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Schweinfurt
Großdemo in Schweinfurt: Rund 1000 Menschen wollen "den grünen Wahnsinn stoppen"
Die Redner aus dem Querdenker- und Verschwörungs-Milieu hetzen am Mikrofon gegen Medien und Politik. Auch Funktionäre der AfD und der Basis sind vertreten.
Rund 1000 Menschen demonstrierten am Sonntag auf dem Schweinfurter Marktplatz gegen die aktuelle Politik. Vertreten waren viele bekannte Gesichter aus dem Querdenker- und Verschwörungs-Milieu.
Foto: Ivana Biscan | Rund 1000 Menschen demonstrierten am Sonntag auf dem Schweinfurter Marktplatz gegen die aktuelle Politik. Vertreten waren viele bekannte Gesichter aus dem Querdenker- und Verschwörungs-Milieu.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 28.09.2023 03:02 Uhr

Der Andrang ist groß. Wer am Sonntagmittag den Mainkai in Schweinfurt entlangspaziert, trifft hier auf der Street-Food-Meile hunderte Menschen, die bei sonnigen 17 Grad mexikanische Burritos und andere kulinarische Leckerbissen genießen. Viel Essen bei sichtlich zufriedener Miene. Weitaus unzufriedener geht es dagegen keine 400 Meter weiter zeitgleich auf dem Schweinfurter Marktplatz zu. Dort findet eine Großdemonstration statt unter dem Motto "Franken steht zusammen! Mittelstand retten – Grünen Wahnsinn stoppen!"

Es sind doppelt so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer als erwartet wurden. Rund 1000 Menschen haben sich nach Angaben der Polizei auf dem Marktplatz versammelt, um gegen "grünen Wahnsinn" und die "sozialistische Einheitspartei Deutschlands" zu demonstrieren. Neben einer mobilen Bühne samt Lautsprecheranlage waren mehrere regierungskritische Infostände, ein Fahrzeug des österreichischen rechtsalternativen Nachrichtensenders AUF 1 sowie Parteistände der AfD und der Basis aufgebaut.

Fotoserie

Organisiert hatte die Veranstaltung eine Gruppe aus dem örtlichen Querdenker- und Verschwörungs-Milieu, die auch mehrere prominente Redner aus der Szene sowie den Brandenburgischen AfD-Landtagsabgeordneten Lars Hünich und den unterfränkischen AfD-Spitzenkandidaten Richard Graupner zur Kundgebung eingeladen hatte.

"Wir sind eingeladen worden zu unser Überraschung und auch zu unserer Freude", sagt Graupner, der in der Vergangenheit bisweilen getrennt von derartigen Protestveranstaltungen aufgetreten ist. Der Schweinfurter gilt als Sympathisant des rechtsnationalen AfD-Lagers, ist Anhänger des AfD-Rechtsaußen Björn Höcke.

Redner hetzen gegen Politik und Regierung

Ebenfalls eingeladen und als Redner aufgetreten ist der Berliner Mediziner und Corona-Kritiker Paul Brandenburg. Während der Pandemie bezeichnete der Mediziner Mitglieder der Bundesregierung mehrmals als "Faschisten" und erklärte in Videos, wie sich ein Impfpass fälschen lässt.

Lautstark bekundeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Demo auf dem Marktplatz ihre Querdenker-Meinung.
Foto: Ivana Biscan | Lautstark bekundeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Demo auf dem Marktplatz ihre Querdenker-Meinung.

In seiner Rede auf dem Schweinfurter Marktplatz hetzt Brandenburg über Politikerinnen und Politiker aus der Bundes- und Landesregierung und bezeichnet diese unter anderem als "korrupte Verbrecher". Die Menge applaudiert. "Der Feind steht über uns in München und in Berlin", sagt Brandenburg und erntet erneut tosenden Applaus sowie Zustimmung seitens der Besucherinnen und Besucher. Viele von ihnen sind aus verschiedenen Teilen Deutschlands angereist.

Auch Anhänger des Dritten Wegs sind zur Kundgebung erschienen und verteilen Flyer der rechtsextremistischen Kleinstpartei, die ihr Parteibüro im Schweinfurter Stadtteil Oberndorf eingerichtet hat. Nach mehreren Redebeiträgen, unter anderem auch vom brandenburgischen AfD-Abgeordneten Lars Hünich, marschiert die Menge los. Mit Plakaten und Transparenten geht es durch die Stadt. Vorneweg fahren Traktoren.

Keine Gegendemonstrationen

Wer an diesem Sonntag auf dem Marktplatz in Schweinfurt nach Widerspruch sucht, tut sich schwer. Laut der Stadt Schweinfurt waren im Vorfeld keine Gegendemonstrationen zu der Veranstaltung angemeldet worden. Zum Ende der Demonstration findet sich der Einspruch dann aber doch noch.

