Selten begann ein Jahr wohl so protestreich wie dieses. Neben den Bauernprotesten, die deutschlandweit für Aufsehen sorgten, trieb es in Schweinfurt zuletzt tausende Menschen bei einer Demo gegen Rechts auf die Straße, um gegen die Abschiebungspläne und Migrationsfeindlichkeit der AfD zu protestieren.
Eine Gruppe, die auch in diesem Jahr wieder mit mehreren Aktionen versucht auf sich aufmerksam zu machen, sind die Anhängerinnen und Anhänger der Sonntagsdemonstrationen. Seit Dezember 2021 finden diese in unterschiedlicher Form und mit unterschiedlichen Veranstaltern in Schweinfurt statt.
Begonnen haben die Proteste mit unangemeldeten Spaziergängen durch die Innenstadt. Anfangs noch als Gegnerinnen und Gegner der Corona-Maßnahmen entwickeln sich die Protestmärsche schnell zum Sammelbecken für Corona-Leugner, Demokratieskeptiker und Verschwörungstheoretiker.
Den Höhepunkt der Eskalation erreichten die Spaziergänge am dritten Adventstag 2021, als im Zuge eines weiteren Protestmarschs die Polizei angegriffen wurde. Zwei Männer versuchten damals unter anderem ein Polizeifahrzeug anzuzünden. Die beiden Männer aus dem Landkreis und der Stadt Schweinfurt wurden ein Jahr später wegen versuchter Brandstiftung verurteilt.
Nach der Eskalation im Winter hatte sich das Versammlungsgeschehen in Schweinfurt zunächst beruhigt. Nachfolgende Demonstrationen aus dem Kreis der Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker wurden fortan ordnungsgemäß bei der Stadt angemeldet. Anfangs noch von der Partei "die Basis", wurden die Versammlungen ab Januar 2022 laut Stadt immer wieder unter wechselnder Führung angezeigt.
AfD und Dritter Weg teilweise vertreten
Den größten Zulauf bei einer der Sonntagsdemonstrationen in Schweinfurt hatten die Organisatoren zuletzt auf einer Großdemonstration im September 2023 kurz vor der Landtagswahl. Unter dem Motto "Grünen Wahnsinn stoppen" strömten damals knapp 1000 Anhängerinnen und Anhänger der Szene auf den Marktplatz. Neben bekannten Corona-Kritikern und dem rechtsalternativen Nachrichtensender "AUF 1" waren dort auch Vertreterinnen und Vertreter der Partei "Die Basis" und AfD-Politiker vertreten.
Einer der damaligen Redner, Lars Hünich, der unter anderem für die Brandenburgische AfD im Landtag sitzt, sorgte kürzlich für einen Eklat, indem er Medienberichten zufolge bei einer Partei-Veranstaltung im Januar in Falkensee im Havelland davon sprach, im Falle einer Regierungsverantwortung seiner Partei den "Parteienstaat" abschaffen zu wollen.
Auch Anhänger der rechtsextremistischen Kleinstpartei "Der Dritte Weg" waren bei der Großdemonstration im September 2023 zur Kundgebung erschienen. Sie verteilten Flyer unter den Zuhörerinnen und Zuhörern auf dem Marktplatz, wurden jedoch laut Polizei vom damaligen Versammlungsleiter dazu aufgefordert, das Verteilen der Flyer zu unterlassen.
Bis heute zieht ein kleiner Teil der Sonntagsdemonstranten regelmäßig am späten Sonntagnachmittag durch die Innenstadt. Laut der Stadt Schweinfurt und dem Polizeipräsidium Unterfranken wurden – Stand 9. Februar – 2024 drei Sonntagsdemos abgehalten. Immer wieder mit schwankender Teilnehmeranzahl.
500 Personen auf Volksfestplatz
Bei der Versammlung am 28. Januar waren laut Behörden 240 Personen und sechs Fahrzeuge anwesend. Bei der Versammlung eine Woche später, am 4. Februar, waren zur Auftaktkundgebung auf dem Volksfestplatz 500 Demonstrierende, 160 Traktoren, 100 Autos sowie ein Lastkraftwagen dabei. Beim anschließenden Aufzug durch die Stadt nahmen nur noch 185 Personen und 45 Fahrzeuge teil.
