Etwa 20 Personen nahmen an der Führung durch das Kloster Heidenfeld teil, zu der der Frauenbund Gernach eingeladen hatte – darunter immerhin vier Männer.
Stefan Menz, seit Mai 2014 Kreisheimatpfleger für den südlichen Landkreis, hatte es besonders gerne übernommen, die Gruppe durch das Kloster Heidenfeld zu führen, verbinden ihn mit Gernach doch schöne Erinnerungen aus seiner Kindheit, wie er gleich zu Beginn mitteilte. Es freute ihn besonders, dass diese Führung nur wenige Tage nach der großen Jubiläumsfeier der Erlöserschwestern stattfand: am 15. Juni
Pflege von 120 Schwestern
1866 wurde der Orden gegründet, genau 150 Jahre später fanden die Jubiläumsfeiern statt. Zurzeit werden in Heidenfeld etwa 120 Schwestern gepflegt, das Kloster zählt 34 Schwestern. Mit etwa 100 Angestellten ist das Kloster auch ein bedeutsamer Arbeitgeber der Region. Die Gemeinschaft der „Kongregation der Schwestern vom Allerheiligsten Erlöser“, wie die Erlöserschwestern offiziell heißen, zählt insgesamt noch 327 Schwestern.
Stefan Menz machte darauf aufmerksam, welch große Lebensleistung viele dieser Schwestern vollbracht haben, die jetzt aus Altersgründen hier in Pflege sind: sie waren Leiterinnen von Kindergärten, hatten die Krankenpflege in vielen Dörfern übernommen, spielten die Orgel, führten Handarbeitskurse durch, besorgten den Blumenschmuck in der Kirche.
Die Geschichte
Im Innenhof des Klosters angekommen, gab Stefan Menz einen Einblick in die Geschichte des Klosters und des Ortes Heidenfeld. Was viele nicht wissen: bis in die 30er-Jahre hieß der Ort offiziell „Kloster Heidenfeld“. Die Nationalsozialisten strichen die Ortsbezeichnung „Kloster“. Der Probst des Klosters - so nannte man den „Chef“ der Augustinerchorherren - war zugleich Pfarrer von Heidenfeld, Wipfeld, Gernach, Lindach, und Dächheim; insgesamt versorgten sie etwa 20 Pfarreien seelsorgerlich.
Heidenfeld wurde im Jahr 1040 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. 1069 bekam das Bistum Würzburg von Gräfin Adalbera „einen Teil ihres Landbesitzes“ geschenkt, um dort ein Kloster zu stiften. Zwei Jahre später weihte Bischof Adalbero von Würzburg das Augustiner-Chorherrenstift St. Mauritius ein.
Pfarrer-Wohngemeinschaft
Die Aufgabe der Augustiner-Chorherren - sie lebten in einer Art „Pfarrer-WG“ zusammen - war die Seelsorge der umliegenden Gemeinden. In über 70 Dörfern hatte das Kloster Lehen vergeben, das heißt, die Bauern mussten dem Kloster Abgaben entrichten. Im Bauernkrieg und 30 Jahre später wurde das Kloster eingeäschert.
Bedeutsam für die Klostergeschichte ist das Jahr 1723: Propst Sigismund Derleth begann mit dem Bau des Osttraktes: er konnte Balthasar Neumann für die Planung gewinnen. 1733 war der Bau in seiner heutigen Gestalt abgeschlossen. 1803 wurde das Stift im Rahmen der Säkularisation aufgehoben, die Chorherren mussten das Kloster verlassen, das Stift wurde Eigentum des Kurfürstentums Bayern.
Der spätere Besitzer Graf Friedrich von Thürheim erwarb das Stift, ließ die Stiftskirche einreißen und verkaufte das Inventar. So sind in vielen benachbarten Ortschaften noch Schätze aus der ehemaligen Stiftskirche von Heidenfeld zu finden: So ist eine Statue der Mutter Gottes nach Gerolzhofen gelangt, in Gernach sind zwei Bilder aus Heidenfeld auf der Empore der St. Aegidius-Kirche zu bewundern.
1807 erwarb die Freiin Leopoldine von Bodeck-Ellgau das „Schloss“, wie es jetzt von den Heidenfeldern genannt wurde. Durch Vermittlung von Kardinal Michael Faulhaber, der in Heidenfeld geboren wurde, kaufte sie das Schloss und einen Teil der Felder. (Näheres dazu unter www.kloster-maria-hilf.de/geschichte).
Es gab schon Fußbodenheizung
Besonders interessant war es, die ehemaligen Wohnräume des Propstes zu besichtigen: erstaunt nahm man zur Kenntnis, dass es schon zur damaligen Zeit eine Art Fußbodenheizung gab. Die großen Kachelöfen wurden jeweils vom Gang aus geschürt, damit die Herrschaft nicht gestört wurde. Beeindruckend auch der Kapitelsaal: In diesem Saal versammelten sich die Augustinerchorherren, unter anderem um über die Kapitel der Ordensregeln miteinander nachzudenken. In vier Stuckarbeiten in den Ecken des Saales ist die Geschichte des Klosters ab 1723 dargestellt. Als Patron der Augustinerchorherrn ist der Heilige an vielen Orten zu sehen, das „Mauritiuskreuz“, ein Kreuz in besonderer Form ist auch Teil des Ortswappens von Röthlein.