
Ein Jahr, sechs Monate: So lange hat die Sanierung des Dauerleerstands "Burggasse 4" gedauert, ein klassischer Problemfall in der Altstadt. Seit 1986 steht das geschichtsträchtige Bürgerhaus leer, das mittlerweile durch den Schweinfurter Investor Yousif Shakor erworben worden ist.
Der gebürtige Iraker, früher bekannt als Inhaber der "Starfriseur"-Läden, hat mittlerweile einige Wohn- und Geschäftshäuser auf Vordermann gebracht. Darunter Objekte in der Oberen Straße, in der Bauerngasse sowie am Graben. Shakor ist aramäischer Christ, seine Familie schon in den 1990er-Jahren aus Bagdad nach Deutschland gekommen.
Nun wurde Eröffnung gefeiert mit einiger Prominenz aus der Stadtverwaltung, aber auch mit Nachbarn und Freundeskreis. Die "fränkisch-arabische Community" ist gut vertreten, dank syrischen und palästinensischen Mitarbeitern. Projektentwickler Peter Wehner, Steuerberater Stefan Stapf und Alwin Shakor sind ebenfalls mit von der Partie: Der Sohn von Yousif Shakor studiert Bauingenieurswesen.
Stahltreppe führt vom Hof ins Haus
Drei großzügige, moderne Wohnungen sind im Gebäude entstanden, eine wird wohl vom Eigentümer selbst genutzt werden. Stolz zeigt Yousif Shakor den Anbau auf der Hofseite, anstelle eines ehemaligen Ateliers. Dort war das Gebäude besonders marode: "Es hat ständig hineingeregnet." Als Ersatz wurde eine komplett neue Holzstruktur aufgebaut, eine Stahltreppe führt vom Hof hinauf. Unter dem Dach gibt es einen Panoramablick über die Umgebung der Burggasse.

Als Alt-Schweinfurt rund um die Reichsburg emporgewachsen ist, im mittelalterlichen Zürch, war die irakische Hauptstadt Bagdad schon steinalt. Der schweizerisch anmutende Quartiersname der "Zürcher Gemee" bezieht sich wahrscheinlich nicht auf die tierischen Hinterlassenschaften einer Viehweide, wie früher geglaubt wurde. Gemeint war nach einer neueren Theorie der rechtlich eigenständige (Be-)Zirk rund um die verschwundene Burg.
Beim Blick aus den Fenstern sieht man die St.-Salvator-Kirche, die Rückseite des Kinos "Weltbio" oder, mit roten Fensterläden, eine andere Sanierungsstelle, die Burggasse 17. Das vermutlich älteste erhaltene Gebäude Schweinfurts ragt seit der Renaissance an der Straßenecke auf, seit mehr als 450 Jahren. Das Haus in der Burggasse 4 gab es immerhin schon im 18. Jahrhundert, der Gewölbekeller darunter soll aus dem Barock stammen. Bis in die 1980er-Jahre hat hier der bekannte Kunstmaler Fritz Eichelmann gelebt.
Private Baumaßnahme ohne kommunale Förderung
An diesem Tag rollt Yousif Shakor buchstäblich den roten Teppich aus, nicht zuletzt für OB Sebastian Remelé, Baureferent Ralf Brettin und Hans Hatos als Leiter der Stadtsanierungsstelle. Es folgt eine Extraführung. Auch wenn das Projekt eine private Baumaßnahme war, ohne kommunale Förderung, wurde die Planung seitens der Stadt begleitet. Immerhin steht das Kleinod unter Ensembleschutz. Damit gilt es, im Zusammenspiel mit den Nachbarhäusern, als Baudenkmal.
Hans Hatos ist als Stadtsanierer froh über das Ende des Dornröschenschlafs in der Burggasse: "Der Zürch ist eines der Quartiere, das sich zum Wohnen anbietet." Mit der Sanierung habe sich eine der letzten Lücken im Viertel geschlossen, wie bei einem großen Puzzle.
"Man muss hinter die Mauern blicken", sagt auch Theo Schmitt. Dessen zuständige Hausbaufirma KSW ist in Bischberg, nahe der Weltkulturerbestadt Bamberg, ansässig. Vielen Schweinfurtern sei gar nicht bewusst, wie viele schöne Ecken es in ihrer Stadt gebe.
Die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz habe sich reibungslos gestaltet. Auch wenn der Umbau eines alten Gebäudes anspruchsvoll sei und Überraschungen biete, bräuchten Interessenten den Kontakt zur Stadtsanierungsstelle nicht zu scheuen. Ebenso wenig wie eine Ansiedlung in der Schweinfurter Altstadt, mit Dachterrassen und historischem Flair: "Es ist sehr schön hier", lobt Schmitt.