Viele hatten sich darauf eingerichtet, dass der Ausgang der Landratswahl im Frühjahr knapp werden würde. Doch am 15. März trat genau das Gegenteil ein: Florian Töpper (SPD) verteidigte mit nicht erwarteten 73,5 Prozent der Stimmen sein 2012 gewonnenes Amt als Landrat. Sein Gegenkandidat Lothar Zachmann (CSU) erreichte enttäuschende 26,5 Prozent.
Damit sah sich Töpper in seinem Kurs, Landrat für möglichst alle sein zu wollen, bestätigt. Dies drückte sich auch im Ergebnis aus, denn der 42-Jährige siegte in allen Gemeinden mit deutlichem Vorsprung. Nur in Dingolshausen, der Heimatgemeinde seines Herausforderers Lothar Zachmann, wo dieser 24 Jahre lang Bürgermeister war, unterlag Töpper. Die Grünen und die Freien Wähler hatten Töpper offiziell unterstützt. Zudem warb eine überparteiliche Allianz aus bekannten Persönlichkeiten des Landkreises, darunter auch drei ehemalige CSU-Bürgermeister, für den amtierenden Landrat.
Ungewöhnlich lange, nämlich etwa ein Jahr lang, hatte der Wahlkampf angedauert, denn die CSU hatte sich schon im Frühjahr 2019 dafür gerüstet, den Chefposten im Landratsamt zurückzuerobern, und damals schon Zachmann ins Rennen geschickt. Beide Kandidaten absolvierten einen wahren Marathon an Terminen und Veranstaltungen. Beiden waren im Endspurt im März die Strapazen deutlich ins Gesicht geschrieben gewesen. Im Nachklang deutete Töpper harsche Wahlkampfmethoden der CSU an, die Kreisvorsitzende Anja Weisgerber nicht erkennen mochte.
Töppers Triumph setzte sich bei der Kreistagswahl fort: Mit dem Verlust von fünf Mandaten schwand der Einfluss der CSU, auch wenn sie immer noch größte Fraktion blieb. Trotz Sitzgewinnen der Grünen und der Freien Wähler sah es zunächst nicht so aus, als würde es für die anvisierte rot-grün-orangene Mehrheit reichen: Zusammen mit der Landratsstimme kommen sie auf 30 von 61 Stimmen. Doch bis zur ersten Sitzung im Mai gelang es den Protagonisten, auch die beiden Vertreter von FDP und Linke in ein loses Bündnis als "bunte Mehrheit" einzubinden. Das bedeutet auch: Erstmals in der Nachkriegsgeschichte könnte im Landkreis Politik ohne Zutun der CSU betrieben werden. Allerdings haben sich die "Bunten" und die CSU auf eine Kooperation geeinigt. Nach achtmonatiger Erfahrung scheint diese Absprache gut zu funktionieren, wenn auch nicht ohne gelegentlichen Dissenz.
Erstmals ist die AfD, die 20 Kandidaten aufgeboten, aber nur mit fünf Wahlwerbung betrieben hatte, mit vier Vertretern in den Kreistag eingezogen.
Am 15. März sind in 24 der 29 Gemeinden auch die Bürgermeister gewählt worden. Traten die Amtsinhaber an, so wurden sie auch souverän wiedergewählt. Nur in Geldersheim nicht: Dort kehrte Thomas Hemmerich (CSU/FBL/JL) das Ergebnis der Stichwahl von 2014 um und drängte Oliver Brust (FW) aus dem Amt. Zu den Überraschungen zählten Manuel Kneuer (Gochsheim) und Sebastian Hauck (Werneck, beide CSU), die als Neulinge überraschend deutlich das Rennen machten. Neu ins Amt gewählt wurden auch Nicole Weissenseel-Brendler (Dingolshausen), Thomas Heinrichs (Lülsfeld), Simone Seufert (Euerbach), Michael Wolf (Michelau), Lisa Krein (Schwanfeld), Peter Gehring (Röthlein) und Christian Zeißner (Waigolshausen).
Die größte Spannung gab es ausgerechnet in der "Nachspielzeit" bei der einzigen Bürgermeister-Stichwahl im Landkreis, die angesichts der begonnenen Pandemie als Briefwahl stattfand: Am 29. März gewann in Üchtelhausen Johannes Grebner (BaG/SPD) gegen Thomas Pfister (WG Hesselbach/Ottenhausen/Thomashof) – mit einem Vorsprung von gerade einmal 14 Stimmen.
Die Kommunalwahl war eine besondere Wahl, nicht nur wegen der Pannen eines externen Datenverarbeiters, der in einigen Fällen fehlerhafte Resultate vermeldete. Zehn Tage nach der ersten Registrierung von Covid-19-Fällen in Unterfranken standen in den Wahllokalen Desinfektionsmittel bereit. Öffentliche Ergebnisbekanntgaben wurden teils in größere Hallen mit den ersten Abstandsregeln verlegt oder komplett abgesagt. Die Wahlsieger feierten im kleinen Kreis. Die Pandemie hatte den Landkreis gerade erreicht.