zurück
Schweinfurt
ZF betreibt in Schweinfurt eine der größten Carport-Photovoltaikanlagen
Der weltweit fünftgrößte Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen will im Jahr 2040 komplett klimaneutral sein. In den Schweinfurter Werken soll das noch früher der Fall sein.
880 Parkplätze sind überdacht und knapp 8000 Solarmodule auf 14 000 Quadratmetern verbaut.
Foto: Anand Anders | 880 Parkplätze sind überdacht und knapp 8000 Solarmodule auf 14 000 Quadratmetern verbaut.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:36 Uhr

Für die Betreiber von Photovoltaikanlagen war der Jahresanfang 2021 nicht gut. "Es war im Frühjahr wirklich schlecht. Es gab reichlich Schnee im Winter. Erst der Juni brachte viel Sonne", sagen Alexander Philippi, Leiter der Energieversorgung bei ZF Friedrichshafen in Schweinfurt, und der am Standort für das operative Energie-Management zuständige Roland Gaiser. Trotzdem: Die im vergangenen November gestartete Photovoltaikanlage über 880 Parkplätzen an der Ernst-Sachs-Straße liegt voll und ganz im Leistungsplan, würde also bei ähnlich ausgiebigen und intensiven Sonnenstunden wie im Jahr 2020 zehn Prozent über Soll erzeugen.  

Die Anlage liefert so viel Strom wie 700 Haushalte im Jahr verbrauchen

Die Carport-Photovoltaikanlage ist eine der größten in Deutschland und erspart der Umwelt 1200 Jahrestonnen CO2. Der auf einer Dachfläche von etwa 14 000 Quadratmetern mit knapp 8000 verbauten Modulen produzierte Strom wandert ausschließlich zum Eigenverbrauch in das Werk Nord auf der anderen Seite der Ernst-Sachs-Straße (auch an den Wochenenden). Mit dem erzeugten Strom von über 2,5 Gigawattstunden könnten über 700 Durchschnittshaushalte ein Jahr lang versorgt werden. 

Das Solarkraftwerk liefert 1,5 Prozent des am Standort verbrauchten Stroms.
Foto: Anand Anders | Das Solarkraftwerk liefert 1,5 Prozent des am Standort verbrauchten Stroms.

Die Bauzeit betrug ziemlich genau ein Jahr – samt der zwei Monate für die Kampfmittelortung, bei der es zu 36 Verdachtsfällen kam. Gefunden wurden dann aber nur wenige verrostete Munitionsteile. Ans Licht kamen jedoch etliche frühere Nutzungen des Parkplatzes aus den 1920er-Jahren, etwa als Teststrecke, Hohl- und Kellerräume, Tunnels und Fundamente. Verankert sind in diesem alles andere als idealen Untergrund 240 Rammpfähle bis in eine Tiefe von jeweils sechs Metern. Diese geben der Dachkonstruktion Stabilität.

3,6 Millionen Euro hat ZF in die Anlage investiert

Realisiert wurde die 3,6 Millionen Euro teure Photovoltaikanlage durch den kommunalen Energieversorger N-Energie und das oberfränkische Unternehmen Münch Energie, die das Konzept zusammen mit ZF entwickelt hatten.

Kraftwerksbesichtigung mit Alexander Philippi (links) und Roland Gaiser.
Foto: Anand Anders | Kraftwerksbesichtigung mit Alexander Philippi (links) und Roland Gaiser.

Die Nachhaltigkeit werde immer wichtiger. "Wir wollen im Konzern 2040 und in Schweinfurt als Zentrum der E-Mobilität bereits 2030 klimaneutral sein", so Energiemanager Roland Gaiser. Dafür gibt es Fahrpläne, die vor allem auf die Energieeffizienz abzielen. "Bedarfsgerecht" heißt dabei ein Zauberwort, was etwa durch Abschaltautomatiken erreicht wird, die dafür sorgen, dass Energie nicht verschwendet wird. Bei Pressen und Kühlgeräten sind sie Standard, bei Neuanschaffungen Voraussetzung und beim Bestand nachzurüsten, was beispielsweise an den 30 großen Druckluftkompressoren des Standorts schon umgesetzt ist. Neben den Einsparungen weist Grüner Strom und die Energieproduktion aus regenerativen Quellen den Weg in die Klimaneutralität.   

