
Die Rechnung ist einfach: Wer sein Land an Energieunternehmen verpachtet, die darauf Freiflächenphotovoltaik-Anlagen bauen, nimmt ein Vielfaches dessen ein, was die Landwirtschaft bringt oder landwirtschaftliche Betriebe zahlen (können). Die landwirtschaftliche Nutzung bringe pro Jahr einen Gewinn von 500 bis 700 Euro pro Hektar; alle Kosten abgezogen, blieben davon noch 200 bis 300 Euro, rechnet Joachim Dömling, Bereichsleiter Landwirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Schweinfurt vor.
Und was zahlen Energieunternehmen als Pacht pro Hektar? Einen vierstelligen Betrag, sagt der Agraringenieur, der auch Leiter der Landwirtschaftsschule Schweinfurt ist. Gute Einnahmen für alle, die Flächen verpachten wollen. Aber: die Laufzeiten der Verträge gehen mit 20 bis 25 Jahren "sehr weit in die Zukunft, da sind einige Unwägbarkeiten dabei".
Aktuell ist das Thema Energiewirtschaft contra Landwirtschaft noch kein Problem in den Landkreisen Schweinfurt und Haßberge, für die die Schweinfurter Behörde zuständig ist. "Noch nicht besorgniserregend", nennen Dömling und Behördenleiterin Claudia Schwarz den momentanen Stand. "Doch der Zug fängt erst noch richtig das Rollen an", man steht am Anfang, sagt Dömling.
Energieunternehmen aus dem ganzen Bundesgebiet haben Interesse an der Region
"Momentan sind Goldgräber unterwegs", die versuchen würden, Flächenbesitzer zu Unterschriften zu bringen. Die Firmen, die Solarparks bauen wollen, kommen nicht nur von hier oder aus benachbarten Regionen, sondern aus dem ganzen Bundesgebiet, bis aus Schleswig-Holstein, sagt Dömling.
Das Ganze gleicht einem Wettrennen: Es geht nicht nur um Flächen, sondern darum, wo die künftige Einspeisung von Strom am einfachsten ist. Genau das ist der Knackpunkt, der Engpass: Einspeisepunkte für die neuen Anlagen, Netzkapazitäten, die ausreichen müssen oder ausgebaut sind, beschreibt es Dömling. Wo die Bedingungen gut sind, der Anschluss einfach, stünden schon Anlagen.
400 Hektar sind aktuell in Raum Schweinfurt/Haßberge für Freiflächenphotovoltaik-Anlagen überplant. Am Amt für Landwirtschaft geht man davon aus, dass noch "einiges dazu kommen wird". Aktuell laufe eine Überarbeitung der Regionalplanung durch die Regierung von Unterfranken.
Zwei Drittel der Flächen liegen aktuell im Landkreis Haßberge
Zwei Drittel der Flächen, auf denen Photovoltaikanlagen gebaut oder geplant sind, liegen im Landkreis Haßberge. Warum? Vielleicht, weil die Flächen dort bonitätsmäßig schlechter sind, sich Landwirte vielleicht einfacher von Flächen trennen, schätzen die Behördenvertreter.

Doch ob der Boden gut oder schlecht ist, danach geht es bei der Planung von Anlagen nicht unbedingt. Sondern darum, wie gut die Bedingungen sind – von Flächenbesitzern, die verpachten wollen, bis zu den Einspeisemöglichkeiten. Genau das macht den Vertretern am Amt für Landwirtschaft Sorgen. "Was uns wehtut ist, dass Fläche für die Nahrungsmittelproduktion wegfällt", sagt Schwarz.
Warum mehr Fläche wegfällt, als die Solarparks eigentlich brauchen
80.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche gibt es im Raum Schweinfurt/Haßberge. Und es werden immer weniger. Flächenfraß und Versiegelung sind ein großes Thema – für Straßen, Bau- und Gewerbegebiete. Dazu kommt: Nicht nur dafür, auch für Freiflächenphotovoltaik-Anlagen müssen Ausgleichsflächen zur Verfügung gestellt werden. Flächen, die dann nicht mehr bewirtschaftet werden können.
Damit fallen beim Neubau eines Solarparks noch einmal 30 bis 40 Prozent der Fläche, auf denen Solar-Paneele stehen, für Ausgleichsflächen an. Und das, obwohl die Fläche nicht versiegelt ist, mindestens Gras unter der Anlage wachse, sagt Schwarz Kopf schüttelnd. "Eine politische Entscheidung."

Warum nicht einfach auf Flächen mit schlechterer Bodenqualität setzen und dort Solarparks bauen? Was nach einer guten Lösung klingt, funktioniert nicht unbedingt: Denn nicht selten stehen diese Flächen unter Naturschutz.
80 Prozent des Ackerbaubetriebs läuft auf gepachteten Äckern
Für Landwirtinnen und Landwirte könnte der zunehmende Flächenfraß, der seit den 1970ern bis zu 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche gekostet hat, zum Problem werden. 80 Prozent des Ackerbaubetriebs läuft auf angepachteter Fläche. Wären die Verträge langfristig abgeschlossen, seien die Flächen relativ sicher, sagt Schwarz. Und weiß: "Viele machen das nicht."
Was sich die beiden Experten wünschen würden? Dass Flächen genutzt werden, die nicht für die Nahrungsmittelproduktion geeignet sind, und solche, die es ohnehin schon gibt: riesige Dachflächen, riesige Parkplätze, die man überdachen und mit Photovoltaikanlagen bestücken könnte. Auch in Städten. Und doch ist Dömling wie Schwarz klar: Die Entwicklung wird vermutlich in eine andere Richtung gehen. Nicht zuletzt, weil landwirtschaftliche Flächen "immer noch billig zu haben sind".
