
Für die Betreiber von Photovoltaikanlagen war der Jahresanfang 2021 nicht gut. "Es war im Frühjahr wirklich schlecht. Es gab reichlich Schnee im Winter. Erst der Juni brachte viel Sonne", sagen Alexander Philippi, Leiter der Energieversorgung bei ZF Friedrichshafen in Schweinfurt, und der am Standort für das operative Energie-Management zuständige Roland Gaiser. Trotzdem: Die im vergangenen November gestartete Photovoltaikanlage über 880 Parkplätzen an der Ernst-Sachs-Straße liegt voll und ganz im Leistungsplan, würde also bei ähnlich ausgiebigen und intensiven Sonnenstunden wie im Jahr 2020 zehn Prozent über Soll erzeugen.
Die Anlage liefert so viel Strom wie 700 Haushalte im Jahr verbrauchen
Die Carport-Photovoltaikanlage ist eine der größten in Deutschland und erspart der Umwelt 1200 Jahrestonnen CO2. Der auf einer Dachfläche von etwa 14 000 Quadratmetern mit knapp 8000 verbauten Modulen produzierte Strom wandert ausschließlich zum Eigenverbrauch in das Werk Nord auf der anderen Seite der Ernst-Sachs-Straße (auch an den Wochenenden). Mit dem erzeugten Strom von über 2,5 Gigawattstunden könnten über 700 Durchschnittshaushalte ein Jahr lang versorgt werden.

Die Bauzeit betrug ziemlich genau ein Jahr – samt der zwei Monate für die Kampfmittelortung, bei der es zu 36 Verdachtsfällen kam. Gefunden wurden dann aber nur wenige verrostete Munitionsteile. Ans Licht kamen jedoch etliche frühere Nutzungen des Parkplatzes aus den 1920er-Jahren, etwa als Teststrecke, Hohl- und Kellerräume, Tunnels und Fundamente. Verankert sind in diesem alles andere als idealen Untergrund 240 Rammpfähle bis in eine Tiefe von jeweils sechs Metern. Diese geben der Dachkonstruktion Stabilität.
3,6 Millionen Euro hat ZF in die Anlage investiert
Realisiert wurde die 3,6 Millionen Euro teure Photovoltaikanlage durch den kommunalen Energieversorger N-Energie und das oberfränkische Unternehmen Münch Energie, die das Konzept zusammen mit ZF entwickelt hatten.

Die Nachhaltigkeit werde immer wichtiger. "Wir wollen im Konzern 2040 und in Schweinfurt als Zentrum der E-Mobilität bereits 2030 klimaneutral sein", so Energiemanager Roland Gaiser. Dafür gibt es Fahrpläne, die vor allem auf die Energieeffizienz abzielen. "Bedarfsgerecht" heißt dabei ein Zauberwort, was etwa durch Abschaltautomatiken erreicht wird, die dafür sorgen, dass Energie nicht verschwendet wird. Bei Pressen und Kühlgeräten sind sie Standard, bei Neuanschaffungen Voraussetzung und beim Bestand nachzurüsten, was beispielsweise an den 30 großen Druckluftkompressoren des Standorts schon umgesetzt ist. Neben den Einsparungen weist Grüner Strom und die Energieproduktion aus regenerativen Quellen den Weg in die Klimaneutralität.
ZF Schweinfurt verbraucht so viel Strom wie 40 000 Einfamilienhäuser
Um welche Dimensionen es geht, verdeutlichen wenige Zahlen. Der Stromverbrauch von ZF in Schweinfurt pro Jahr ist gleich groß wie der von 40 000 Einfamilienhäusern. Davon liefert der Carport-Photovoltaikanlage 1,5 Prozent (2,5 Gigawattstunden im Jahr).

Voraussetzung für das Kraftwerk war die komplette Sanierung den Parkplatzes (996 Stellplätze, davon jetzt 880 überdacht). In der Bauphase entfielen bis zu 50 Prozent der Stellplätze, was die Mitarbeiter für die Aussicht auf den Schutz vor Regen, Eis und Schnee, vor Hagel und praller Sonne akzeptiert hätten, so Philippi und Gaiser. Und: Durch die Überdachung ging kein Parkplatz verloren. Die Träger des Dachs sind so intelligent platziert, dass zumindest bis jetzt keine Lackschäden an den Autotüren bekannt wurden.

Die Leitungen von den acht Modulgruppen werden unter dem Dach (und unter der Haupterschließungsstraße der Stellflächen) bis zur Begrenzung des Parkplatzes an den Oberen Weiden geführt. Dort stehen in einem alten Keller Nieder- und Mittelspannungsschaltanlagen, Lüfter sowie zwei Transformatoren und 22 Wechselrichter (Umwandlung von Gleichspannung in Wechselspannung). Diese Technik sorgt dafür, dass der erzeugte Strom letztendlich nur noch über drei Kabel vom Kraftwerk in das Werk Nord geleitet wird.
48 Ladestationen für E-Autos sollen noch dazukommen
Noch nicht umgesetzt ist der Bau weiterer 48 Ladestationen für E-Autos unter dem Dach des Sonnenkraftwerks, dem bei jährlich einer großen Wartung eine Laufzeit von 30 Jahren vorausgesagt ist.