Alle drei Aktionen wurden laut Stadt jeweils von den gleichen zwei Personen organisiert und angemeldet. Wer genau die Versammlungen organisiert hat, beantwortet die Behörde nicht. Laut Polizei wurden zwei der Aktionen vom selben Anmelder organisiert, welcher auch seit dem 27. März 2023 die Sonntagsdemos anmeldet. Die Sonntagsdemo am 21. Januar war laut Stadt mit einer Versammlung eines Schweinfurter Bauern in Oberndorf verbunden.
Keine Verbindung zu bäuerlichen Vereinigungen
Die Stadt beobachtet die Zahl der Versammlungsteilnehmer eigenen Angaben nach fortlaufend. Bei den Spaziergängen an Sonntagen habe sich gezeigt, dass die Teilnehmerzahlen "in der Regel stagnieren oder sinken", antwortet Pressesprecherin Kristina Dietz auf Nachfrage der Redaktion. "Ausnahmen hiervon sind Reaktionen auf besondere Ereignisse." So würde der Beginn eines kriegerischen Konfliktes, eine neue Belastung von Teilen der Bürgerschaft oder ähnliche Sondereffekte die Teilnehmerzahl auf den Sonntagsdemos hin und wieder steigen lassen.
Bei der Demonstration am 4. Februar, wo diese Redaktion ebenfalls vertreten war, nahmen auch Landwirtinnen und Landwirte aus der Region teil. "Eine offizielle Verbindung zum Bauernverband oder einer anderen bäuerlichen Vereinigung ist nicht erkennbar, wenngleich die Kombination mit Traktoren auf solche Verbindungen hindeutet", erklärt Dietz. In ihren Redebeiträgen warfen die Sprecher der Bundesregierung die bewusste Zerstörung des Mittelstands vor, keiften gegen den "perfiden Staatsapparat" und riefen unter anderem dazu auf, Personen daraus "zum Teufel zu jagen".
Freie Sachsen Fahnen auf Demo in Schweinfurt
Neben der Vielzahl an Traktoren wurden auf der Demonstration am 4. Februar unter anderem Fahnen der rechtsextremen Regionalpartei "Freie Sachsen" geschwungen. Die Partei wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz bundesweit beobachtet und ist als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft. Etwaige Verbindungen zur AfD oder dem Dritten Weg waren bei den diesjährigen Sonntagsdemonstrationen laut Behörden nicht ersichtlich.
Darüber hinaus konnten Polizei und Stadt kein "erhebliches Gefährdungspotenzial" bei den Demonstrierenden erkennen. "Gemäß den Rückmeldungen der Polizei werden die Vorgaben der Stadt Schweinfurt eingehalten", so Pressesprecherin Dietz. Im Rahmen der Versammlung sei keine Situation zurückgemeldet worden, welche eine Einschränkung oder gar ein Verbot zukünftiger Versammlungen rechtfertigen würde.
Gebrauch: abwertend, ebenfalls lt. Duden. Auch das ergibt sich aus den Parolen, die geschrien werden.
Tendenziös empfinde ich eher Ihre uninformierte Betrachtungsweise.
Sprachliche Ausformungen wie "keiften" und der Hinweis bei den Teilnehmern handle es sich überwiegend um "Corona-Leugner, Demokratieskeptiker und Verschwörungstheoretiker" lassen eine objektive, neutrale Berichterstattung vermissen. Der Artikel ist nicht als Kommentar gekennzeichnet.
Früher, (damals zur Zeit echter Journalisten), hatte man noch großen Wert auf die sichtbare Trennung von Bericht und Kommentar gelegt. Heute, zur Zeit der Influenzer, verwaschen diese Grenzen. Eine käuflich erworbene Zeitung sollte aber nicht in erster Linie Influenzer sein.
Dieser Kommentar wird, wie viele andere Kommentare welche die MainPost betreffen, nicht veröffentlicht werden...
Die Richtigkeit dieser und der anderen Zitate stellen Sie also nicht in Abrede?