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Gerolzhofen
Hotel "Wilder Mann": Die AWO ist abgesprungen, dafür stellt sich nun ein neuer Betreiber vor
Die Arbeiterwohlfahrt Unterfranken hat sich aus dem Vertrag für das geplante Hotel in der Gerolzhöfer Altstadt zurückgezogen. Doch es gibt bereits einen Nachfolger.
Das Hotel und die Gaststätte 'Wilder Mann' sollten von der AWO Unterfranken als Inklusionsbetrieb geführt werden. Jetzt ist die Arbeiterwohlfahrt vom Vertrag zurückgetreten. An ihre Stelle rückt ein neuer Betreiber aus Baden-Württemberg.
Foto: Klaus Vogt | Das Hotel und die Gaststätte "Wilder Mann" sollten von der AWO Unterfranken als Inklusionsbetrieb geführt werden. Jetzt ist die Arbeiterwohlfahrt vom Vertrag zurückgetreten.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 09.02.2024 03:55 Uhr

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Unterfranken hat sich aus dem Mietvertrag für das geplante Hotel "Wilder Mann" im Gerolzhöfer Stadtzentrum zurückgezogen. Die Bauverzögerungen und weitere Unklarheiten, wie das Projekt überhaupt weitergeführt wird, waren unter anderem Gründe für diese Entscheidung. Dies teilt Alexandra Seifert, bei der AWO zuständig für die Kommunikation, auf Anfrage dieser Redaktion mit.

Bereits seit dem Jahr 2017 war der AWO-Bezirksverband Unterfranken mit dem Bauträger des neuen Hotels, der Krapf Immobilien GmbH & Co. KG, in Gesprächen gewesen. Wie mehrmals ausführlich berichtet, sollte auf dem Gelände des "Wilder Mann" ein neues Hotel mit 110 Betten entstehen. Die AWO wollte das Objekt mieten und als Inklusionsbetrieb führen. Ein solches Inklusionsprojekt, wo auch Menschen mit Handicap beschäftigt sind, betreibt der Verband bereits seit 2015 erfolgreich in Marktbreit mit dem "InHotel Mainfranken".

Ein Projekt "mit Herzblut"

In einem Inklusionsbetrieb haben mindestens 40 Prozent der Mitarbeitenden eine Schwerbehinderung. Die Betriebe agieren und funktionieren genauso wie andere Unternehmen der gleichen Branche und stellen sich gleichwertig dem Wettbewerb. Trotzdem sind diese für viele Menschen mit Schwerbehinderung eine der wenigen Möglichkeiten, eine sozialversicherungspflichtige Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu erhalten. Aus diesem Grund würden Inklusionsbetriebe wie das "InHotel Mainfranken", der Garten- und Landschaftsbau "MainGarten" und das inklusive Bistro "Belvedere" am Würzburger Hubland auch zu "Herzensprojekten der AWO Unterfranken" gehören, betont Alexandra Seifert. "Und genauso viel Herzblut, wie in die anderen Projekte, wollte die AWO auch in das neue InHotel in Gerolzhofen einbringen."

Bereits im März 2020 wurden deshalb Verträge über das zukünftige Mietverhältnis zwischen der AWO und der Krapf Immobilien GmbH unterzeichnet. Zeitgleich fand auch der feierliche Spatenstich für das Hotel statt. Eine Übergabe des Mietobjekts war für Mai 2021 geplant. Doch daraus wurde nichts. 

Dass es in Zeiten einer globalen Pandemie, die weitreichenden Folgen in den Lieferketten – vor allem in der Baubranche – hat, zu Verzögerungen an Baustellen kommen kann, damit habe der AWO-Bezirksverband zwischenzeitlich gerechnet, erklärt die Pressesprecherin weiter. "Jedoch ist auch nach knapp eineinhalb Jahren kein deutlicher Baufortschritt zu erkennen." 

Analysen und Gutachten sind veraltet

Die Bauverzögerungen wären allein kein Grund für einen Rückzug der AWO aus dem Mietverhältnis gewesen, so Seifert. Aber: Durch die fortgeschrittene Zeit und dem damit verbundenen Wandel in der Branche müsste man schon erstellte und bereits überarbeitete Marktanalysen und Gutachten erneut in Auftrag geben. "Veraltete Analysen gefährden massiv die Finanzierung des Projekts, da solche Gutachten für diverse Fördermittelgeber, wie beispielsweise Aktion Mensch oder das Inklusionsamt, absolut notwendig sind." Ein Ausfall von Fördergeldern mache eine Realisierung eines weiteren InHotels für die AWO in diesem Fall jedoch leider unmöglich.

