Die Irritation war groß: Ziehen jetzt Flüchtlinge aus der Ukraine oder aus Afghanistan ins Kloster Heidenfeld ein? Seit bekannt ist, dass die Regierung von Unterfranken das seit Sommer vergangenen Jahres leerstehende Gebäude als Flüchtlingsunterkunft angemietet hat, treibt diese Frage die Bürgerinnen und Bürger in Heidenfeld um. Hinter vorgehaltener Hand wird die Sorge geäußert, verschiedene Nationalitäten und Mentalitäten in einem so kleinen Ort könnten sich eventuell nicht vertragen.
In Heidenfeld leben bereits 30 Geflüchtete aus der Ukraine. Für die Bevölkerung lag es deshalb nahe, dass im Kloster ebenfalls Menschen aus der Ukraine untergebracht werden. Dem ist aber nicht so. "Es sind voraussichtlich afghanische Ortskräfte, die einquartiert werden", stellt die Regierung von Unterfranken klar. Bürgermeister und Gemeinderat seien darüber informiert worden.
Aktuell erfolgen noch kleine bauliche Ertüchtigungen, ab Anfang Mai soll das Klostergebäude dann Zug um Zug mit Flüchtlingen belegt werden. 45 Plätze stehen zur Verfügung.
Die Entscheidung, welche Flüchtlinge wo untergebracht werden, wird nach Auskunft von Regierungssprecher Johannes Hardenacke nach der Notwendigkeit und den freien Kapazitäten entschieden. Weil andere Übergangswohnheime für Ortskräfte derzeit voll belegt sind, werden deshalb die neu Ankommenden im neu angemieteten Kloster einquartiert. Ende vergangenen Jahres waren erst 40 afghanische Ortskräfte in Bad Königshofen untergekommen. Die Regierung hat dort das ehemalige Bildungshaus St. Michael der Diözese Würzburg angemietet, das ebenfalls leer stand.
Ortskräfte haben einen gesicherten Aufenthaltsstatus
Was sind eigentlich Ortskräfte? Es sind Menschen, die bei einem Auslandseinsatz der Bundeswehr in ihrem Heimatland für die deutsche Armee tätig sind. Zum Beispiel als Übersetzerinnen und Übersetzer, als Sicherheitskraft oder als Fahrer. Auch Mitarbeitende von deutschen Hilfs- und Entwicklungsdiensten zählen dazu.
Nach der Machtübernahme durch die Taliban hat die Bundesregierung zugesagt, Ortskräfte aus Afghanistan aufzunehmen, die seit 2013 für deutsche Behörden gearbeitet haben. Doch die Evakuierung geht nur schleppend voran. In Unterfranken wurden laut Presseinformation der Regierung im Jahr 2021 insgesamt 173 afghanische Ortskräfte untergebracht. Sie verfügen über einen gesicherten Aufenthaltsstatus, dürfen arbeiten und haben auch Anspruch auf Sozialleistungen.
In Heidenfeld hat man Erfahrung mit der Betreuung von Menschen aus Kriegsgebieten. Schon bei der Flüchtlingswelle 2015 waren im alten Feuerwehrhaus Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien einquartiert worden. Damals gründete sich ein Helferkreis, den es bis heute gibt und der sich auch jetzt um die ukrainischen Flüchtlinge vor Ort kümmert. "Wir waren schon immer offen für alle", betont Stefan Menz, "für uns zählt nicht die Nation oder Religion, sondern nur der Mensch."
Helferkreis will Flüchtlinge im Kloster im Ort einbinden
Der Helferkreis werde in jedem Fall versuchen, die neuen Flüchtlinge im Kloster bei seinen Hilfsangeboten im Ort einzubinden. So gibt es jeden Samstag ein gemeinsames Treffen mit allen Flüchtlingen, Helferinnen und Helfern, bei dem auch Deutsch unterrichtet wird. Das werde sehr gut angenommen. Für die Kinderbetreuung sei ebenfalls gesorgt.
Menz lobt die große Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger aus der Gemeinde Röthlein. Die Spendenbereitschaft sei sehr groß. "Es ist einfach toll, wie sich die Leute engagieren."
Auch Schwester Monika Edinger, die Generaloberin der Kongregation der Schwester des Erlösers, freut sich, dass die leerstehenden Räume im Kloster Heidenfeld einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden. Welche Nationalitäten einziehen werden, entscheide der Mieter, die Regierung von Unterfranken. "Uns Erlöserschwestern ist grundsätzlich jeder Geflüchtete, der in Not ist und eine Unterkunft braucht, willkommen." Dies sei sowohl mit der Regierung als auch mit den Schwestern, die in Heidenfeld leben, besprochen.
Die Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft im Kloster ist allerdings nur als Zwischenlösung anzusehen. Die Kongregation erwägt, das Klostergebäude zu verkaufen.
Wir helfen in der Gemeinde allen Geflüchtete so gut wir können. Ich bin stolz auf meine Gemeinde mit welchem Engagement jetzt, aber auch schon früher, hier Integration gelebt wird.
Peter Gehring
1. Bürgermeister
Die zivilen Ortskräfte haben dafür ein Gehalt bekommen. Das 12fache des Durchschnittslohnes. Sie wsren privilegiert, es wat ihr Job, von dem ganze Grossfamilien gut lebten.