Wenn Andreas Römert sein Weizenfeld bei Egenhausen kontrolliert, dürfte der Ökolandwirt die aufkeimenden Setzlinge, die er vergangenen Herbst hier draußen als Winterweizen eingesät hat, heuer genauer im Blick haben. Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs springt der Weltmarktpreis für den Weizen auf neue Rekordhöhen und lässt damit auch die Preise für Lebensmittel in hiesigen Supermärkten ansteigen.
Römert ist einer von rund 1050 landwirtschaftlichen Betrieben, die es im Landkreis Schweinfurt noch gibt. Neben der weiblichen Rindermastzucht baut der Landwirt auf 20 Hektar seines 100 Hektar großen Ackerlandes Weizen an. Trotz eines erwartbar guten Ertrags von zirka 40 Doppelzentner Bioweizen im Sommer wird der Ökolandwirt nach eigenen Aussagen zufolge finanziell wahrscheinlich nur wenig davon profitieren können, erzählt er im Gespräch mit dieser Redaktion.
Das liegt vor allem an den gestiegenen Energiekosten zur Herstellung des Weizens. "Wir brauchen für unseren Betrieb zwischen 13.000 und 15.000 Tausend Liter Diesel im Jahr", sagt Römert. Nun haben sich der Spritpreis und damit auch die Kosten verdoppelt. In den letzten Jahren lag der Preis für einen Doppelzentner Demeter-Bioweizen bei zirka 50 Euro. "Ein verhältnismäßig guter Preis", mit dem der Landwirt zufrieden war.
Futtermittel und Düngekosten treffen die konventionelle Landwirtschaft
Auch Landwirt Florian Schneider aus Ballinghausen spürt diegestiegenen Ausgaben für seinen Hof, insbesondere beim Futtermittel. Schneider bewirtschaftet rund 150 Hektar Ackerland. Auf 30 davon, baut der konventionelle Landwirt Weizen an, den er an eine Mühle in Schweinfurt verkauft. Neben Ackerbau betreibt Schneider eine Bullenmast, die er mit zugekauftem Futtermittel versorgt.
"Die Kosten beim Doppelzentner genfreies Soja liegen aktuell bei 90 Euro. Vor zwei Jahren waren es noch knapp die Hälfte", sagt Schneider. Im Gegensatz zur biologischen Landwirtschaft greift der konventionelle Landwirt auf künstliches Düngemittel zurück, das zum Großteil aus Russland stammt. Dort seien die Preise sogar noch deutlicher angestiegen. "100 Kilogramm Kalkammon hat man sonst für rund 20 Euro gekauft. Jetzt ist er bei über 100 Euro pro Doppelzentner", sagt Schneider. Der Grund: Die Herstellung von mineralischem Stickstoffdünger ist ein energieintensiver Prozess, der bis dahin auf russischem Erdgas beruht.
Ein weiteres Problem für den konventionellen Landwirt sind die schwankenden Preise an der Börse. Diese würden viele Betriebe dazu zwingen, Verträge weit im Voraus abzuschließen, um die Kosten sicher decken zu können. "Der Ackerbau ist quasi zu 80 Prozent unserer Einnahme. Da kann man nicht alles auf eine Karte setzen und dann beim höchsten Preis alles verkaufen", erklärt der Landwirt.
Drohen in Deutschland Lebensmittelausfälle?
"Die Landwirtschaft ist definitiv nicht der Profiteur dieses Krieges, wenn es jemals einen geben mag", sagt auch Joachim Dömling vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt. Die meisten Betriebe können im Moment nicht von den höheren Preisen profitieren, da sie ihr Getreide bereits im letzten Jahr zu deutlich niedrigeren Preisen vermarktet haben, erklärt der Fachmann.
Sprunghaft gestiegene Preise bei Diesel, Dünger und Futtermittel ließen sich deshalb nicht kompensieren. Die aktuelle Entwicklung verschärfe in erster Linie die wirtschaftliche Situation der Tierhalterinnen und Tierhalter. "Erste Betriebe haben bereits ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten", sagt Dömling.
Der Experte rechnet in den kommenden Monaten mit weiteren Preissteigerungen von bis zu 100 Prozent bei Getreide, Ölfrüchten und Futtermitteln. Für ein Laib Brot bedeute das konkret, dass sich die reine Verdopplung des Weizenpreises derzeit mit etwa 20 Cent pro Kilogramm zu Buche schlage, so Dömling. Zusätzliche Kosten, wie bei der Energie, nicht mit inbegriffen. Mit Lebensmittelausfällen rechnet Dömling trotz allem nicht. "Deutschland kann sich hinsichtlich Getreide aufgrund unserer besonderen landwirtschaftlichen Gunstlage selbst ernähren."
Bauen Landwirte aus Unterfranken heuer mehr Weizen an?
Auf die Frage, ob unterfränkische Landwirte künftig mehr Weizen anbauen, entgegnen die Experten, dass dies kaum zu erwarten sei. Viele Betriebe arbeiten mit einer lange im Voraus geplanten Fruchtfolge. Diese lasse nur wenig Spielraum, um beim Anbau auf den dynamischen Markt zu reagieren, so die Experten.