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Schweinfurt
Soziologe Kesselring in Schweinfurt: Mobilitätswende ist mehr als nur den Antrieb auszutauschen
Die Zulieferer der Automobilindustrie steckt mitten im Wandel. Ein neues Projekt soll die Macher der Mobilitätswende vernetzen. Was ein Soziologe Spannendes beiträgt.
Egal ob Verbrenner oder Elektro: Im Stau stehen sie alle (wie hier in München). Deswegen ist für den Soziologen Sven Kesselring die Mobilitätswende weit mehr als nur der Austausch der Antriebsart bei Autos.
Foto: Matthias Balk/dpa | Egal ob Verbrenner oder Elektro: Im Stau stehen sie alle (wie hier in München). Deswegen ist für den Soziologen Sven Kesselring die Mobilitätswende weit mehr als nur der Austausch der Antriebsart bei Autos.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:29 Uhr

Transform.RMF ist ein Netzwerkprojekt der Region Mainfranken GmbH und will die hiesigen Leitbranchen Maschinenbau und Automotive verzahnen und zudem kleine und mittlere Unternehmen fördern. 100 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Gewerkschaften und Forschung waren bei der Premierenveranstaltung bei ZF in Schweinfurt vor Ort. Dabei ging es vor allem darum, die Personen, ihre Vorstellungen und Wünsche zusammenzuführen. Ein typisches Netzwerken also.

Dabei gab es auch Input, wie vom aus Schweinfurt stammenden Soziologen Sven Kesselring, der an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Geislingen eine Professur für Nachhaltige Mobilität hat. Seine Position auf den Punkt gebracht: Einfach einen Verbrenner- durch einen Elektromotor auszutauschen, ist viel zu wenig für eine Mobilitätswende. Denn auch die Stromautos stünden im Stau.

Der technischen Umsetzung muss seiner Einschätzung nach ein Wandel in der Gesellschaft vorangehen, weil Mobilität in alle ihre Teile hineinreiche: "Die Dynamik muss aus der Gesellschaft kommen, nicht vom Grünen Tisch." Letztlich lassen sich Kesselrings Ansätze in zwei Kernfragen pressen: Was brauchen wir? Was wollen wir?

Kesselring: "Ohne Visionen sind wir verloren."

Visionen, so trug Kesselring plakativ vor, seinen kein Grund für einen Arztbesuch, wie Ex-Kanzler Helmut Schmidt einmal formuliert hat: "Ohne Visionen sind wir verloren." Das sei gerade bei der Mobilitätswende nötig. Sein Vorschlag: Man müsse das soziale Leben mit dem technologischen verbinden. Diese Verknüpfung sei derzeit noch lose. Er gab ein Beispiel aus Paris, wo man an der so genannten 15-Minuten-Stadt arbeite: Jeder Mensch soll alles, was er im Alltag zu erledigen hat, in einem Radius von einer Viertelstunde erreichen können. 

Mit der Transformationen werden laut Kesselring neue Formen eingeführt. Für den Wissenschaftler gibt es nur einen Weg für ihr Gelingen: das Denken in Netzwerken. Nicht "mit klaren Kanten", sondern in einem regen Austausch. Und auch der Wirtschaft gab er mit auf den Weg: Künftig werde man nicht mehr von der Automobilindustrie sprechen, sondern von der Mobilitätswirtschaft.

ZF baut sein Geschäft auf vier Säulen auf

Manfred Süß, Standortleiter von ZF Schweinfurt, stellte die Unternehmensstrategie vor. ZF sehe sich bereits mitten in der Transformation und habe mit einem diversifizierten Produktportfolio auf die sich veränderte Mobilität in einem hart umkämpften Markt reagiert. Für ZF stehen laut Süß' Präsentation vier Technologiefelder im Fokus: Vehicle Motion Control (Bewegungssteuerung), Integrierte Sicherheit, Elektromobilität und automatisiertes Fahren.

Schweinfurt ist das Leitwerk der E-Motor-Produktion

Schweinfurt bezeichnete Süß als "Leitwerk für Elektromotoren", in dem bereits zwei Millionen gefertigt worden seien. Ein Ziel sei, von der Entwicklung über den Werkzeugbau bis hin zur Fertigung und Qualitätsprüfung alles vor Ort zu halten: "Am besten wir haben das Know-how im eigenen Haus". Für ZF kündigte er für die nächsten zwei bis drei Jahre Investitionen in den E-Motoren-Bereich von 800 bis 900 Millionen Euro an.

Beispielgebend für die Pläne von ZF nannte er auch Autonomes Fahren, nachdem das Unternehmen bereits den selbst fahrenden Kleinbus Poeple Mover vorgestellt hat: "Das soll ein großer Bereich für uns werden."

Hartmut Welck von Prognos präsentierte die Ergebnisse einer nicht repräsentativen Unternehmensbefragung zum Thema „Transformation in Maschinenbau und Automotive in Mainfranken", die von Dezember 2022 bis Januar 2023 durchgeführt worden ist. Demnach sind die Bedarfe der kleinen und mittleren Unternehmen groß. Aus Unternehmersicht sind folgende Schlüsseltechnologien in Mainfranken von besonders großer Bedeutung: Intelligente Mechatronik, Automatisierung und Robotik, neue digitale Kommunikationstechnologien sowie additive und hybride Fertigungstechnologien.

Region Mainfranken will Mittelständlern helfen

Prognos zieht folgenden Schluss: Ziel müsse es sein, konkrete Lösungen anzubieten. Genau hier sieht sich das Netzwerk transform.RMF in seiner Rolle. Es will gezielte Kommunikation, Qualifizierungsangebote und gelungene Beispiele der Transformation anbieten.

 
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