Ob zum Arbeitsplatz, Supermarkt oder Sportverein: Ein Großteil der Menschen legt seine täglichen Wege mit dem Auto zurück. Um die Klimaziele bis 2035 zu erreichen, muss sich daran jedoch einiges ändern, sagt der Schweinfurter Verkehrssoziologe Sven Kesselring. Der 57-Jährige ist Professor für Sozialwissenschaftliche und Nachhaltige Mobilitätsforschung im baden-württembergischen Nürtingen und beschäftigt sich mit den sozialen Aspekten der Verkehrswende.
Im Gespräch erklärt Kesselring, warum viele in Deutschland ihr Auto so lieben, wie wir es schaffen, unser Verhältnis dazu zu verändern - und worauf es bei der Mobilität in Zukunft ankommen wird.
Sven Kesselring: Es geht nicht um das Entweder-oder. Entweder Auto, öffentlicher Nahverkehr (ÖPNV) oder aktive Mobilität wie das Rad. Es geht darum, wie die Gesellschaft möglichst viele verschiedene Möglichkeiten miteinander verbindet, um einen Mix aus Mobilitäten zu schaffen und so trotz der nötigen Ziele im Klimaschutz künftig beweglich zu bleiben.
Kesselring: Das Auto wird eine andere Rolle spielen als bisher. Das Auto soll nicht abgeschafft, sondern an den Orten genutzt werden, wo es funktional ist. Wenn ich zum Beispiel an einem Ort lebe, wo es keinen ÖPNV gibt, wird man dort auch weiterhin das Auto nehmen.
Kesselring: Auf dem Land müssen wir uns überlegen, wie wir die Menschen aus den Dörfern zu einer bestimmten Zeit zu einem bestimmten Ort bekommen. Die Frage hierbei ist, ob Autos bis in die Zentren hineinfahren müssen, oder ob es nicht genügt, sie bis zu einem Knotenpunkt zu leiten. Dafür könnte man beispielsweise einen autonom fahrenden Kleinbus nutzen. Generell ist das Potenzial für autonomes Fahren auf dem Land relativ hoch. In Vororten würden hingegen gut ausgebaute Fahrradwege und ÖPNV-Anbindung vieles bewirken. Im Zeitalter des Elektrofahrrads haben auch Radschnellwege großes Potenzial.
Kesselring: Mit Carsharing. Auf dem Land hat man in der Regel kein Problem beim Nachbarn in das Auto zu steigen. Das muss aber auch koordiniert werden, mithilfe einer App zum Beispiel. Es reicht nicht, eine Mitfahrerbank im Ort aufzustellen und darauf zu warten, dass Leute einen mitnehmen. Noch größeres Potenzial gibt es, wenn man die Leute dort arbeiten lässt, wo sie zu Hause sind. Gerade in ländlichen Räumen wie der Rhön könnten Firmen sich an gut gelegenen Knotenpunkten in Co-Working-Spaces einmieten. Das reduziert Verkehr.
Kesselring: Das hängt immer stark davon ab, wo man wohnt. Wenn man aus einem kleinen Dorf in der Rhön stammt, gilt das Auto dort neben der Verlässlichkeit auch als eine Art Freiheitsversprechen. Dazu kommt, dass wir in einer Generation groß geworden sind, wo das Automobil emotional aufgeladen und mit vielen Bildern verbunden ist. Mit dem Auto haben sich letztlich unsere Bedürfnisse nach Individualität, Freiheit und Selbstverwirklichung mit unserer Kultur verbunden.
Kesselring: Von Routinen. Kaum jemand denkt morgens darüber nach, ob er oder sie mit dem Fahrrad, dem Auto oder dem ÖPNV zur Arbeit fährt. Wir nutzen in der Regel die Verkehrsmittel, die in unseren Alltag eingeschliffen sind. Neues Verhalten kommt daher auch schrittweise. Wenn wir die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessern wollen und in Zukunft weniger Fahrzeuge dort haben wollen, müssen wir den Menschen ermöglichen, umsteigen zu können.
Kesselring: Ich denke nicht, dass es ein Verlust sein muss. Das Entscheidende ist nämlich gar nicht die Bewegung mit einem bestimmten Verkehrsmittel, sondern die Beweglichkeit an sich. Wenn ich einen verlässlichen ÖPNV habe, mit dem ich auf dem Land alle 30 Minuten fahren kann, wäre das genauso ein Freiheitsversprechen - und eines, wo ich sogar eine SMS schreiben kann. Es ist vielleicht nicht so schick oder so cool, aber den Wunsch nach Freiheit und Individualität kann man auch mit anderen Verkehrsmitteln ausleben.
Kesselring: Das hat viel mit einem guten Angebot zu tun. Außerdem müssen wir mit anderen Menschen darüber sprechen, wie sie ihren Alltag organisieren. Das 49-Euro-Ticket trägt definitiv dazu bei, solche Verhaltensänderungen hervorzubringen. Das Ticket ermöglicht vielen eine notwendige und erschwingliche Grundversorgung an Mobilität. Gleichzeitig hat es eine stark ökologische Komponente. Um alle Effekte des Tickets zu messen, benötigt es allerdings noch zwei bis drei Jahre Zeit.
Kesselring: Es ist nicht damit getan, nachhaltige Mobilität allein durch neue Antriebe herzustellen. Auch wenn diese absolut notwendig dafür sind. Um eine Reduktion der Emissionen im Verkehr zu erreichen, ist der elektrische Antrieb sozusagen nur die niedrig hängende Frucht, die wir im Moment erreichen können. Grüner Wasserstoff wird noch eine Weile dauern, wäre aber sicher auch eine Alternative. Grundbedingung und Erfolgsfaktor für die Mobilitätwende bleibt aber ein funktionierender verlässlicher ÖPNV.
