getrennt nach Metall, Holz und anderen Wertstoffen.
Wenn man heute eine Straße noch nutzen kann, kann sie morgen schon gesperrt sein, weil an anderer Stelle etwas Neues entsteht. In den nächsten zwei Jahren wird sich das Gesicht Bellevues enorm verändern durch die neuen Mehrfamilienhäuser der Bauprojekte Schweinfurt GmbH & Co. OHG der Firmen Riedel und Glöckle, der Firma P&P aus Fürth sowie der SWG. Danach bekommt das Gebiet um den Amerika-Platz eine Parkanlage, die man sich jetzt schon gut vorstellen kann, mit dem alten Baumbestand, der gehütet wird.

Immer wieder mal gibt es in sozialen Medien die Kritik, die Abrisse der amerikanischen Wohnhäuser seien nicht nötig gewesen, sie seien in gutem Zustand. Ralf Brettin widerspricht. Zum einen seien die amerikanischen Grundrisse für Wohnungen sehr kompakt, hätten mit modernem Wohnen nach deutschem Geschmack nichts zu tun gehabt. Balkone waren meist zur Straße hin gewandt, die Treppenhäuser hatten Anstriche gegen Ungeziefer, die ausdünsteten, und das Thema Energieeinsparung wurde auch nicht gerade groß geschrieben. „Dazu kommt, dass die Wohngebiete in militärischer Dichte bebaut waren und nicht als moderne Stadtteile mit viel Grün“, so Brettin.
„Das Ganze ist wie ein großes Puzzle“, so der Baureferent über die Konversion insgesamt, die „natürlich eine große Herausforderung für die Verwaltung“ ist. Während im Süden Bellevues Wohnbebauung entsteht, gibt es im Norden nach dem für den Winter diesen Jahres geplanten Abriss der alten Elementary- und Middle-School dort den Neubau mit Kindertagesstätte und Turnhalle, in den die Körnerschule zum Schuljahr 2022/23 umziehen soll.
Im Westen zur Wern hin entstehen 32 Grundstücke für Einfamilienhäuser, die fast alle schon verkauft sind. Interessant ist der Ansatz für den geplanten Supermarkt im Norden. Die Abrissarbeiten auf dem Grundstück sind abgeschlossen. Die Ausschreibung für die Konzeptvergabe läuft, 2020 soll darüber entschieden werden, wie die Bebauung dort aussehen soll. Die Verwaltung hofft auf einen Investor, der Einzelhandel mit Gewerbe und Wohnungen ansprechend verbindet.
Im Zuge des Neubaus der Schule wird auch der nördliche Eingangsbereich, von der Bundesstraße kommend, komplett umgestaltet. Im November sollen die Sicherheitsanlagen abgerissen werden, dann rollen die Bagger zum Straßenbau.
Baubeginn für die Carus-Allee war bereits im Juli
Auch in den Ledward-Kasernen ist ein merklicher Bauschub zu beobachten. Das FH-Gebäude im Osten an der Niederwerrner Straße hat seine neue, moderne Fassade bekommen, es läuft der Innenausbau. Im Wintersemester 2021 ziehen hier die ersten Studenten ein, und bis dahin ist auch das Herzstück des Areals fertig, die Carus-Allee. Das Sechs-Millionen-Euro-Projekt, vom Bundeswirtschaftsministerium mit vier Millionen gefördert, wurde im Juli begonnen.

Bald durchzieht ein 600 Meter langes grünes Band die alte Kaserne von Ost nach West. Auch der Platz vor dem Haupteingang der Fachhochschule wird wunschgemäß mitgebaut. Ob der Freistaat Bayern sein Grundstück zwischen FH-Neubau und Niederwerrner Straße ebenfalls bis 2021 herrichtet, ist weiterhin offen. Das Fraunhofer Institut wird mittelfristig Büros im Ehrenhof nutzen.
Nachdem das Ankerzentrum im Frühsommer nach Geldersheim in die Conn-Barracks umgezogen ist, gibt es auch neue Interessenten für die Gebäude. Das Studentenwerk beabsichtigt, neben dem bestehenden Studentenwohnheim ein weiteres Haus umzubauen, auch private Interessenten sind im Gespräch für die Zwischennutzung verschiedener andere Häuser. Grundsätzlich ist im süd-westlichen Teil der alten Kaserne mittelfristig ein Standort für eine neue Stadthalle angedacht.