Das ganze in die Höhe denken: Könnten Agri-PV-Anlagen eine Lösung sein?
Und Agri-PV? Wären die Anlagen, die auf Stützen über die Flächen gehen und so eine Bewirtschaftung oder Tierhaltung darunter möglich machen, eine Lösung? In manchen Fällen vielleicht, schätzen Dömling und Schwarz. Sonderkulturen wie Obst oder Hopfen könnten davon sogar profitieren, für andere wäre eine Bewirtschaftung dort unmöglich. Und nicht zuletzt seien solche Anlagen auch wesentlich teurer. Den Durchbruch werde diese Lösung nicht bringen, da sind sich die Behördenvertreter einig. Bisher gebe es in Unterfranken noch keine einzige Agri-PV-Anlage.
Schwarz geht es um das Thema Ernährungssicherheit, darum, die Versorgung mit Lebensmitteln nicht nur anderen zu überlassen. Und um das Thema Flächenverbrauch. Bei Bauvorhaben – für Straßen, Baugebiete, Sonderflächen – wird das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten gefragt, als Träger öffentlicher Belange. Immer wieder weist man dort darauf hin, dass weiter landwirtschaftliche Fläche verloren geht, und "verliert regelmäßig", so Schwarz.
https://energiemonitor.bayernwerk.de/wuerzburg-landkreis
Wie Sie beim Energiemonitor "Stündliche Erzeugung und Verbrauch der letzten Tage" sehen können, verbrauchen Haushalte und auch Industrie in der Nacht wesentlich weniger Strom und Windkraft, Wasserkraft und Bio stehen weiterhin zur Verfügung.
"Wenn die Energiespeicherung weiterhin vernachlässigt wird, bahnt sich die nächste Katastrophe in der Ampel an."
Die Ampel unterstützt wie keine andere Regierung vor ihr die Technologie Wasserstoff. Sowohl Erzeugung in Deutschland als auch Beschaffung von zb. Kanada, Norwegen, uvm.
https://www.bmwk.de/Navigation/DE/Wasserstoff/wasserstoffstrategie.html
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2023/01/20230105-norwegen-und-deutschland-verstaerken-energiekooperation-auf-dem-weg-zur-klimaneutralitaet.html
Das wird noch ziemlich lustig, wenn das Spekulantentum erst einmal richtig Fahrt aufnimmt.
Irgendein Bürgermeister aus dem Haßbergkreis hat kürzlich erst geäußert,
dass da, wo Solarflächen entstehen, etwas für die Umwelt getan wird, weil da dann ja keine Ackerchemie zum Einsatz kommt.
Dann brauchts doch eh bald keine Subventionen mehr für Diesel und Nutzfahrzeuge,
wenn die künftigen Energie-Wirte auch so
auf Kosten der restlichen Bevölkerung genug Geld verdienen.
Die Fläche zur Verfügung stellen und von den Pachteinnahmen profitieren kann jedoch nur der Eigentümer.
Man ist auch mal in Personalunion beides, aber in der Regel nicht (Quelle: statistisches Bundesamt)
Ihr kräftiges Schüren der Neiddebatte gegen Landwirte und das ohne Substanz, sollten Sie unterlassen und die Moderation sollte es unterbinden.
natürlich können Sie mir vorschlagen,
was ich wo äußere oder nicht,
was ich aus Ihren Vorschlägen mache
ist meine Sache.
Aber genau genommen unterstützen Sie doch meine Vermutung,
daß das Spekulantentum um landwirtschaftliche Flächen,
also bisher als Acker oder Wiese
genutzte Flächen,
noch sehr skurrile Züge annehmen wird.
Und ich halte überhaupt nichts davon,
wenn aktuell Misthaufen oder Steine oder ganz generell landwirtschaftliche Maschinen zu Protestzwecken missbraucht werden.
Ob und wie Bauern in Zukunft Pacht zahlen (können) oder ob und wie Grundstückseigentümer künftig Flächen zur Energiegewinnung sich vergolden lassen,
das hängt von politischen Entscheidungen ab.
Die Brachialmethoden,
die aktuell angewendet werden,
denen sehe ich keinen Erfolg beschieden.
Derzeit müssen überall alte Gewohnheiten überdacht und neu ausgelotet werden.
Natürlich können Sie nach
Moderation und Zensur rufen,
aber dadurch wird sich
an grundliegenden Tatsachen
nichts ändern.
LG
1. Die in Deutschland zur Verfügung stehenden Dachflächen reichen nicht aus. Würden alle verfügbaren und geeigneten Dachflächen bestückt, könnten nur 24% unseres Bedarfs an elektrischer Energie abgedeckt werden. Wir brauchen aber 40%. Auch Solarfelder über Parkplätzen oder Verkehrsflächen helfen da nicht viel weiter. Beispiel: Die spektakuläre Welrekord-Anlage auf der Autobahn-Einhausung Goldbach/Hösbach versorgt gerade einmal 600 Haushalte mit Strom, allein im Bereich des Energieversorgers in Goldbach/Hösbach sind aber 10.000 Haushalte zu versorgen. (Quelle: EWG Hösbach/Goldbach)
2. Wo Agrarflächen mit Photovoltaik bestückt werden, haben die Gemeinden die entscheidenden Einflussmöglichkeiten: Sie sollten (und können auch) nur Anlagen zustimmen, an deren Ertrag auch die Bürger angemessen beteiligt werden. Zudem sollten nur Flächen minderer Bodengüte (Ackerzahl < 40) berücksichtigt werden und unter den Modulen Landwirtschaft nöglich bleiben.