Dass es in Sachen Ausbau der Kindertagesstätten in Schweinfurt Nachholbedarf gebe und es an der ein oder anderen Stelle wohl schleppend vorangehe, das müsse er durchaus zugeben, räumte Jürgen Montag, Sozialreferent der Stadt Schweinfurt, jüngst in einer Sitzung des Jugendhilfeausschusses ein. "Das lasse ich gelten. Aber die Kritik, dass es kein Konzept gibt, das finde ich unverschämt gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jugendamtes und den anderen Beteiligten, die sich sehr bemühen", so Montag.
Drei neue Schweinfurter Kitas in den kommenden zwei Jahren
Auslöser für seine Stellungnahme seien kritische Stimmen gegenüber der Arbeit des Jugendamtes und dessen Partnerinnen und Partnern in puncto Kitas gewesen, die ihn jüngst im Rahmen einer Pressemitteilung erreicht hätten. "Es dauert alles viel zu lange, es fallen keine Entscheidungen und es gäbe kein Konzept", fasste Montag die Kritik zusammen.
Das habe er so nicht stehen lassen wollen und deshalb eine Darstellung des Sachstands des Schweinfurter Kita-Ausbaus mitgebracht. Einen Plan gebe es durchaus; dass der Ausbau bislang schleppend vorangehe, habe vor allem bautechnische Gründe. So sei es etwa "schwierig, Firmen zu bekommen, die Planung dauert sehr lange und wir haben Standorte wie die Gartenstraße, die einfach sehr viel Vorbereitung brauchen", rechtfertigte der Sozialreferent.
Doch es gehe voran: In den kommenden zwei Jahren sei die Eröffnung drei neuer Kitas in den Stadtteilen Gartenstadt und Bellevue sowie in der Gartenstraße geplant. Zudem stehe der Ausbau drei bestehender Kitas in der Gartenstadtstraße, am Bergl und in Oberndorf an.
Bis 2027 soll Schweinfurt so knapp 190 neue Kinderkrippen- und Kindergartenplätze bekommen, weitere 110 Plätze seien in Planung. Dennoch bleibe es schwierig, den steigenden Bedarf zu decken, sagte Thorsten Schubert, Leiter des Stadtjugendamtes Schweinfurt.
Nicht nur würden langfristig einige Einrichtungen aus baulichen Gründen wegfallen, auch der Fachkräftemangel sei deutlich zu spüren. "Es fehlen Fachkräfte in allen pädagogischen Bereichen, sodass Angebote nicht in der Form erbracht werden können, wie wir sie gerne erbracht hätten. Das stellt uns vor große Herausforderungen", so Schubert. Vereinzelt führe das bereits dazu, dass vorhandenen Plätze nicht belegt werden könnten. Es bräuchte deshalb unter anderem eine stärkere Förderung des Quereinstiegs.
Denn der kommende gesetzliche Anspruch auf schulische Ganztagesbetreuung werde die Situation zusätzlich verschärfen, fürchtet er: "Es ist aus Sicht des Jugendamtes schwer absehbar, wie wir genug qualifiziertes Personal finden sollen, um das bearbeiten zu können."
Auch die steigende Zahl an Kindern mit erhöhtem Förderbedarf belaste die Mitarbeitenden zunehmend. "Wir merken jetzt, dass Kinder und Jugendliche während Corona häufig vor elektronischen Medien abgestellt wurden und in Kitas und Schule nicht ausreichend gefördert werden konnten. Viele benachteiligte Familien haben noch größere Probleme als vorher. Wir müssen jetzt ausbaden, was in der Zeit passiert ist – und das führt zu Kostensteigerungen", so Schubert.
Akute Krisensituationen an Berufsschulen haben zugenommen
Weiteres Thema im Ausschuss war die Jugendsozialarbeit an Schweinfurter Schulen. An den meisten werde der Bedarf aktuell mit einer halben Vollzeitstelle gedeckt. An den beiden Berufsschulen Dr.-Georg-Schäfer und Ludwig-Erhard reiche das nach Ansicht des Jugendamtes aufgrund hoher Schülerzahlen (rund 3500) und zunehmender akuter Krisensituationen wie Suizidandrohungen oder Panikattacken im Schulalltag nicht mehr aus. Einstimmig beschloss der Ausschuss deshalb die Aufstockung auf 1,5 Vollzeitstellen.
Ebenfalls einstimmig beschlossen wurde die Fortführung des Projektes "sjrXpress@school" des Stadtjugendrings zur politischen Bildung. Hier stehe für 2023 eine Podiumsdiskussion zum Thema "jugendfreundliche Stadtentwicklung in Schweinfurt" sowie die Durchführung einer simulierten U18-Wahl an einigen Schulen im Fokus.