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Heidenfeld
Kein Modellprojekt Demenz-Hotel: Warum der Verkauf von Kloster Heidenfeld geplatzt ist
Ein Investor wollte das ehemalige Kloster Heidenfeld zu einem Demenz-Hotel umbauen. Doch der Kauf ist gescheitert. Das sind die Gründe dafür.
Das historische Klostergeviert ist ein dominierender Gebäudekomplex in Heidenfeld. Im 2002 neu errichteten Pflegeheim (rechts) dürfen die verbliebenen hochbetagten Ordensschwestern wohnen bleiben. Neue kommen nicht mehr dazu.
Foto: Thomas Friedrich | Das historische Klostergeviert ist ein dominierender Gebäudekomplex in Heidenfeld. Im 2002 neu errichteten Pflegeheim (rechts) dürfen die verbliebenen hochbetagten Ordensschwestern wohnen bleiben.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:12 Uhr

Im Jahr 2021 haben die Schwestern der Kongregation des Erlösers das historische Kloster Heidenfeld verlassen. Über 120 Jahre hatten sie das Leben im Ort mitgeprägt. Seitdem ist die Frage offen, was mit dem imposanten, denkmalgeschützten Gebäude und dem großflächigen Areal geschieht. Der Karlstädter Projektmanager Rudi Gosdschan, der 40 Jahre in der Pflege gearbeitet hat, hatte großes Interesse, die Immobilie vom Orden zu kaufen.

Seine Idee: der Aufbau eines "Modellprojekts Demenz-Hotel", den er seit zehn Jahren verfolgt. Kurz gefasst soll dies eine Verbindung zwischen Hotel und Klinik für an Demenz erkrankte Menschen und deren Angehörige sein. Gemeinsam sollen sie dort eine Auszeit in einem Umfeld verbringen, das die Erfordernisse der besonderen Betreuung von demenzkranken Menschen und die Bedürfnisse von Angehörigen mit den Annehmlichkeiten eines Hotelaufenthalts verbinden soll. 71 Zimmer für 132 Gäste sowie ein Veranstaltungsbereich für 250 Personen sollten entstehen. So die Idee.

Keine Einigung über den Kaufpreis

Die Kirche St. Alfons im Kloster: Viele Gläubige aus Heidenfeld nutzten früher die Gelegenheit, dort Gottesdienste zu besuchen.
Foto: Stefan Menz | Die Kirche St. Alfons im Kloster: Viele Gläubige aus Heidenfeld nutzten früher die Gelegenheit, dort Gottesdienste zu besuchen.

Doch das Vorhaben ist geplatzt: Ein Besitzerwechsel des Klosters ist jetzt gescheitert. Martin Stapper, Geschäftsführer der Erlöserschwestern, bestätigte auf Anfrage der Redaktion, dass man sich über den Preis nicht habe einigen können. Gosdschan wird in seiner Wortwahl deutlicher: In einer Information an die Redaktion schreibt er von "überzogenen finanziellen Forderungen" der Erlöserschwestern. Sie hätten eine Million Euro über dem Schätzwert gelegen.

Auf Anfrage der Redaktion taxiert der Karlstädter die Immobilie auf 2,5 Millionen Euro. Man habe ein wenig mehr geboten und auch weitere Zusagen wie etwa garantierte Besuche der Klosterkirche gemacht. Man sei dem Orden "sehr weit entgegengekommen". Etwa mit Zusatzzahlungen bei einem erfolgreichen Betrieb. Stapper äußert sich auf Anfrage nicht zu den Zahlen. Er verweist auf ein Wertgutachten, das die Eigentümerinnen haben anfertigen lassen. Dessen Inhalt sei auch Gosdschan bekannt gewesen – bis auf die entscheidende Zahl der Wertbemessung. "Wir wollen auch nicht unter Wert verkaufen", sagt Stapper.

Für Generationen der Erlöserschwestern war das Kloster Heidenfeld eine Heimat (Archivfoto).
Foto: Josef Lamber | Für Generationen der Erlöserschwestern war das Kloster Heidenfeld eine Heimat (Archivfoto).

Der Geschäftsführer des Ordens unterstreicht, dass Gosdschans Konzept, das der Redaktion vorliegt, zum Klosterareal "inhaltlich sehr gepasst" habe. Schließlich wolle man darauf achten, dass die Nachnutzung sozialen Zwecken zuzuordnen und mit dem Pflegeheim Maria Hilf verträglich sei. Letzteres ist in einem separaten Gebäude untergebracht, in dem etwa 50 Nonnen leben. Das Heim wäre von einem Verkauf nicht betroffen. Laut Stapper soll es weiterhin bestehen bleiben; allerdings werden dort keine neuen Ordensschwestern aufgenommen. Sie sollen bei Pflegebedarf in Würzburg unterkommen. 

Investor wollte 6,5 Millionen Euro fließen lassen

"Ich bedauere das Scheitern sehr", sagt Gosdschan gegenüber der Redaktion: "Mir ging's um die Menschen", denen er nun kein entsprechendes Angebot unterbreiten könne. Für die Kirche als Institution hätte das Projekt "ein Leuchtturm" werden können. Auch für Heidenfeld habe er sich positive Folgen erhofft wie die Ansiedlung eines Bäckers und Metzgers. Schließlich habe man 6,5 Millionen Euro investieren wollen.

