Die Kommunität der Erlöserschwestern im Kloster Heidenfeld wird bis zum Herbst aufgelöst – mit diesem Paukenschlag eröffnete Bürgermeister Peter Gehring die kurzfristig anberaumte halbstündige Pressekonferenz. Gemeinsam mit Generaloberin Sr. M. Monika Edinger und Geschäftsführer Martin Stapper informierte der Bürgermeister über den aktuellen Stand der Entwicklungen und nahm damit gleich möglichen Spekulationen und Gerüchten den Wind aus den Segeln.
Der Auflösungsprozess steht nach "langen Überlegungen" noch ganz am Anfang: Im Verlauf der letzten Woche wurden die ersten konkreten Gespräche mit den Kommunitätsleiterinnen von Kloster und Pflegeheim, sowie den betroffenen Schwestern geführt. Anfang dieser Woche wurden dann die neun Mitarbeiterinnen informiert, für die es wohl keine betriebsbedingten Kündigungen, wahrscheinlich aber neue Aufgaben auch an anderen Standorten geben wird.
Die Entscheidung ist "sehr schwergefallen", stellt die Generaloberin klar, doch die Kongregation der Erlöserschwestern steht vor Veränderungen, vor Entwicklungen, die sich schon längerfristig abzeichnet haben. Das Ordensleben geht weiter, stellt Schwester Monika fest; aber es wandelt sich, auch wenn selbstverständlich weiter ganz im Sinne des viele 100 Jahre alten Auftrags agiert wird, um "Gottes frohe Botschaft in Wort und Tat zu den Menschen tragen und für sie da zu sein".
Diskrepanz zwischen Bauten und Bewohnern
Doch es gibt eine Diskrepanz zwischen Bauten und Bewohnern. Die Kongregation hat sich für ihr "Bild der Zukunft" darauf festgelegt, "in Menschen und nicht Gebäude zu investieren", wie es Schwester Monika umschreibt. Die Zahl der Ordensschwestern ist nämlich seit Jahren rückläufig. Zum Vergleich: Waren es 2003 noch 140 Schwestern, die auf den weit über 10 000 Quadratmetern im Kloster Heidenfeld wohnten, sind es heute noch 17. Für diese kleine Gemeinschaft in dem großen, leeren Kloster hat die Kongregationsleitung in Würzburg eine Verantwortung, sagt die Generaloberin. Sie findet, "man dürfe nicht warten", bis peu à peu jede der betagten Erlöserschwestern vom Kloster ins benachbarte Pflegeheim zieht und die ohnehin schon kleine Gemeinschaft weiter schrumpft.
Vielmehr sollen die Schwestern bis ins hohe Alter ein spirituell erfülltes Leben innerhalb einer beständigen Gemeinschaft führen können. Wo und wie wird gerade in Einzelgesprächen diskutiert. Die Kongregationsleitung ist sich durchaus bewusst, dass das für die über 80-jährigen Schwestern ein schwerer Schritt ist. Sie müssen umziehen und sich in einer neuen Gemeinschaft einleben, die Generaloberin weiß aber auch: Das ist machbar, "wir Erlöserschwestern sind ein Leben im Wandel" gewohnt.
Für die Großgemeinde ist die Entscheidung überraschend gekommen und sicherlich ein Einschnitt, schließlich prägt das Kloster seit Jahrhunderten den Ortsteil mit. 1901 ist es in den Besitz der Kongregation der Erlöserschwestern übergegangen; nach langen Phasen der Abschottung, sind Kloster und Pfarrgemeinde heute eng verbandelt. Seit einigen Jahren schon öffnet sich das Kloster mehr und mehr der Öffentlichkeit, finden dort Konzerte, Informationsveranstaltungen, Schulungen und sogar der gemeindliche Ferienspaß statt.
Pflegeheim nicht von der Auflösung betroffen
Wie Martin Stapper bestätigte, ist das Pflegeheim auf dem Klostergrund von der aktuellen Auflösung nicht betroffen – von der Nachnutzung des Klosters allerdings schon, wie der Geschäftsführer feststellte. Es gibt einige Abhängigkeiten: Eine gemeinsame Heizungsanlage, die Klosterküche, die auch das Pflegeheim versorgt und weiter benutzt werden soll und die Klosterkirche. Eine Nachnutzung, wie Stapper anführte, sollte schon darauf abgestimmt sein, dass in der unmittelbaren Nachbarschaft sehr betagte Seniorinnen leben. Die Kongregation jedenfalls hat weder Kapazitäten noch Ressourcen, das wuchtige Gebäude weiter zu unterhalten, möchte aber auch nicht, das es zu einer Ruine verkommt.
Einen "Masterplan" für die Zukunft des Klostergebäudes gibt es noch nicht, und es ist völlig offen, was mit den erst von 2006 bis 2010 sanierten Räumlichkeiten passiert. Auch eine Veräußerung wird, wie Elke Lanz nachfragte, nicht ausgeschlossen. "Es gibt da für uns keine Denkbarrieren, stellt Stapper klar.
Für Bürgermeister Gehring ist das eine wichtige Stellungnahme, eröffnet sich doch so eine "gute Möglichkeit" gemeinsam und in Ruhe aktiv eine sinnvolle Lösung für das wuchtige Gebäude zu finden, von der alle etwas haben – gegebenenfalls, so Gehrings Idee – auch im Rahmen der Städtebauförderung und Dorfentwicklung.