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Schweinfurt
Stadtjugendring fordert: Der SjrXpress muss weiter rollen
Der Stadtjugendring befürchtet, dass die kommunale Jugendarbeit im Zuge coronabedingter Etatkürzungen unter die Räder kommt. Warum die SjrXpress-Planstelle so wichtig ist.
SjrXpress-Projektleiterin Rosalie Willner (vorne links) und SJR-Vorsitzender Christian Starodub (hinten rechts) stellten die Arbeit des SjrXpress, die auch seit dem Ausbruch der Pandemie vor allem digital fortgeführt wurde, vor. Unterstützt wird das Projekt zur Zeit durch die beiden Universitäts-Praktikantinnen Lilli Haselmayr (hinten links) und Vivien Ring (vorne rechts).
Foto: Helmut Glauch | SjrXpress-Projektleiterin Rosalie Willner (vorne links) und SJR-Vorsitzender Christian Starodub (hinten rechts) stellten die Arbeit des SjrXpress, die auch seit dem Ausbruch der Pandemie vor allem digital fortgeführt ...
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 11.02.2024 18:45 Uhr

Kommunale Jugendarbeit muss auch in Zeiten von Corona weitergehen. Darin sind sich beim Stadtjugendring Schweinfurt alle einig. Sie ist vielleicht sogar noch wichtiger geworden, weil auch junge Leute nicht nur angesichts der Pandemie verunsichert sind, sondern weil auch ihre Treffpunkte geschlossen waren und immer noch oft nur eingeschränkt nutzbar sind. Soziale Kontakte konnten so vor allem in der Zeit des Lockdowns nicht gepflegt werden. Den jungen Leuten Angebote zu machen ist bis heute in den Jugendeinrichtungen nur in geringem Umfang möglich.      

Der SjrXpress, das coole Lastenfahrrad, das schon vor der Kommunalwahl hin zu den Schulen und Treffs der Jugendlichen gefahren ist, um abzufragen wie es den Teenagern in und mit Schweinfurt geht und was sie sich von ihrer Stadt und den Kommunalpolitikern wünschen, wurde zunächst auch durch den Lockdown gewaltig ausgebremst.      

Ausgebremst, um dann doch recht schnell mit neuem Schwung vor allem in der digitalen Welt durchzustarten – und soweit es möglich ist auch vor Ort. Skatepark, Yorktown, Wehranlage, Deutschhof, Bergl, der Theaterpark oder die Bolzplätze waren die Ziele. Sozialpädagogin Rosalie Willner war mit dem mittlerweile stadtbekannten blauen Rad samt Anhänger unterwegs und hat auf der digitalen Plattform die Ergebnisse der Umfragen, vor allem von 14- bis 18-Jährigen, zusammengetragen. Corona ist auch für Jugendliche, die ja viel seltener direkt und schwer von der Krankheit betroffen sind, auch in Schweinfurt ein großes Thema. Zwar haben nur 15 Prozent der mehr als 100 Befragten Angst, selbst krank zu werden, aber fast die Hälfte finden die damit zusammenhängenden Maßnahmen sinnvoll. Geklagt wird aber auch, dass es zum Beispiel schlecht möglich ist, in Schulbussen Abstände einzuhalten. Manche wünschen sich, dass auch in engen Gassen Masken getragen werden müssen, andere sind für Lockerungen. Das sind nur einige der Ergebnisse der digitalen Umfragen.

Corona ist auch für Teenager ein großes Thema

Nicht nur Erwachsene, auch Jugendliche wünschen sich Perspektiven, wie und wann die Rückkehr in ein "normales Leben" möglich ist und die Maske, die zum ständigen Begleiter geworden ist, wieder überflüssig wird. "Darüber hinaus sind natürlich die altbekannten Probleme alle noch da", so die Erfahrung. Spielplätze und Parks verbessern, als Jugendliche von der Politik besser wahrgenommen werden, gutes Internet (vor allem in Zeiten von Home Schooling wichtig), um nur einige zu nennen.

SjrXpress on Tour – hier zum Beispiel beim Nachwuchs des technischen Hilfswerks.
Foto: Rosalie Willner | SjrXpress on Tour – hier zum Beispiel beim Nachwuchs des technischen Hilfswerks.

"Kommunale Jugendarbeit hat nie aufgehört, sie hat nur auf andere Art und Weise stattgefunden", so Christian Starodub, Vorsitzender des Stadtjugendring Schweinfurt. Die Arbeit des SjrXpress in Schwung gehalten hat laut Starodub vor allem Rosalie Willner, die seit 1. April die Projektstelle SjrXpress mit Leben erfüllt. Neben Sjr-Geschäftsführerin Sandra Glaser (halbe Stelle), ist Willners Stelle mit 14,5 Stunden pro Woche dotiert. Dazu kommen fünf Wochenstunden zur Unterstützung der Geschäftsstelle.      