Die Gemeinde Röthlein verfolge die Entwicklung in Heidenfeld mit Interesse, sagt Bürgermeister Peter Gehring (CSU) auf Anfrage. Für sie selbst komme das Gebäude nicht infrage: zu groß und zu teuer. Wenn die Gemeinde heute Bedarf für einen neuen Kindergarten und eine neue Schule hätte, würde man womöglich anders darüber denken. Die Kommune besitzt aber noch das Vorkaufsrecht. Man will offensichtlich ein Auge darauf haben, um ein "zweites Lülsfeld" zu verhindern. Das dortige Klosterareal hatte die Gemeinschaft "Go&Change" gekauft, gegen die es massive Vorwürfe wie sexualisierter Gewalt gegenüber einer Bewohnerin gibt.

Imposant, aber heute fast leer: Das Kloster Heidenfeld steht zum Verkauf. Doch der Plan eines Investors, dort ein neuartiges Demenz-Hotel einzurichten, ist gescheitert (Archivfoto).
Foto: Waldemar Wiederer | Imposant, aber heute fast leer: Das Kloster Heidenfeld steht zum Verkauf. Doch der Plan eines Investors, dort ein neuartiges Demenz-Hotel einzurichten, ist gescheitert (Archivfoto).

Nach zehn Jahren: Idee des Demenz-Hotels am Ende

Wie geht es mit dem Areal in Heidenfeld weiter? Es gibt wohl weitere Interessenten, doch konkrete Verhandlungen laufen derzeit nicht. Die Erlöserschwestern sind laut Stapper weiterhin an einem Verkauf interessiert und wollen die Immobilie, in deren Teilbereich derzeit Flüchtlingsfamilien untergebracht sind, nun in die bayerischen Denkmalbörse einstellen.

Rudi Gosdschan legt seine Pläne für ein Demenz-Hotel "ad acta", nachdem auch ein weiteres Vorhaben in Brandenburg nicht zustande kommt. Die für die Projekte vorgesehene GmbH wickelt er zusammen mit seinen beiden Kompagnons ab.

 
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  • Fred Reinshagen
    Was die Schwestern der Kongregation des Erlösers machten war weder christlich (1 Mio. über den Schätzwert fordern) noch klug (für die Kloster- & Ortsentwicklung). Biblisch gesehen waren die 5 törichten Jungfrauen am Werk. Alles hätte gepasst: Nutzung, Preis etwas über dem Wert & Zusagen. So eine Chance kommt nie mehr!

    Einen im Prinzip ähnlichen Fall gab es in einer Thür. Gemeinde vor ca. 10 Jahren. Für ein großes, denkmalgeschütztes Volkshaus mit Park bot ein Investor 1 Mio. Die Gemeinde sagte nein, fand keinen anderen Investor mehr. Das Gebäude verfällt und hat mittlerweile ca. 5 Mio Sanierungsbedarf, den die Gemeinde nicht aufwenden kann - es läuft derzeit auf eine große Bauruine zu, die man auf 10 km Entfernung sieht und zum Fanal wurde. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

    Die Schwestern sollten es sich unbedingt nochmal überlegen und auf das Angebot eingehen. Ansonsten liegt kein Segen mehr auf der Sache: ihn gibts niemals mit Beigeschmack & Dollarzeichen in den Augen.
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  • Fred Reinshagen
    PS: Die Schwestern haben auch nicht bedacht, dass infolge Kirchenaustritte und starken Rückgang der Kirchensteuer es demnächst kath. Immobilien aller Art wie Sand am Meer geben wird!

    Das Bistum WÜ ist aufgrund seiner Struktur besonders hart betroffen, im weithin ländlichen Raum, mit unzähligen Immobilien, verstreut in alle Richtungen, bei relativ wenig Einwohnern und Steuereinnahmen. Da wäre das der ideale Zeitpunkt, quasi kurz vor Torschluss, die Sache noch unter Dach & Fach zu bekommen.
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  • Peter Koch
    Muss man sich wirklich in der Öffentlichkeit ausweinen und Verhandlungspartner madig machen wenn mal kein Deal zustande kommt. Und wenn es bei einem so riesigen Projekt schon Anfangs einer Million Euro scheitert ist es besser als wenn später eine Bauruine rumsteht weil der Gelbeutel zu klein war.
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  • Norbert Eusemann
    Schade, der Gedanke das Kloster zu einem "Modellprojekts Demenz-Hotel" umzubauen, wäre sicher sowohl für das Gebäude als auch für das ganze Umfeld ein echter Glücksfall. Auch die Tatsache das nichts gestückelt wird und damit ein historisches Ensemble erhalten bliebe, müsste im Sinne aller sein. Die Kirche gibt im Moment viele, auch ortsprägende und für die Gesellschaft wichtige Bauten auf, da die Unterhaltungskosten auf Dauer nicht mehr gestemmt werden können. Ich finde es deshalb für ganz wichtig den ursprünglichen Bauzweck nicht ganz zu vergessen und deshalb ist etwas weniger Geld, dafür aber ein entsprechendes Konzept sicher die bessere Lösung. Vielleicht können hier Gemeinde und Landkreis ihren Einfluss entsprechend geltend machen. Leerstände und spätere teure Sanierungen um Bausubstanz zu erhalten sind in der Regel die teuerste Lösung .
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  • Wolfgang Lukas
    Wenn man nur noch Dollarzeichen auf den Augen hat, wie es derzeit wohl die Generaloberin und ihr Geschäftsführer haben, dann kommt auch ein solcher Verkauf in so gut gemeinde Hände nicht zustande! Von einer früheren Aussage, gegenüber den Schwestern und Mitarbeitern, will man ja nichts mehr wissen, diese gemacht zu haben. Denn ursprünglich sollte das Pflegeheim öffentlich für nicht Nonnen gemacht werden, wenn es zu wenige Schwestern gibt die hier wohnen würden. An Christliche Werte ist bei der Führung der Erlöserschwestern nichts mehr zu finden. Schade!
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