Mehr Busse, mehr Bahn, mehr Fahrrad, mehr zu Fuß, weniger Auto – es ist relativ einfach, was jeder und jede Einzelne tun kann, um seinen oder ihren Beitrag zum so dringend notwendigen Klimaschutz zu leisten. Doch wie bekommt man mehr Menschen dazu, in Schweinfurt mit dem Bus zu fahren? Die Antworten darauf entscheiden über die Zukunft des ÖPNV in der Stadt.
Der gemeinsame Nahverkehrsplan von Stadt und Landkreis liegt nun vor, spätestens bis Juli soll das 400-Seiten-Werk verabschiedet sein und danach in die Tat umgesetzt werden. Ziel des Nahverkehrsplanes ist es, 2024 dem Verkehrsverbund Mainfranken (VVM) beizutreten, was für die Mitfahrenden zur Folge hat, nur noch einen Fahrschein lösen zu müssen.
Im Hauptausschuss präsentierte Gutachter Mathias Schmechtig die Konsequenzen des über mehrere Jahre entwickelten Planes für die Stadt. Man kann sagen: Der Hausaufgaben gibt es viele. Und die mahnenden Worte, die Schmechtig bisher hatte, sind durchaus deutlicher Kritik am Status quo gewichen, auch wenn das Bussystem in einer Stadt der Größe Schweinfurts mit über 53 000 Einwohnern durchaus bemerkenswert und gut ausgebaut ist.
Aber, das ist die Quintessenz gerade im Zusammenspiel der Herausforderungen Klimawandel und Corona-Pandemie: So, wie das Busnetz jetzt aufgestellt ist, ist es nicht zukunftsfähig. Schmechtig verwies auf eine Bevölkerungsentwicklung, die angesichts der wegen Corona ohnehin stark gesunkenen Fahrgastzahlen, Bauchschmerzen bereitet. Die Gutachter nehmen an, dass die ÖPNV-affine Gruppe der jungen Erwachsenen in der Stadt bis 2030 um neun Prozent abnimmt, die Gruppe der Senioren, die besonders oft und viel das Auto nutzt, um neun Prozent zunimmt.
"Ein Weiter so wie bisher wird nicht geeignet sein, die in der Pandemie verlorenen Fahrgäste schnell zum ÖPNV zurück zu holen", betonte Schmechtig. Das Bus-System in der Stadt müsse dringend verbessert werden, mit schnellen Maßnahmen. Erstaunlich in diesem Zusammenhang, dass es nach wie vor keine genaue Erhebung über das Mobilitätsverhalten der Fahrgäste aus der Stadt gibt. Erst wenn die Stadtwerke ein solches Gutachten haben, können sie Entscheidungen fällen, welche Linien ausgebaut und welche unter Umständen sogar eingestellt oder nur noch nach Bedarf bedient werden.
Unterdurchschnittliche Pünktlichkeit, unsystematische Linienführung, schlechte Anbindung der Regionalbuslinien ins Stadtzentrum, Barrierefreiheit der Haltestelle, keine Busbeschleunigungsspuren, kein zentraler Omnibusbahnhof am Hauptbahnhof – die Mängelliste ist lang, die Forderung Schmechtigs eindringlich: "Der ÖPNV muss sich neu erfinden".
Ringlinien könnten Stadtteile besser miteinander verbinden
Die Forderung, den Busverkehr in Schweinfurt nachhaltig zu verbessern und zukunftsfähig zu machen, unterstützten alle Stadträte. Stefanie Stockinger-von Lackum (CSU) verwies auf die von ihr bereits mehrfach beantragten Ringlinien und Verbindungen verschiedener Stadtteile neben dem derzeitigen System, alle Linien zentral am Roßmarkt zusammen zu führen. Passiert ist diesbezüglich bisher nichts.
Wenn man es ernst meine mit dem ÖPNV, müsse man es Autofahrern deutlich erschweren, so Stockinger-von Lackum. Sprich: Parkgebühren erhöhen, geänderte Straßenführungen, Vorrang für Busse. "So lange die Erreichbarkeit der Innenstadt für Autos so bequem ist, gibt es keinen Grund, den Bus zu nutzen", so die CSU-Rätin, der diesbezüglich auch SPD und Linke zustimmten.
Gutachter hält Forderung nach kostenlosem ÖPNV für nicht zielführend
Die Forderung von Linken-Fraktionschef Frank Firsching nach "kostenlosem ÖPNV" teilt Gutachter Schmechtig nicht: "Nulltarif ist Sozialpolitik, keine Verkehrspolitik". Die Verkehrsforscher seien sich bundesweit einig, dass ein kostenloser ÖPNV der falsche Weg sei. Wichtiger sei es, das Geld gezielt in den Ausbau des ÖPNV zu stecken und zwar so, dass dieser für die Bürger einer Stadt möglichst attraktiv ist. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) sieht das ebenso, denn "kostenlos" sei der ÖPNV nie, "irgendjemand zahlt immer", im Zweifel die Stadt, die ein höheres Defizit der Stadtwerke ausgleichen müsste.
"Nulltarif ist Sozialpolitik, keine Verkehrspolitik" ist doch auch völliger Nonsens, wo schließt das eine denn das andere aus? Dass der ÖPNV defizitär ist, insbesondere in Schweinfurt und dem Landkreis, ist ja auch kein Geheimnis. Aber es wird sicher für unsinnigere Dinge Geld ausgegeben. Und wenn sich der ÖPNV neu erfinden will oder muss, ist es zumindest ein wichtiger Baustein, den ÖPNV für möglichst viele Menschen bezahlbar zu machen.
hat der Gutachter mMn umfassend dargestellt.