Kerstin Krammer-Kneissl ist zusammen mit ihrer Familie aus Gerolzhofen nach Schweinfurt gekommen, um sich ein Bild von der Demonstration zu machen. "Ich habe versucht zuzuhören und mit einigen zu reden", sagt sie. Krammer-Kneissl ist Kommunalpolitikerin der Grünen im Stadtrat in Gerolzhofen und nimmt normalerweise regelmäßig an Gegendemonstrationen teil. Aufgrund des laufenden Wahlkampfes sei es Bayern derzeit aber schwer, Kapazitäten dafür aufzubringen. "Ich würde mir wünschen, dass andere Demokraten sehen, welche Gefahr da gerade heranwächst."

Als Gefahr sieht sich Stefan Hähnlein, Anmelder der Demonstration, nicht. "Es ist friedlich und es bleibt auch friedlich", sagt er. Den Medien und dieser Redaktion unterstellt Hähnlein unter anderem, falsche Informationen zu verbreiten und die Demonstrantinnen und Demonstranten bewusst in ein schlechtes Licht zu rücken. Für ihn steht fest: "Die Regierung muss weg."

Polizei mit Ablauf zufrieden

Das Polizeipräsidium von Unterfranken zieht trotz der höheren Anzahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine positive Bilanz. "Wir hatten vereinzelte Personalfeststellungen wegen des Anfangsverdachts von Beleidigungsdelikten", sagt Pressesprecher Martin Kuhn. Insgesamt sei die Veranstaltung aber friedlich verlaufen. "Wir sind mit einem angemessenen Einsatzkonzept und dem Ablauf zufrieden." Ein Vertreter oder eine Vertreterin der Stadt Schweinfurt war für eine Stellungnahme an diesem Tag nicht mehr zu erreichen.

 
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  • Mike Rösler-Fischer
    Wenn gegen Missstände nicht mehr demonstriert werden darf und alle diese in die rechte Ecke gestellt werden dann ist die Demokratie abhanden gekommen.
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  • Mario Döpfner
    Sie dürfen doch demonstrieren, niemand hindert sie daran, weil wir eben in einer Demokratie leben.

    Es ist nur die Frage, mit wem man zusammen demonstriert. Ich würde an keiner Demonstration teilnehmen, an der die AfD, der dritte Weg oder „Freies Thüringen“ dabei ist.
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  • Mike Rösler-Fischer
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  • Mario Döpfner
    Ich war gestern vor Ort, um zu sehen, wer da zusammenkommt: AfD, Die Basis, AUF1.tv (ein österreichischer Privatsender für Corona-Leugner, Putin-Fans und Verschwörungstheoretiker), der 3.Weg verteilte Flyer, „Freies Thüringen“ Flaggen, ein durch Verschwörungs- und Reichsbürger-Ideologie geprägtes Bündnis, waren zusehen.
    Dementsprechend war auch der Tenor dieser Veranstaltung. Neben allgemeinen Verschwörungstheorien über die WHO, die Bargeldabschaffung, Corona und Impfen riefen die Redner zum Sturz unserer Regierung auf. Die komplette politische Führung solle „ausgetauscht“ werden, so viel zum Demokratieverständnis der Anwesenden. Außerdem wurde der Austritt aus der Europäischen Union gefordert und es erklangen „Frieden, Freiheit, keine Diktatur“- Rufe.
    Da Veranstalter, Teilnehmer und Kommentatoren hier gerne darauf verweisen, dass auch die bürgerliche Mitte bei solchen Veranstaltungen anwesend sei:
    Wer solche Parolen beklatscht, hat die bürgerliche Mitte längst verlassen!
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  • Mario Döpfner
    Es wurde übrigens nicht nur die gegen die Bundesregierung gehetzt, auf der Bühne hing ein Plakat „Söder muss weg“.

    Alle Demokraten müssen jetzt zusammen stehen und unsere Demokratie schützen.
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  • Lydia Hock
    Kann die Main Post eigentlich auch korrekte, unabhängige, objektive Berichterstattung und weniger martialisch ?

    Ein unvoreingenommerner Artikelschreiber würde von Laufen oder Spazieren Gehen sprechen, bei der Main Post wird gleich " marschiert"

    Wenn Dr. Paul Brandenburg von den nachweisbaren Anschuldigungen gegen die Innenministerin Nancy Faeser und der „Instrumentalisierung“ des Verfassungsschutzes und von Kanzler Scholz und seinen mehr als sonderbaren Erinnerungslücken bei seinen Cum Ex Geschäften spricht, wird "gehetzt".

