Die lange Geschichte ist kurz erzählt: 1069 wurde es gestiftet, das Kloster Heidenfeld. Die Augustinerchorherren kamen und blieben, bis im Jahr 1803 die Säkularisation mit fast sämtlichen Klöstern in Bayern "Tabula rasa" machte, so auch in Heidenfeld. 1901 schließlich konnten die Erlöserschwestern die Stiftsgebäude erwerben. Genau 120 Jahre später, im Februar 2021, überbrachte Generaloberin Schwester Monika Edinger die traurige Nachricht an den Gemeinderat, dass sich die Erlöserschwestern aus Heidenfeld zurückziehen werden. Für das Kloster werde ein Käufer beziehungsweise eine Nachnutzung gesucht, so ihre Botschaft.
In Heidenfeld herrschte große Trauer und Bestürzung, obwohl man auf diesen "Tag X" schon ein wenig vorbereitet war. Die Generaloberin schrieb bereits 2017 in einer Mitteilung an die Mitarbeiter, dass im Bereich "Sorge für die alten und kranken Schwestern" die voraussichtliche Eigennutzung des Pflegeheims bis 2025 und die Eigennutzung des Klostergebäudes Heidenfeld bis etwa 2021-2026 vorgesehen sei.
Diese vagen Prognosen haben sich nun früher erfüllt als erwartet. Die Schwestern sind weg. Im Südtrakt, er ist an die Regierung von Unterfranken als Übergangswohnheim vermietet, leben sieben Familien, afghanische Ortskräfte. Der Mietvertrag ist erst einmal auf ein Jahr befristet. Alle anderen Klostergebäude sind verlassen und werden zum Teil schon geräumt.
Bis zu 250 Schwestern lebten einst im Kloster
Wie fühlt sich dieser Leerstand an, in einem Kloster, in dem in Hochphasen bis zu 250 Schwestern lebten? Lange leere Gänge, eine fast schon unheimliche Stille nimmt man wahr. Kein Laut ist zu hören. Der stattliche Festsaal wirkt wie ausgestorben, die kalte Kirche eher trostlos als erbaulich. Gottesdienste werden dort keine mehr gefeiert, sehr zum Bedauern des Hausgeistlichen, Pfarrer Richard Baunach, der seit 2008 im Kloster wirkt.
Die leere Klosterkirche St. Alfons tut auch den Heidenfeldern weh: Unzählige Trauungen, Taufen und Gottesdienste fanden hier statt, weithin bekannt waren die feierlichen Adventskonzerte. Die beliebten Führungen gibt es auch nicht mehr, an manchen Tagen waren es bis zu 400 Besucher, die der Historische Verein durch das Baudenkmal begleitet hat.
Entscheidung am 15. Dezember
In einem Infoschreiben teilte die Kongregation im Sommer 2022 mit, dass fortan "das Mutterhaus (in Würzburg) der letzte Alterssitz für uns Schwestern sein wird". Mit der Konsequenz, dass in Zukunft keine Schwester mehr ins Pflegeheim Heidenfeld wechseln werde. Man konzentriere sich ganz auf die Zentrale in Würzburg.
Gespannt warten die nun Heidenfelder und die Beschäftigten im Kloster nun auf den 15. Dezember. Bis zu diesem Datum soll geklärt werden, wie die Versorgung und Zukunft im Pflegeheim künftig aussehen wird. Dort wohnen ja noch Schwestern, und sie dürfen bleiben. Dennoch schauen auch sie besorgt auf die Zukunft "ihres" Klosters Maria Hilf. Kaufinteressenten gibt es wohl, es scheint auch Bewegung in die Sache gekommen zu sein. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, es sei noch vor Weihnachten ein Verkauf denkbar. Es gab auch erste Ortstermine und Begehungen.
Man vertraue der Ordensleitung in Würzburg, so eine Stimme im Röthleiner Gemeinderat, dass die Generalleitung zu einer guten Entscheidung komme. "Ein zweites Lülsfeld wollen wir hier nicht", so hört man es von allen Seiten, wenn über die neuen Eigentümer des Klosterareals diskutiert wird. Das ehemalige Kloster Lülsfeld bei Gerolzhofen, das von der Gemeinschaft "Go&Change" bewohnt wird, war 2020 in die Schlagzeilen geraten, nachdem einstige Mitglieder über Psychodruck, sexualisierte Gewalt und Drogenmissbrauch berichtet hatten.
Dass es sich die Erlöserschwestern bei der Suche nach einem potenziellen Interessenten nicht leicht machen und bei der Suche nach einem Käufer nicht überstürzt handeln wollen, zeigt die Zwischenvermietung des Südtrakts seit Frühjahr 2022 an die Regierung von Unterfranken als Flüchtlingsunterkunft. Eine "sinnvolle Nutzung", nannte es damals Schwester Monika Edinger, die Generaloberin der Kongregation der Schwester des Erlösers. Auch wenn es nur eine Zwischenlösung ist.
Das Gebäude kann bestimmt eine Menge Geschichten erzählen.
Schade, dass hier nicht der Staat einspringen kann oder will. Ich würde mir Bemühungen wünschen, ähnlich wie bei Schloss Mainberg. Solche Gebäude gibt es im Landkreis SW nur eine Hand voll.
Wenn das Kloster einmal veräußert ist, möglicherweise an einen dubiosen Käufer ist der Staat und die Gemeinde aus dem Spiel.
Es bleibt allen Beteiligten zu wünschen, dass es zu einer guten Lösung kommt - für die Kongregation, für Heidenfeld, für den Landkreis und für die geschichtsbewusste Bevölkerung allgemein.