
Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein Investor oder Grundstückseigentümer wegen Energieprojekten im Außenbereich nachfragt. Das ist die Erfahrung von Schonungens Bürgermeister Stefan Rottmann, der auch Sprecher der Gemeindeallianz Schweinfurter Oberland ist. Gerade beim Bau von Freiflächen-Photovoltaikanlagen stünden die Gemeinden ziemlich unter Druck, schätzt Thomas Benz aus dem Sachgebiet Kreisentwicklung im Landratsamt, in dem auch die Energiethemen angesiedelt sind, die Situation ein.
Dabei sei gerade der Landkreis Schweinfurt üppig mit regenerativer Energieerzeugung ausgestattet, auch wenn es dafür keine zentrale Datenbank gibt. Benz kennt aber die Zahlen der Überlandzentrale Mainfranken aus Lülsfeld (ÜZ), die drei Viertel des Stromnetzes im Landkreis abdeckt. Dort seien 345 Megawatt Leistung ausgebaut: das Vierfache der Netzlast. Und für das Zehnfache gebe es bereits Netzverträglichkeitsanfragen. Auch wenn das lokale Stromnetz nach Benz' Einschätzung gut ausgebaut ist, müssten die Netze erweitert werden.
Landratsamt sieht sich als Berater
Während viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister die Anfragen von Investoren abarbeiten, gibt es keine zentrale Koordination für den Bau der Anlagen, sondern er unterliegt der Bauleitplanung der Kommunen. Benz sieht das Landratsamt in einer beratenden Funktion. Unter anderem mit dem derzeit laufenden Aufbau eines Energienutzungsplans, der den Gemeinden die Entscheidung erleichtern soll, wo Photovoltaikanlagen sinnvoll und erwünscht sind und wo nicht. Auch die Regierung von Unterfranken hat Datenmaterial, das den Kommunen mit einem Kriterienkatalog und digitalen Karten helfen soll.
Enge Kooperation im Schweinfurter Oberland
Die Gemeinden sind derzeit dabei, ihre Rollen als Einzelkämpferinnen zu Gunsten einer Vernetzung aufzugeben. Auch, um nicht gegeneinander ausgespielt zu werden. Zwar ist im Landkreis Schweinfurt eine Form wie in den Haßbergen nicht in Sicht, wo sich Kreis und sämtliche Gemeinden in einer Gesellschaft zusammengefunden haben, die den Ausbau der Regenerativen steuern und eigene Projekte umsetzen soll.
Aber es gibt Kooperationen im kleineren Rahmen: Die sechs Gemeinden des Schweinfurter Oberlands stehen kurz davor, zusammen mit der ÜZ Mainfranken eine Energiegesellschaft zu bilden, um den Ausbau der erneuerbaren Energieproduktion gemeinsam zu begleiten. Wie Allianzsprecher Stefan Rottmann sagt, gehe es darum, die Wertschöpfung vor Ort zu halten: von der Pacht bis zur Gewerbesteuer. Dabei sei es von Vorteil, dass alle Partnergemeinden eine ähnliche Struktur aufweisen: Sie tun sich nämlich schwer, Gewerbe anzusiedeln. Energieprojekte, so Rottmanns These, könnten dafür einen Ausgleich schaffen. Im Idealfall auf Gemeindegrund mit Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger.
Schlüssel für das Vorhaben ist der Umstand, dass die Gemeinden für die Bauleitplanung zuständig sind. Ohne sie und entsprechende Flächennutzungspläne können im Außenbereich keine Bauprojekte verwirklicht werden. Deswegen haben die sechs Kommunen Schonungen, Stadtlauringen, Üchtelhausen, Rannungen, Thundorf und Maßbach vorerst keine neuen Flächen mehr für regenerative Energien ausgewiesen. Auf die Verträge, die Grundstückseigentümer und Investoren miteinander abschließen, haben die Kommunen keinen Einfluss. Mit einer eigenen Gesellschaft, die selbst Projekte auf die Beine stellt, hätten die sechs Gemeinden dann doch den Fuß in der Tür.
Weg von der Rolle als "Erfüllungsgehilfe"
Stadtlauringens Bürgermeister Friedel Heckenlauer störte sich schon seit längerem daran, so etwas wie ein "Erfüllungsgehilfe" für Investoren zu sein, weswegen er die Initiative im Stadtlauringer Gemeinderat ergriff, die dann auf Allianzebene gehievt worden ist. Mit der Installierung der Energiegesellschaft sieht er eine Chance für den ländlichen Raum, sich zum Energieversorger für Ballungszentren zu entwickeln. Dabei liege der Fokus nicht nur auf der Photovoltaik. Zahlen, welches Potenzial im Schweinfurter Oberland steckt, existieren zwar nicht, aber laut Heckenlauer gebe es genügend geeignete Flächen; vielmehr müsse man aufpassen, die Schraube nicht zu überdrehen.
Geplant ist, dass die Energiegesellschaft wie eine Dachorganisation fungiert, in der die ÜZ Mainfranken das technische Know-how sicherstellt, und dass für jedes Projekt eine eigene GmbH gegründet wird, die die Umsetzung und den Betrieb der Anlagen sicherstellt. Vor der Gründung der Energiegesellschaft müsse man noch das Votum der Rechtsaufsicht abwarten, sagt Heckenlauer zum aktuellen Stand.
Gochsheim hat die Bremse angezogen
Ganz anders verfährt zum Beispiel die Gemeinde Gochsheim mit dem Druck der Photovoltaik-Investoren: Es gibt einen Grundsatzbeschluss aus dem Jahr 2021, keine weiteren Anlagen auf der Fläche zuzulassen, auch wenn die Digitalkarten durchaus Potenzial für Gochsheim erkennen lassen. Der Beschluss sei aus Rücksicht auf die Landwirtschaft gefallen, wie Bürgermeister Manuel Kneuer 2022 gegenüber dieser Redaktion betont hat. Die Kommune will sich lieber auf die Ausstattung von Dächern mit Solaranlagen konzentrieren.
Es gibt genug freie Dächer!!
Für Eigenverbraucher vielleicht noch sinnvoll, bei Großflächenanlagen aber sinnloser Flächenverbrauch.
Weshalb wollen Sie Grundstückseigentümern das Recht einschränken ihre Flächen nach eigenem Gutdünken zu verwenden?
Doch gerade auf sowieso schon versiegelten Flächen, wie Parkplätzen und Lagerhallen, besteht noch extrem viel Potential. Außerdem gibt es noch viel Fläche entlang der Autobahnen und auf Seen die gut genutzt werden könnte.
Außerdem haben Batteriespeicher in den letzten Jahren extrem Fortschritte gemacht, sowohl technisch als auch Preislich. Entwicklungen wie Natrium Batterien werden solche Speicher immer wirtschaftlicher machen.
Sicher braucht es einen Mix aus vielen Energiequellen, aber wenn die Sonne scheint sollte kein Biogas oder fossile Brennstoffe verfeuert werden müssen.