Seit nicht wenigen Jahren ist der "Wilde Mann" ein Dauerthema in der Stadt. Wie ein Kaugummi zieht es sich dahin. Erst mit der Ankündigung eines Unternehmens, ein Inklusionshotel bauen zu wollen, dann wegen der lange ruhenden Arbeiten aufgrund finanzieller Probleme des Bauträgers sowie wegen des Ausstiegs des geplanten Mieters, der das Hotel führen wollte.
Das alles hat für Gesprächsstoff gesorgt, dazu noch der Gehweg entlang der Breslauer Straße und Pausenhof der Grabenschule, die verschwunden sind. Weswegen die Stadt den Unternehmer, der pikanterweise im Stadtrat sitzt, verklagt hat. Ausgang: offen. Und wäre das alles nicht genug, steht seit Herbst die Zwangsversteigerung an.
Mehr Scheinchen als nötig helfen nicht immer
Die Baugrube übrigens ist mittlerweile berühmt. Auf Google hat ein Spaßvogel schon länger das "Gerolzhöfer Loch" als Sehenswürdigkeit eingetragen, hämische Kommentare waren die Folge. Wer jetzt die Hoffnung hatte, dass die Zwangsversteigerung schnell über die Bühne geht und das Loch bald verschwindet, muss sich weiter in Geduld üben.
Der Versteigerungstermin brachte keine Wendung. Zwar war das Interesse groß: Mehr als zwei Dutzend Neugierige hatten sich am Morgen auf den Weg in die Kugellagerstadt gemacht. Doch sie wurden enttäuscht.
Obwohl die Stadt ein Gebot abgab, erhielt sie nicht den Zuschlag. Ihr Interesse ist klar: später mitentscheiden zu können, was dort entsteht, etwa neue Parkplätze nach der Sanierung des Marktplatzes, wo bekanntlich etliche wegfallen werden.
Das Gebot lag mit 487.200 Euro auch weit über dem Mindestgebot von 292.000 Euro. Warum die Stadt mehr Scheinchen als nötig drauflegte, nachdem sie einzige Bieterin war, verwundert etwas. Ist ja nicht so, dass sie schuldenfrei ist.
Der Bank als Gläubigerin war das aber nicht genug. Ob sie künftig mehr bekommt, sei dahingestellt. Und wer kann schon was mit einem tiefen Loch anfangen? Das Verfahren ist erst einmal für sechs Monate eingestellt.
Was im Traum alles möglich ist
Weil wir also gerade etwas Zeit haben, fangen wir zu träumen an. Es erscheint eine Tiefgarage, fix und fertig. Parkplatzsorgen ade! Unser Blick schweift zur Nachbarschule, wir sehen glückliche Kinder. Sie tollen herum in einem neuen und großen Pausenhof.
Daneben, über der Parkgarage, weitere lachende Kleinkinder. Sie stürmen in ein Containergebäude; ach ja, es ist der neue Kindergarten. An die Butterwerk-Lösung und die Hochwasser gefährdete Geomaris-Wiese als Standort denkt niemand mehr. Doch die Szenerie verschwimmt.
Ein älterer Herr taucht nun auf. Und das Loch ist wieder da. Jetzt glitzert und glänzt es, und Dagobert Duck hüpft dort voller Freude auf und ab. Es ist bis oben gefüllt mit Münzen, er nimmt ein Geld-Bad; so wie in seinem Geldspeicher in Entenhausen. Der Geizhals hat tatsächlich eine Filiale eröffnet – und Gerolzhofen zugleich eine neue Attraktion beschert. Von der Sanierung des Geomaris-Freibades ist keine Rede mehr.
Plötzlich klingelt der Wecker.