ZF Schweinfurt verbraucht so viel Strom wie 40 000 Einfamilienhäuser

Um welche Dimensionen es geht, verdeutlichen wenige Zahlen. Der Stromverbrauch von ZF in Schweinfurt pro Jahr ist gleich groß wie der von 40 000 Einfamilienhäusern. Davon liefert der Carport-Photovoltaikanlage 1,5 Prozent (2,5 Gigawattstunden im Jahr). 

Die Technik ist im Keller unter den Parkplätzen untergebracht, darunter 22 Wechselrichter.
Foto: Anand Anders | Die Technik ist im Keller unter den Parkplätzen untergebracht, darunter 22 Wechselrichter.

Voraussetzung für das Kraftwerk war die komplette Sanierung den Parkplatzes (996 Stellplätze, davon jetzt 880 überdacht). In der Bauphase entfielen bis zu 50 Prozent der Stellplätze, was die Mitarbeiter für die Aussicht auf den Schutz vor Regen, Eis und Schnee, vor Hagel und praller Sonne akzeptiert hätten, so Philippi und Gaiser. Und: Durch die Überdachung ging kein Parkplatz verloren. Die Träger des Dachs sind so intelligent platziert, dass zumindest bis jetzt keine Lackschäden an den Autotüren bekannt wurden.

Zwei Trafos stehen im Keller.
Foto: Anand Anders | Zwei Trafos stehen im Keller.

Die Leitungen von den acht Modulgruppen werden unter dem Dach (und unter der Haupterschließungsstraße der Stellflächen) bis zur Begrenzung des Parkplatzes an den Oberen Weiden geführt. Dort stehen in einem alten Keller Nieder- und Mittelspannungsschaltanlagen, Lüfter sowie zwei Transformatoren und 22 Wechselrichter (Umwandlung von Gleichspannung in Wechselspannung). Diese Technik sorgt dafür, dass der erzeugte Strom letztendlich nur noch über drei Kabel vom Kraftwerk in das Werk Nord geleitet wird.

48 Ladestationen für E-Autos sollen noch dazukommen

Noch nicht umgesetzt ist der Bau weiterer 48 Ladestationen für E-Autos unter dem Dach des Sonnenkraftwerks, dem bei jährlich einer großen Wartung eine Laufzeit von 30 Jahren vorausgesagt ist.   

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Gerd Landgraf
Autozulieferer
E-Fahrzeuge und E-Mobilität
Elektroautos
Energieeffizienz und Energieeinsparung
Energiewirtschaftsunternehmen
Gigawatt-Stunden
Kraftwerke
Parkplätze und ruhender Verkehr
Stromverbrauch
Wirtschaft in Schweinfurt
Wirtschaftsbranche Energieerzeugung und -Versorgung
ZF Friedrichshafen AG
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • R. B.
    Interessante wäre auch zu erfahren, wie mit dem Regenwasser umgegangen wird. Bei den aktuellen Mengen an Starkregen freut sich die Kanalisation nicht unbedingt über solche Mengen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. S.
    Die Aussage 'Die Anlage liefert so viel Strom wie 700 Haushalte im Jahr verbrauchen' beweist, dass der Autor nicht in Physik aufgepasst hat. Die Anlage würde auch 2 Jahre oder 10 Jahre 700 Haushalte versorgen können. Die Zeit ändert nichts an der Leistung der PV Anlage sowie dem Verbrauch der Haushalte. Ansonsten ein sehr interessanter Artikel.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Hier geht es um die erzeugte Energie pro Jahr und nicht um die Leistung
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten