Die Baustelle des Hotelprojekts "Wilder Mann" am Gerolzhöfer Marktplatz wird von vielen mit Argusaugen beobachtet. So wundert es nicht, dass die Information am Dienstag schnell die Runde machte in der Stadt: Auf der seit vielen Monaten ruhenden Baustelle tut sich etwas. Tatsächlich waren an diesem Vormittag zwei Arbeiter in der Baugrube zu sehen. Nachmittags wurde ein Baugerät und verschiedene Maschinen angekarrt. Und am Mittwochvormittag waren auf der Baustelle tatsächlich eine Handvoll Männer einer Baufirma zugegen. Sie werkelten augenscheinlich an den Betonpfählen herum, die die Grube der geplanten Tiefgarage begrenzen.
Nun könnte dieses kleine Lebenszeichen auf einer vielfach bereits totgesagten Baustelle ein Grund zur allgemeinen Freude sein. In diesem Fall jedoch überwiegt wohl bei den meisten, die von den Aktivitäten auf der Baustelle Wind bekommen haben, der Argwohn. Zu oft hat die Bauherrin, die Krapf Immobilien GmbH & Co. KG, in den vergangenen Jahren mit nicht eingehaltenen Versprechen zu möglichen Baufristen und -fortschritten die Öffentlichkeit enttäuscht.
Die Mitglieder des Stadtrats hat das Bauvorhaben – man kann es nicht anders sagen – in letzter Zeit zunehmend in Rage versetzt und vielleicht auch den einen oder anderen zur Verzweiflung gebracht. In etlichen öffentlichen und auch mehreren nicht öffentlichen Sitzungen, zuletzt im Juli, stand der Bau auf der Tagesordnung. Der "Wilde Mann" ist mittlerweile für viele Beteiligte ein rotes Tuch.
Im März zog der Stadtrat die Notbremse
Die Bauherrin hat mehrere "letzte" und "allerletzte" Fristen zur Wiederaufnahme der Bauarbeiten beziehungsweise zum Rückbau von Baustelleneinrichtungen und zur Beseitigung von verursachten Schäden auf öffentlichem Grund verstreichen lassen. Deshalb beschloss der Stadtrat bekanntlich Anfang März mit 9:5 Stimmen: Die Krapf GmbH muss bis zum 1. September auf eigene Kosten den Bauzaun in der Breslauer Straße vom öffentlichen Grund auf ihr eigenes Grundstück zurückziehen und zugleich den Gehweg mit Entwässerungsrinne wiederherstellen. Außerdem müssen der Pausenhof komplett geräumt und das abgebaggerte Teilstück des Areals in den ursprünglichen Zustand hergestellt werden.
Eine nochmalige Wiedervorlage der Angelegenheit im Stadtrat war damit bei Ausbleiben der Bautätigkeit nicht mehr vorgesehen. Zugleich hat der Stadtrat, nachdem die Bauarbeiten bis 8. März nicht weitergeführt wurden, sämtliche verkehrsrechtlichen Anordnungen und Genehmigungen für das Nutzen von öffentlichen Flächen rund um die Baustelle widerrufen.
Faktenlage ist weiter unverändert
An dieser Faktenlage hat sich trotz des Umstands, dass nicht einmal 48 Stunden bevor die Frist zum Wiederherstellen und Räumen des öffentlichen Grunds verstrichen ist, Bauarbeiter vor Ort erschienen sind, auch nichts geändert. Dies bestätigt auf Nachfrage dieser Redaktion der amtierende Zweite Bürgermeister, Erich Servatius, gegenüber dieser Redaktion.
Konkrete Fragen, wie es aus Sicht der Stadt nun weitergeht, oder ob die im Frühjahr für den Fall, dass bis 1. September die beschlossenen Maßnahmen seitens der Bauherrin nicht erfolgt sind, beschlossenen rechtlichen Schritte eingeleitet werden, lässt Servatius unbeantwortet. Er werde in der Sache zum aktuellen Zeitpunkt im Namen der Stadt keine Stellungnahme abgeben, kündigt der Zweite Bürgermeister am Mittwoch an.
Stadt liegt Antrag der Bauherrin vor
Auf Nachfrage erklärt er, dass der Bauträger bei der Stadt kurzfristig einen Antrag auf die notwendigen verkehrsrechtlichen Genehmigungen eingereicht hat. Dieser werde nun bearbeitet. Die Stadt werde sich weiter juristisch beraten lassen, wie sie sich nun verhalten soll, sagt Servatius und verweist in allen anderen Fragen auf die Bauherrin.
Rainer Krapf, Geschäftsführer von Krapf Immobilien, bestätigt am Mittwoch auf Nachfrage dieser Redaktion die Wiederaufnahme der Bautätigkeiten. Es würden nun die Kopfbalken gefertigt, die auf den Betonpfählen der Tiefgaragenwand liegen. Auf diese würde dann die Decke der Tiefgarage, die 32 Stellplätze haben soll, aufgesetzt. Zudem würde die Einfahrt zur Tiefgarage gebaut.
Pächter steht angeblich weiter zum Projekt
Belastbare Bauzeitenpläne gebe es derzeit nicht, meint Krapf. Insoweit könne er derzeit auch nicht überblicken, bis wann welche Arbeiten abgeschlossen sein werden. Er lässt jedoch keinen Zweifel aufkommen, dass er an dem ursprünglichen Vorhaben, im Herzen der Altstadt ein 112-Betten-Hotel zu errichten, festhält. Und das, obwohl er mittlerweile mit Mehrkosten von 30 Prozent gegenüber den einmal auf gut sechs Millionen Euro bezifferten Kosten für das Projekt rechne.
Der Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Unterfranken ist nach Aussage von Krapf weiter bereit, in dem von ihm errichteten Hotel als Pächter ein Inklusionshotel mit angeschlossener Gastronomie zu betreiben. Bei der AWO in Würzburg war am Mittwoch für diese Redaktion urlaubsbedingt kein Verantwortlicher zu sprechen, um diese Aussage zu überprüfen.
keiner ein Interesse von den Stadtvätern! Sehr schade! Da werden lieber große Löcher gerissen. Gutes Aushängeschild.