    Wenn Lars Hünich, MdB, von den erschreckenden und verstörenden Ergebnissen des wohl gemerkt einzigen !!! existierenden Coronaausschusses im Landtag von Brandenburg spricht, wird darüber NICHT berichtet, aber dass er von der AfD ist, also per se unglaubwürdig ?!

    Liebe Main Post, so kann man auch Meinung machen wollen.
    Ob es allerdings funktioniert ?
    Das werden wir am 08.10.2023 sehen ?!
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  • Karl Weeth
    Frau Hock, ich weiß zwar nicht welche Informationen Sie haben, aber ich bin davon überzeugt, dass sich am 8. Oktober 2023 keine umwälzenden politischen Verschiebungen ergeben werden.
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  • Roland Rösch
    Genau das ist unser Problem so ein Denken es gebe sowieso keine Verschiebung bei der Wahl, man nimmt die Gefahr AFD nicht ernst.
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  • Karl Weeth
    Ich habe vom 8. Oktober und umwälzenden politischen Verschiebungen geschrieben. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Man darf die Dinge auch nicht unnötig dramatisieren. Diese ständige Angst in den Köpfen lähmt unsere Gesellschaft.
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Ein Häufchen Querdenker, Grantler und ewig gestriger hat ein Stündchen Narrenfreiheit bekommen. Warum schenkt man denen immer noch so viel Aufmerksamkeit?
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  • Klaus Krug
    Von weit her angereiste Demonstrations-Nomaden dürfen sich bei uns auf dem Marktplatz auf die Bühne stellen und unsere demokratisch gewählten Volksvertreter als "korrupte Verbrecher" beschimpfen, was ganz offensichtlich den Straftatbestand der Üblen Nachrede erfüllt.

    Die Polizei hört zu und ist mit dem Ablauf zufrieden und ein Schweinfurter Ex-Polizist und AfD-Kandidat freut sich über die Einladung noch ein Loch in die Hose.

    Und wenn ich hier auch nur ansatzweise andeuten würde, für was ich die Demonstranten halte, würde mein Kommentar sicher nicht veröffentlicht.

    Die Demokratie und ihre Befürworter müssen aktuell schon einiges aushalten.
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  • Mike Rösler-Fischer
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  • Ingeborg Dümpert
    Die Tatsache, dass diese Veranstaltung stattfinden konnte, zeigt doch, dass unsere Demokratie funktioniert. Auch wenn die Demonstranten das anzweifeln.
    Sehr schade finde ich, dass die Kidical Mass deshalb abgesagt werden musste, auf die sich die radelnden Kinder und ihre Familien sicher schon sehr gefreut hatten.
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  • Ilse Ludwig
    1000 Teilnehmer z.T. von weiter weg angereist in einer 50tausend Einwohner Stadt (+Landkreis) zeigt zum Glück wie klein doch die "breite Mehrheit " an Unterstützung doch ist...hoffentlich bleibt das auch so
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  • Matthias Braun
    AfD wählen aus Protest ist keine Lösung. Es gibt genug "demokratische" Alternativen. AfD hat langfristig kein Interesse an Demokratie.
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  • Stefan Fuchs
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  • Christian Baier
    Ohne uns Grüne hätten wir gar keine erneuerbaren Energien und wären noch abhängiger von Lieferungen von Öl und Gas aus dem Ausland. Allein schon um autark zu sein lohnt sich der Ausbau auch für unsere Industrie. Vom CO2 mal ganz abgesehen, aber vielleicht wachen die Leugner des Klimawandels auf, wenn sie selbst von Hochwasser, Dürre und sonstigen Katastrophen betroffen sind, aber dann dürfte es für uns alle schon zu spät sein
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  • Dominik Temming
    Naja Herr Baier. Solang wir Atomstrom aus Frankreich und Kohlestrom aus Polen importieren würde ich hier mal nicht mit irgendwelchen angeblich erreichten Zielen angeben.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Die Polen zerstören selbstverständlich völlig freiwillig ihre Umwelt, um dem geliebten deutschen Nachbarn billig Kohlestrom verkaufen zu können und Frankreich betreibt extra für uns ein paar zusätzliche Atomkraftwerke.
    Nee, das ist natürlich Blödsinn, hört sich bei Ihnen aber genau so an.
    Tatsächlich nimmt Polen, genauso wie Frankreich, auch deutschen Solarstrom ab, besonderes dann, wenn in heißen Sommern Kühlung bei Atomkraftwerken nicht mehr funktioniert oder sogar den Polen der Smog zuviel wird.
    Aber für Manche ist Globalisierung und Vernetzung halt immer noch eine Einbahnstraße.
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