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Kreis Schweinfurt
Photovoltaik: Wenn der Boom im Landkreis zum Problem wird
Die Zahl der neugebauten Photovoltaikanlagen explodiert regelrecht. Das schafft neue Probleme bei der Stabilität der Stromnetze. Welche Lösung der Landkreis sucht.
Der Neubau von Photovoltaikanlagen steigt in der Region massiv an. Der Landkreis Schweinfurt will koordinierend eingreifen und überschüssigen Strom zur Produktion von Wasserstoff nutzen.
Foto: Marijan Murat/dpa | Der Neubau von Photovoltaikanlagen steigt in der Region massiv an. Der Landkreis Schweinfurt will koordinierend eingreifen und überschüssigen Strom zur Produktion von Wasserstoff nutzen.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 13.02.2024 05:12 Uhr

Die Zahl neu gebauter Photovoltaikanlagen im Landkreis Schweinfurt nimmt deutlich zu. Das Problem dabei: Bei Sonneneinstrahlung wird viel Strom produziert und ins Netz eingespeist, bei Dunkelheit gar keiner. Die Lösung, die der Landkreis Schweinfurt ebenso wie die Stadt Schweinfurt anstrebt: die Produktion von Wasserstoff aus Elektrizität. Der Umweltausschuss des Kreistags hat das Vorhaben weiter angeschoben.

Thomas Benz, in der Abteilung Kreisentwicklung im Landratsamt mit zuständig für Mobilität und Energie, machte die Situation anhand von Zahlen deutlich: Stromanbieter ÜZ Mainfranken erwartet in seinem Versorgungsgebiet in diesem Jahr 2200 neue Anlagen; 2018 lag der jährliche Zuwachs noch bei 350. Die Netzlast aller Verbraucherinnen und Verbraucher im Landkreis liege bei 80 Megawatt; die der fünf großen Industriebetriebe in Schweinfurt bei 160 Megawatt. Aber bereits jetzt seien 345 Megawatt an Leistung aus Anlagen mit Erneuerbaren Energien installiert. Benz' Fazit: Der Ausbau müsse kontrolliert geschehen. Deswegen will der Landkreis ein Konzept aufstellen.

Maßnahme gegen Netzschwankungen

Ziel ist es dabei, die Schwankungskurven im Netz abzuflachen, indem überschüssiger Strom für die Herstellung von Wasserstoff genutzt wird, der speicherbar ist und bei Flauten zur Stromherstellung zur Verfügung steht. Oder als Treibstoff für Fahrzeuge dienen kann. Der Plan soll auch zur Klärung von Standorten für die so genannten Elektrolyseure beitragen, in denen das Wasser per chemischer Reaktion in Sauer- und Wasserstoff gespalten wird. Unter anderem braucht es eine Wasserleitung, damit der Rohstoff bereitsteht.

Der Landkreis verfolgt sein Wasserstoffziel auch weiterhin, obwohl er bei der Vergabe des Wasserstoff-Förderprojekts HYLand 2.0 nicht zum Zug gekommen war.

Kreis strebt Digitalen Energienutzungsplan an

Die Wasserstoffstrategie soll in einen Digitalen Energienutzungsplan eingebettet werden, der noch zu erstellen ist. Dabei sollen der Landkreis als Projektträger und der Freistaat als Fördergeber auftreten. Beiden ist laut Benz' Vorlage für den Ausschuss wichtig, dass ein praxistaugliches Instrument entsteht, das kurzfristig umsetzbar sein soll.

Deswegen drückt die Landkreisverwaltung aufs Gaspedal. Schon ab dem 1. Januar 2023 soll das Projekt starten. Die entsprechenden Aufträge für den Energienutzungsplan sollen noch im Dezember, eventuell in einer Sondersitzung des Umweltausschusses, vergeben werden. Es geht um Fördermittel von 200.000 Euro.

 
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Kommentare
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  • C. B.
    Ist es nicht besser und funktioniert auch schneller, große Stromspeicher im LK zu installieren? In Unterfranken z.B. ist Peter Geigle mit seinem Unternehmen CMBlue in Serie gegangen mit seine neuartigen Großbatterie ohne seltene Erden.
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  • M. M.
    1kg Wasserstoff benötigt 9kg ( ca 9l) Wasser. 1kg Wasserstoff entspricht ca 40kWh. 1kWh benötigt also ca 0,225l. Die aktuelle Installation beträgt ca 100MW mehr als benötigt. Würden diese 100MW also zur Verfügung stehen und in Wasserstoff umgewandelt werden, bekäme man in der Spitze je Stunde ca 60 - 85 MWh raus (je nach Verfahren und Wirkungsgrad). Man bräuchte also 13,5 - 19 Millionen Liter Wasser je Stunde. DAS ist ganz schön viel. Oder hab ich mich verrechnet?
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  • R. E.
    Ein sehr gutes, zukunftsträchtiges Konzert!

    Wenn nur andere Kommunen auch schon so weit wären und mit Weitsicht auf die Zeichen der Zeit reagieren würden!

    Top Schweinfurt!
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  • E. F.
    Gibt es in Haßfurt nicht was ähnliches?
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  • M. E.
    Wenn mich nicht alles täuscht, dann hat die ÜZ Lülsfeld mit der Aktion Wasserstoff schon angefangen. Prima, alle Kompetenz zusammentrommeln und anpacken!
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