"Wir möchten unsere finanziellen und personellen Ressourcen in Projekte für Menschen mit Behinderung investieren, die nachhaltig sind", ergänzt Thomas Geuppert, der Bereichsleiter Behindertenhilfe und Inklusion bei der AWO Unterfranken. "Aufgrund des derzeit jedoch unsicheren Projektablaufs und -status und des daraus resultierenden zeitlichen, personellen und finanziellen Mehraufwandes, haben wir uns schweren Herzens dazu entschlossen, als Mieter zurückzutreten." Der Bauträger, die Krapf Immobilien GmbH & Co. KG, sei laut eigenen Angaben aber bereits in Verhandlungen mit neuen Mietern, teilt die AWO Unterfranken abschließend mit.

Neuer Betreiber ist gefunden

Auf Nachfrage der Redaktion bei Rainer Krapf, Geschäftsführer der Krapf Immobilien GmbH & Co. KG, ob dies zutreffend sei, übermittelte Krapf am Mittwoch per Mail eine Pressemitteilung der Firma "Inc’otels". Sie hat nach eigenen Angaben eine jahrelange Expertise in Aufbau und Führung von Inklusionshotels und wird als neuer Betreiber des geplanten Hotels auftreten. Mit dem "Wilder Mann" gehe Martin Bünk, der Geschäftsführer von "Inc’otels" aus Rielasingen-Worblingen (Landkreis Konstanz in Baden-Württemberg), jetzt erstmals den Schritt zum eigenen Betrieb. "Nach den vielen Inklusionsprojekten, die wir bisher begleitet haben, ist es zwangsläufig, dass wir endlich selbst ein Inklusionshotel eröffnen."

Martin Bünk ist nach eigenen Angaben der Gründer der Bewegung der Inklusionshotels. Er habe im Jahr 2003 eines der ersten Hotels dieser Art eröffnet und seitdem viele Projekte bei Gründung, Konzeption und Aufbau begleitet. Beim Start der "Embrace Hotels", dem Verbund der Inklusionshotels in Europa, gehörte er zu den Gründungsmitgliedern und war von 2010 bis 2015 dessen Präsident. Seitdem unterstütze Bünk mit "Inc’otels" Sozialverbände, Politik und Investoren beim Aufbau von Inklusionshotels.

"Wohnzimmer der Steigerwälder"

Mit Rainer Krapf habe man einen Investor als Partner, der den Mut und den Willen habe, sein Hotel als soziales Unternehmen an den Markt zu bringen. "Die Zusammenarbeit war vom ersten Tag an hervorragend", schreibt "Inc’otels". Das Hotel biete mit seinen 60 Zimmern ein komfortables und wertiges Angebot für die Geschäftsleute und Kurzurlauber, die im Steigerwald unterwegs sind. Mit dem Hotel soll, so die Pressemitteilung, auch das Restaurant wieder zum Treffpunkt für die Menschen aus der ganzen Region werden. Laut Rainer Krapf habe der "Wilder Mann"“ mit seiner hochwertigen urgemütlichen Einrichtung und den Gesellschaftsräumen das Potenzial, zum "Wohnzimmer der Steigerwälder" zu werden.

 
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  • GEO2023
    Märchenstunde die dritte: Es war einmal ein .....
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  • gerald.effertz@web.de
    Es wäre wünschenswert, wenn es jetzt zügig weitergehen - würde - !
    Leider habe ich da meine Zweifel. Aber die Hoffnung besteht, dass dieses nicht förderliche
    "Loch" endlich einem Neubau weicht. Auch für Schule und die Geschäftsleute an dieser "Baustelle" kann man es sich nur wünschen, dass es endlich weitergeht....
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Wird an dem Hotel eigentlich schon gebaut oder ist das immer noch ein Loch im Zentrum von Gerolzhofen? Ich glaube, dass die AWO richtig entschieden hat.
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  • ahertla@gmail.com
    Ja, das Loch ist schon richtig gut geworden...
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