Kesselring: Ich bin der Meinung, dass das Auto dort nicht das erste Verkehrsmittel sein darf, das uns in den Kopf kommt. Gerade in der Stadt sind Autos eher ein störender Faktor, weil sie 23 Stunden am Tag herumstehen. Würzburg oder Schweinfurt haben schon jetzt gute Bedingungen dafür, zu sogenannten Städten der kurzen Wege zu werden, wo man innerhalb von 15 Minuten alles Wichtige erreichen kann. Dafür müssen verschiedene Verkehrsmittel wie Leihfahrräder, Carsharing und ÖPNV kombiniert werden. Hier wird auch künstliche Intelligenz eine große Rolle spielen.
Dank des 49 Euro -Tickets ,kann ich mir jetzt einen teuren Urlaub zur Robbenjagd in Kanada leisten.
Das Gejammere der notorischen Autofahrer geht mir auf die Nerven.😇
Und bitte eine, die nicht erfordert dass die Hälfte der Deutschen Betriebe und 90% der Geschäfte an Bahnlinien ziehen sollen.
Und eine, die nicht erfordert, dass für jede Baustelle (incl Wohnhäuser) erst ein Gleisanschluss samt Oberleitung errichtet werden muss.
Und bitte eine, die nicht erfordert, dass ein 40-Tonner einen 20 Tonnen Akku spazieren fährt (bleiben höchstens 10 to Nutzlast) und nach 5 Stunden Fahrt 8 Stunden laden muss.
Und eine, die ohne dreckiges und blutiges Kobalt und Lithium auskommt.
Und eine ohne Deindustrialisierung hier und im Gegenzug Industrie-Wachstum in China um uns zu versorgen.
Ich kenne lediglich eine Studie der HTW Berlin, die zu dem Ergebnis kommt, dass der Straßenverkehr seine unmittelbaren Kosten bei weitem nicht deckt, sondern mit zweistelligen Milliardenbeträgen aus Steuermitteln unterstützt wird.
Alles nachzulesen unter: https://www.htw-berlin.de/forschung/online-forschungskatalog/publikationen/publikation/?eid=13646
Das ganz sicher nicht!
Heute haben viele Bahnfahrer das Nachsehen. Schon ein Streik macht alle Pläne zunichte.
Während der Pandemie waren Busse und Bahnen nicht die empfehlenswerteste Art, von A nach B zu kommen. Im Auto sitzen dagegen meist nur Leute aus einem Haushalt.
Letztendlich ist die ganze Mobilitätswende im Nahbereich vor allem die Möglichkeit, im Gesamtsektor Verkehr Emissionen zu reduzieren, ohne jedoch beim Flugverkehr längst überfällige Einschnitte umsetzen zu müssen.
Das ist es, was für viele Politiker so attraktiv ankommt.
Ich begrüße jeden der auf das Auto verzichtet, denn das bedeutet einfach für mich: einer weniger, der vor mir rumschleicht.
Freiheit ist das höchste Gut und das lasse ich mir von niemanden nehmen.
Diese persönliche Meinung habe ich in irgendeiner Tageszeitung gefunden.
Ohne persönlich auf den Verfasser dieser Zeilen eingehen zu wollen möchte ich doch anmerken, daß in unserer Gesellschaft offensichtlich die eigene Bequemlichkeit das höchste Gut zu sein scheint.
Apropos Freiheit: Ihre Freiheit endet da, wo die Freiheit anderer beginnt. Auch das gehört mit dazu. Auch andere Menschen wollen - und dürfen. Sowas nennt man "Miteinander". Auch ein sehr hohes Gut, leider ein vom Aussterben bedrohtes.
Viele kennen leider nur noch "Gegeneinander".
Niemand wird Ihnen das Autofahren verbieten! Und auf "Individuelle Mobilität" werden Sie schon gleich gar nicht verzichten müssen. Wo steht denn das??
Sie dürfen nur eben nicht mehr ÜBERALL HIN mit Ihrem Auto fahren, z.B. in manche Innenstädte, so wie eben jetzt auch schon.
Ich wette, Sie haben den Artikel gar nicht gelesen. Oder Ihnen ist schon nach der Überschrift die blinde Wut aufgestiegen. Dort steht:
"... Es geht nicht um das Entweder-oder. Entweder Auto, öffentlicher Nahverkehr (ÖPNV) oder aktive Mobilität wie das Rad. ..."
und
"... das Auto wird eine andere Rolle spielen als bisher. Das Auto soll nicht abgeschafft, sondern an den Orten genutzt werden, wo es funktional ist. ..." - steht sogar schon in der Überschrift.
Apropos Freiheit: Ihre Freiheit endet da, wo die Freiheit anderer beginnt. Auch das gehört mit dazu. Auch andere Menschen wollen - und dürfen. Sowas nennt man "Miteinander". Auch ein sehr hohes Gut, leider ein vom Aussterben bedrohtes.
noch fragen?
Das wäre dann Anarchie und Chaos- jeder macht, was er will. Das können Sie nicht ernsthaft wollen.
Oder nur Sie selbst wollen tun und lassen, wie es Ihnen gefällt und alle anderen sollen sich nach Ihnen richten. Das hätten Sie wohl gerne!