Groß war die Anspannung und das Hoffen bei den Bürgermeister-Kandidaten Bernd Pfeuffer (SPD) und Christian Zeißner (Dorfgemeinschaft Theilheim), die beide von der Tribüne aus zusammen mit Familie, Wahlkampfhelfern und einigen Bürgern am Sonntagabend das Auszählen in der Halle des Freizeitzentrums mit verfolgten. Er habe eiskalte Hände, gestand der mit seinem Smartphone beschäftigte Zeißner, während Pfeuffer von einer belastenden Situation sprach: "Meinen Blutdruck möchte ich jetzt nicht messen."
Erst kurz vor 19.30 Uhr hatte das Warten ein Ende. Das Ergebnis überraschte vor allem in seiner Deutlichkeit nicht nur die Kandidaten. Fast doppelt so viele Stimmen wie Pfeuffer konnte Zeißner einfahren und wird damit Nachfolger von SPD-Bürgermeister Peter Pfister, der nach zwei Amtsperioden als 67-Jähriger nicht mehr kandidierte. Es ist das erste Mal nach der Gebietsreform, dass ein Kandidat aus einem der beiden kleineren Gemeindeteil den Chefsessel erobert. Alle Bürgermeister kamen bisher aus Waigolshausen.
Ein kurzer Freudenjubel seiner Mutter und ein Lächeln bei Christian Zeißner, der ob des deutlichen Erfolgs "überwältigt und stolz" ist, waren die ersten Reaktionen auf Seiten der Gewinner. Geschockt wirkte Bernd Pfeuffer, der direkt auf seinen Mitbewerber zugeht und zum Wahlsieg gratuliert. "Damit habe ich nicht gerechnet", räumt Pfeuffer ein und meint zur Erklärung, dass "Hergolshausen und Theilheim voll dagegen gehalten haben." "Sehr beschämend für uns", findet SPD-Veteran Siegbert Klein das Ergebnis auch wegen des offenbar zu geringen Rückhalts in Waigolshausen. Trotzdem lädt Pfeuffer seine engsten Wahlkampfhelfer zu einem Umtrunk zu sich nach Hause ein.
SPD stellt nur noch zwei Gemeinderäte
Seinen Erfolg erklärt Zeißner mit seinen Hausbesuchen, bei denen er – allerdings ähnlich wie Bernd Pfeuffer – in den vergangenen fünf Monaten das Gespräch mit den Bürgern suchte und vieles festgehalten habe, das jetzt sortiert werden müsse. Er habe Aufbruchsstimmung und neuen Schwung vermittelt, spricht von Transparenz, Interesse und verweist auf seine offene Art. Die Bürger hätten erkannt, dass ein Wechsel gut tut und ihm die Chance dazu gegeben, sagt Zeißner, der seit sieben Jahren in Theilheim lebt. Er freue sich auf die Aufgaben und seine neuen Mitarbeiter: "So wie es angefangen hat, geht es weiter."
Vor allem seiner Frau dankt er für die Unterstützung in den letzten Monaten. Weitere Wahlkampfhelfer hatte Zeißner, der nicht plakatierte, sondern nur einige selbst entworfene große Stoff-Banner drucken ließ, nach eigener Aussage nicht. Den Wahlkampf erlebte er als "absolut fair" und ohne Misstöne. Schließlich wolle er mit Pfeuffer im Gemeinderat zusammenarbeiten. Bis zum Schuljahresende müsse er die Doppelbelastung als Fachoberlehrer an der Wilhelm-Sattler-Realschule und ehrenamtlicher Bürgermeister stemmen. Zum neuen Schuljahr werde er dann seine Unterrichtsstunden reduzieren, kündigte Zeißner an.
Im Gemeinderat gibt es trotz vieler neuer Gesichter keine Veränderung zum aktuellen Sitzverhältnis der Ortsteile. Vier Gemeinderäte konnte die Dorfgemeinschaft Theilheim wieder gewinnen, drei die neue "Gemeinsame Liste Hergolshausen". Auf die Waigolshäuser Listen entfallen wie bisher ebenfalls sieben Sitze, wobei die CSU/FWG einen hinzugewinnen konnte. Verloren hat auch hier die SPD, sie stellt mit Bernd Pfeuffer und Peter Pfister nur noch zwei Gemeinderäte.