Der ÖPNV ist in Deutschland einig Autoland so ziemlich überall konzipiert als (ungeliebter/ ungepflegter) Notnagel für diejenigen, denen nichts anders übrigbleibt (incl. der Schulkinder).
Eine erste Maßnahme, hier zu (vmtl. erstaunlichen) Verbesserungen innerhalb kürzester Zeit zu gelangen, dürfte es sein, den kommunalen Mandatsträger/innen Dienstwagen bzw. kostenlose Parkplätze zu streichen.
Ziel müsste es mMn sein, innerhalb von ganz Deutschland mit einer Fahrkarte für alle öffentlichen Verkehrsträger in einem komplett vertakteten System vom Punkt A zum Punkt B zu gelangen, ohne für die Bedienung der (selbstverständlich überall einheitlichen) Fahrkartenautomaten zumindest einen Bachelor in Sprachwissenschaften und/ oder Informatik zu benötigen. Wie gesagt, wenn das auch "unsere Eliten" betreffen würde, ginge das wahrscheinlich ganz schnell... wie machen die das bloß in der Schweiz?
Stattdessen wird im Bus fangen gespielt. Ich habe auch schon erlebt, dass im Bus eine ältere Frau von einem Schüler angegriffen wurde. Und was macht der Busfahrer? Nichts.
Durch eine Muskelerkrankung darf ich mich auch keiner Zugluft aussetzen. Aber wenn man die Fenster schließen möchte, wird man vom Busfahrer angeschnauzt. Das ist schon vor Corona passiert.
Darum fahre ich lieber mit dem Auto und werde auch nach Corona das so machen, denn meine Gesundheit ist mir wichtiger.
Dass das Mainberger Str. Parkhaus das teuerst in SW ist ist peinlich. Ich hatte gehofft dass alle Pendler hier günstig aus der Stadt raus gehalten werden. P&R ist eine kleine Lösung. In anderen, größeren Städten parke ich 24Std. für unter 4 Euro. ÖPNV für den gleichen Preis 24 Std. Dies Kosten habe ich schon, wenn ich von Schonungen nach SW mit dem Bus fahre. Peinlich. Und nur nebenbei, die Spotalstraße ist wahrscheinlich die einzige Fußgängerzone der Welt, in der das Radfahren verboten ist. Ich glaube nicht, dass Schweinfurt das Format und den Ehrgeiz hat, das Problem mit dem ÖPNV tatsächlich anzugehen
Alles Alibi.
Man kann nicht zwei Herren dienen(ÖPNV und Individualverkehr)
Hat Fr. Sockinger gegen das Millionengrab "Parkhaus Mainberger Straße" gestimmt?
Demnächst Familien- Strassenfussballturnier, bei Bratwurst und Bier im "Parkhaus Mainberger Strasse"
So schaut nachhaltige Verkehrspolitik
nach Schweinfurter Art aus.
Und gerade in den Orten, in denen die Versorgung und Angebote mangelhaft sind, wie viele Orte im nördlichen Landkreis, fahren wenige Busse für teures Geld und an vereinzelten Haltestellen im Ort.
In Orten mit hervorragendem Angebot, wie Gochsheim, Grafenrheinfeld oder Schonungen, fahren die Busse im 20- bis 30-Minutentakt.
Applaus an die bürgernahe Fraktion!
Solche Aussagen zeugen vom fehlenden Einblick in die Kassen der meisten Privathaushalte (damit meine ich nicht die Sparte Mittelstand, in der sich Herr Merz glaubt zu befinden).
Mit vierstelligen Klimaprämien zum Kauf eines E-Autos lockt man die Menschen sicher nicht in den ÖPNV. Da wird lieber ein E-Auto nach dem anderen geleast.
Warum deshalb nicht gleichermaßen Prämien für alle, die den ÖPNV nutzen, anstatt teure Rohstoffe zu verschwenden?
Bestimmt wird man überrascht sein, wieviele Menschen einen kostenfreien Nahverkehr nutzen würden. Und schnell könnte gute Nutzung zu höherer Frequenz der Fahrten führen.
Der Neubau teurer Parkhäuser muss ja schließlich auch vom Steuerzahler getragen werden, oder nicht?
Wenn ich heute von SW nach Werneck mit dem Bus fahre und mit dem nächsten wieder zurück muß ich Stunden überbrücken ... klar der Riesenbus ist dann fast leer, was nicht wirtschaftlich ist => ein Dilemma .... die Parkgebühren oder die Citymaut bezahlt dann am Besten den öfter und besser fahrenden Bus.
Die Umwelt wird´s danken.
kommt wird es noch teurer. Vermeide Bus weitesgehend
In Zeiten von Onlinehandel hat sich auch das Einkaufsverhalten geändert und falls man in der Stadt etwas braucht möchte man auch anschließend in den Hafen.
Ältere Mitbürger würden den Bus vielleicht nutzen für Arztbesuche, nur nutzt das nichts wenn man nicht mehr so gut zu Fuß ist, der Bus schon beim Einsteigen losfährt und man nicht weiß welche Wartezeiten man beim Arzt hat.
Zudem leben wir in einer Gegend in der man selbst als Single normalerweise auf ein Auto angwiesen ist, selbst wenn man in der Stadt lebt. Und hat man ein Auto, dann nutzt man das auch v.a. wenn der ÖPNV keine finanziellen Vorteile bietet sondern oft eher teuer ist.
Ich sehe schwarz für den ÖPNV, egal wie man es dreht und wendet und welches Konzept man verfolgt.