Allerdings ist diese halbe Stelle, die im Frühjahr auf Initiative von "proschweinfurt" im Stadtrat initiiert wurde, bis zum Jahresende befristet. Stadtjugendringvorsitzender Christian Starodub fürchtet nun, dass wegen der coronabedingt angekündigten Einsparungen diese Stelle nicht verlängert wird und die erfolgreich angelaufene SjrXpress-Jugendarbeit nicht fortgeführt werden kann. Ehrenamtlich sei das nicht zu stemmen, so Starodub. Wenn er einen Wunsch frei hätte, würde er sich die weitere Finanzierung der halben Stelle – am besten unbefristet – wünschen.         

Starodub hofft, dass wenigstens das Projekt SjrXpress erhalten werden kann. Ohnehin drohe dem Stadtjugendring eine Kürzung der Zuschüsse. Coronabedingt müssen alle städtischen Haushaltsposten auf den Prüfstand, von 20 Prozent Minus ist die Rede. Der Globalkostenzuschuss für den Stadtjugendring von 65 000 Euro im Jahr sei eigentlich eine Pflichtaufgabe der Stadt, für die es aber keinen Grundlagenvertrag gebe, weswegen auch dieser Zuschuss von Kürzung bedroht sein könne. Kürzungen, die sich direkt auf die dem SJR angeschlossenen Vereine auswirken würden, weil denen dann wiederum vom SJR weniger Unterstützung gewährt werden könne, so Starodub.     

Warum werden Sportvereine gefördert und andere nicht?

Mit Schreiben vom 22. September wurde den Schweinfurter Sportvereinen mitgeteilt, dass die Vereinspauschale für 2020, die von der Stadt gemäß der staatlichen Sportförderrichtlinien gewährt wird, coronabedingt mehr als verdoppelt ausgezahlt wird. Zahlungen, die der Stadtjugendring begrüßt, bedeuten sie doch mehr Geld für die Schweinfurter Vereine und deren Jugendabteilungen, so Starodub in einer Stellungnahme. Doch diese glänzende Seite der Medaille hat aus Sicht des Stadtjugendrings eine weniger schöne Kehrseite. "Der SJR ist die Interessenvertretung zahlreicher Schweinfurter Vereine, die sich ihrerseits zu 25 Jugendverbänden zusammengeschlossen haben. Neben den Jugendabteilungen der Sportvereine sind hier viele Jugendabteilungen anderer Vereine zu finden", so Starodub. Neben den Sportvereinen gebe es auch andere Vereine und Verbände, die genauso unter der Pandemie leiden und deshalb ebenfalls auf finanzielle Unterstützung hoffen, fügt er an.     

Als Vorstand des Stadtjugendrings ist es ihm sehr wichtig, dass alle Bereiche der Schweinfurter  Jugendarbeit gleichermaßen gefördert werden. Stattdessen wurde dem SJR die 20-prozentige Kürzung für das kommende Jahr angekündigt. Während die Sportvereine bevorzugt behandelt werden, stehe also zeitgleich eine Kürzung der finanziellen Förderung der dem Stadtjugendring angeschlossenen Verbände im Raum, was dem SJR so nicht gefallen kann.

So setzt man beim Stadtjugendring weiter auf das Prinzip Hoffnung und darauf, dass man Gelegenheit bekommt, sich mit den Entscheidungsträgern noch einmal an einen Tisch zu setzen. Ziel müsse sein, die durch das SjrXpress-Projekt angestoßene Jugendarbeit vor dem Aus zu bewahren, damit dort – um im Bild zu bleiben – die Räder weiter rollen.  

Wenn der SjrXpress zu sehen ist, dann ist es derzeit in den meisten Fällen Sozialpädagogin Rosalie Willner, die damit unterwegs ist.
Foto: Thorsten Schubert | Wenn der SjrXpress zu sehen ist, dann ist es derzeit in den meisten Fällen Sozialpädagogin Rosalie Willner, die damit unterwegs ist.
 
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  • Schmetterling
    Sport und Jugend - zwei Themen die in der Stadt vernachlässigt werden.
    Eine Zusage für eine Förderung des Sports ist noch lange kein Versprechen, dass wissen wir aus der Vergangenheit. Daher heißt es leider wieder, nachhaken, nachfragen, immer und immer wieder...
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