Im Nord-Westen ist die Landesgartenschau 2026 auf zehn Hektar geplant, die sich mit einem grünen Band Richtung Kessler Field zieht. Die noch bestehenden Gebäude, wie die ehemalige Mall, werden abgerissen, lediglich die Panzerhalle 237 soll als Blumenhalle bleiben, sie wird auch von der FH genutzt.

Die Abrissarbeiten sind für Ende 2020 geplant, erste Arbeiten in Sachen Landesgartenschau gibt es sicher nicht vor 2023. Bis dahin wartet in dieser Causa jede Menge Arbeit auf die Verwaltung, denn es muss erst der Gestaltungswettbewerb ausgeschrieben und umgesetzt werden. Im Moment laufen die Verhandlungen mit der Bayerischen Landesgartenschau-Gesellschaft über die Gründung der Durchführungs-GmbH.
Die Landesgartenschau wird auch prägend für das Kessler Field. Hier müssen ebenfalls erst noch viele Puzzle-Teile zum großen Ganzen gefügt werden. Möglicherweise bleibt die mittlerweile von der DDC genutzte Turnhalle doch stehen, dahinter gibt es das LGS-Gelände mit Pavillons, auch die alternativen Wohnformen sollen bis 2026 schon realisiert sein. Das im Moment freie Gelände bis zur Yorktown-Bebauung wird sich stark verändern, auch das Baseball-Feld der Schweinfurt Giants muss verlegt werden. Neben Mehrfamilienhäusern soll in diesem Bereich auch ein weiteres Wohngebiet mit bis zu 60 Einfamilienhäusern entstehen.

Die grundsätzliche Landesgartenschau-Pläne beschreibt Ralf Brettin so: „Natürlich sind Blumen etwas fürs Herz, aber die städtebaulichen Aspekte, der Klimaschutz und der Wohnungsbau sind noch wichtiger.“
Hoffentlich kommt keine Wärmedämmung an die Außenwände der Neubauten. "Gedämmte Hauswände erhalten lebensgefährliche Biozide", welt.de 08.02.2019: Grundwasser wird belastet, mit Verdacht auf Schädigung Ungeborener & Kleinkinder. Schneller Befall der Dämmungen von Algen & Schimmelpilzen, mit Gefahr von Asthma und der tödlich verlaufenden Aspergillose. Berechnungen der Uni WÜ: jedes Jahr sterben in D 2500 Menschen an Folgen von Schimmelpilzinfektionen.
Bei dieser luftdichten Bauweise droht bei Lüftungsanlagen die Verkeimung (Umwelt-Bundesamt).
Das kann man nicht mehr ändern. Aber einen zweiten Fehler sollte man, trotz erfolgter Planung, nicht in die Tat umsetzen: eine Carus-Allee ohne Fahrbahn. Man bekam die 4 Mio. Bundes-Zuschüsse vmtl. für eine Erschließungsachse. Dann war es nur noch eine Busspur, die verschwand schließlich auch noch. Warum eigentlich?
Ein neuer Stadtteil ohne Stadtbus!? Die zu kurze Linie "Mozartstraße" kann so nicht verlängert werden. Das 26 ha große Areal bekommt keine öffentliche Durchgangsstraße, wird kein urbaner Stadtteil, bekommt zu wenig soziale Kontrolle, wird zu wenig in die Stadtstruktur integriert und zum Ghetto. Der ewige Fehler moderner Stadtplanung! Bei Parken entlang der Straße könnte man sich zudem große Parkplätze ersparen.
Zudem kann man Ledward ohne Haupterschließungsstraße nicht flexibel weiterentwickeln.