Der Gerolzhöfer Stadtrat kommt am Donnerstag, 8. September, zu einer außerplanmäßigen Sitzung im Alten Rathaus zusammen. Im Mittelpunkt der Sitzung steht laut Tagesordnung die "Aktuelle Situation bezüglich der Baustelle Wilder Mann". Die Tagung beginnt um 19 Uhr zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Erst gegen 20.30 Uhr öffnen sich die Türen für eine öffentliche Sitzung.
Es ist anzunehmen, dass es in der nichtöffentlichen Beratung ebenfalls bereits um die Hotel-Baustelle an der Breslauer Straße geht. Es werden wohl die Beschlüsse vorberaten, die danach im Beisein der Öffentlichkeit gefasst werden sollen.
Zentrales Thema am Donnerstagabend dürfte die Frage sein, wie sich die Stadt nun gegenüber der Bauherrin, der Krapf Immobilien GmbH & Co. KG, verhält. Denn die GmbH hat, nach vielen anderen Terminen in der Vergangenheit, auch ein allerletztes Ultimatum der Stadt verstreichen lassen, ohne den klar formulierten Forderungen der Kommune nachgekommen zu sein.
Stadt Gerolzhofen fordert Rückzug von öffentlichen Flächen
Nach mehreren Fristverlängerungen durch den Stadtrat und mehreren nicht eingehaltenen Terminzusagen der Bauherrin hatte der Stadtrat Anfang März 2022 einen unmissverständlichen Schlussstrich gezogen. Beschlossen wurde: Die Nutzungsgenehmigungen für die öffentlichen Flächen in der Breslauer Straße und im Pausenhof der Grabenschule werden zurückgenommen. Die Krapf GmbH hat sich von den kommunalen Flächen bis zum 1. September 2022 zurückzuziehen und dort den früheren baulichen Zustand wiederherzustellen. Außerdem wurden sämtliche verkehrsrechtlichen Anordnungen und Genehmigungen für das Nutzen der öffentlichen Flächen rund um die Baustelle widerrufen.
Konkret heißt dies: Der teilweise weggebaggerte Gehsteig an der Ostseite der Breslauer Straße muss wieder hergestellt und das tiefe Loch im Pausenhof, wo ein unterirdischer Technikraum für die Tiefgarage entstehen soll (oder sollte), muss aufgefüllt werden. Außerdem soll auch der Schulgarten an der Westseite der Grabenschule (im Bereich der Tiefgaragen-Zufahrt) wieder seine alte Form erhalten.
Die Krapf GmbH hat als Bauherrin die Frist nicht eingehalten
Diese Forderungen hätte die Krapf GmbH – mit dem Stadtrat und Ortsvorsitzenden der Gerolzhöfer Freien Wähler, Rainer Krapf, als Geschäftsführer an der Spitze – aus technischer Sicht nur erfüllen können, wenn entweder zumindest die Tiefgarage gebaut worden wäre oder wenn man das Projekt komplett beerdigt und die Baugrube ganz zugeschüttet hätte. Beides ist bis zum Fristablauf am 1. September nicht geschehen.
Dabei war der Stadtrat in der März-Sitzung mit der betont langen Fristsetzung bis zum 1. September der GmbH sogar nochmals ausdrücklich entgegengekommen. Denn man hoffte damals, dass sich in den Sommermonaten – und damit auch während der Ferienzeit in der benachbarten Grabenschule – vielleicht doch noch Wesentliches auf der Baustelle tun könnte. Doch auch diese Hoffnung zerschlug sich. Nichts bewegte sich.
Bürgermeister ruft Stadtrat zur geheimen Sitzung ein
Als sich im Laufe des Sommers dann abzeichnete, dass die Bauherrin auf keinen Fall die Wiederherstellung der öffentlichen Flächen bis zum 1. September wird umsetzen können, wurde der Stadtrat von Bürgermeister Thorsten Wozniak zu seiner geheimen Sitzung einberufen. Nach Informationen dieser Redaktion fand dieses Treffen am frühen Montagabend, 18. Juli, statt, während in der Altstadt der letzte Tag des Gerolzhöfer Weinfests gefeiert wurde. Über die Sitzung wird bislang Stillschweigen gewahrt. Nur so viel lässt sich Bürgermeister Wozniak auf Anfrage entlocken: "Es wurden nichtöffentliche Sachverhalte besprochen. Entscheidungen wurde keine getroffen."
Am 30. August, also zwei Tage vor dem Fristablauf am 1. September, erschienen (wie berichtet) dann Bauarbeiter an der Baustelle. Wie zu erwarten war, konnten sie die Forderungen der Stadt bezüglich des Rückbaus der städtischen Flächen in diesen zwei Tagen natürlich nicht erfüllen. Vielmehr haben sie damit begonnen, Beton-Schalungen auf den Köpfen der Betonpfeiler anzubringen. Das sind Vorarbeiten, um die Decke der Tiefgarage zu bauen. Damit gilt also immer noch der Status Quo, wie ihn der Stadtrat im März beschlossen hat: Werden die Forderungen der Stadt von der Krapf GmbH nicht fristgerecht bis zum 1. September erfüllt, werden juristische Schritte gegen die Bauherrin eingeleitet.
Die Stadt lässt sich aktuell juristisch beraten
Um abzuklären, wie die Stadt sich nun weiter verhält, wurde nun die Sondersitzung an diesem Donnerstagabend anberaumt. Die Einladung dazu sei vom 2. Bürgermeister Erich Servatius veranlasst worden, teilt Thorsten Wozniak mit, aber in Absprache mit ihm. "Wir standen vergangene Woche diesbezüglich in Kontakt", sagt Wozniak, der seit diesem Montag aus dem Urlaub zurück und wieder im Dienst ist.
Auf die Frage, ob die Stadt nun tatsächlich rechtliche Schritte gegen die Krapf GmbH ergreift, bestätigt der Bürgermeister: "Wir werden aktuell rechtlich beraten und leiten erste Schritte ein." Stand jetzt, werde der Stadtratsbeschluss vom März aufrechterhalten. Sollten sich dann doch deutliche Fortschritte beim Bau ergeben, könne die Stadt jederzeit die juristischen Schritte gegen die Krapf GmbH stoppen, sagt Wozniak. Was die beantragte Nutzung des Parkplatzes an der Grabenstraße angeht, so werde die Verwaltung dem Stadtrat am Donnerstag vorschlagen, dies zu genehmigen.
Nur was soll denn nach der „allerletzten“ Frist noch kommen ?
Eine allerallerallerletzte Frist etwa ?
Wünsche dem Stadtrat und dem Bürgermeister Kraft und Geschick für eine vernünftige Entscheidung.