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Mellrichstadt
Start des 49-Euro-Tickets: 4 Rhön-Grabfelder erzählen, warum es ohne Auto auf dem Land nicht geht
Seit dem 1. Mai gibt es das 49-Euro-Ticket. Damit kann der gesamte öffentliche Nah- und Regionalverkehr genutzt werden. Auf dem Land sieht man wenig Sinn in dem Angebot.
Lara-Luisa Link, Patrick Pfeiffer, Silke Weiß und Florian Fuchs (von links) äußern sich zum 49-Euro-Ticket.
Foto: Franziska Sauer, Heiko Rebhan | Lara-Luisa Link, Patrick Pfeiffer, Silke Weiß und Florian Fuchs (von links) äußern sich zum 49-Euro-Ticket.
Franziska Sauer
 und  Heiko Rebhan
 |  aktualisiert: 17.05.2023 02:34 Uhr

Lange hat es gedauert, nun ist es da: das dauerhafte Nachfolgemodell des 9-Euro-Tickets – das Deutschland-Ticket. Seit dem 1. Mai gibt es die Monatskarte für 49 Euro. Der Abschluss eines Abonnements ist Pflicht, gekündigt werden kann monatlich. Allerdings ist das Deutschland- oder auch 49-Euro-Ticket nicht für jeden attraktiv. Diese Redaktion hat sich im Streutal umgehört: Vier Menschen erzählen, warum es ohne Auto auf dem Land nicht geht.

Silke Weiß aus Fladungen: "Bei uns braucht man ein Auto oder sogar zwei."

Silke Weiß wohnt in Fladungen, das Deutschland-Ticket wird sie nicht nutzen.
Foto: Franziska Sauer | Silke Weiß wohnt in Fladungen, das Deutschland-Ticket wird sie nicht nutzen.

"Für uns rentiert es sich nicht, weil wir dafür einfach viel zu wenig Bus- und Bahnverbindungen haben. Hier fährt nicht wie in Schweinfurt alle zehn Minuten ein Bus. Bei uns braucht man ein Auto oder sogar zwei, wenn beide Elternteile berufstätig sind. Meine Tochter muss nach Schweinfurt in die Berufsschule. Dafür müsste sie erst mit dem Bus nach Mellrichstadt zum Bahnhof fahren. Dann mit dem Zug weiter nach Schweinfurt. Am Hauptbahnhof fährt aber kein Bus zum Schulzentrum. Also müsste sie vom Hauptbahnhof zum Busbahnhof fahren, umsteigen, um von da dann zum Schulzentrum zu kommen. Sie wäre einfach viel zu lange unterwegs. Oftmals passen auch die Bus- und Zugzeiten nicht zusammen. Dann kann es sein, dass man noch eine Stunde am Bahnhof warten muss, bis der Bus kommt. Nein, es funktioniert einfach nicht, auch als Mama nicht. Wenn man Familie hat, den Haushalt und noch kochen muss, kann man nicht früh zwei Stunden und abends zwei Stunden unterwegs sein."

Lara-Luisa Link aus Fladungen: "Beim 49-Euro-Ticket ist leider kein ICE dabei."

Lara-Luisa Link wohnt in Fladungen. Für Arbeit und Studium nutzt sie das Auto.
Foto: Franziska Sauer | Lara-Luisa Link wohnt in Fladungen. Für Arbeit und Studium nutzt sie das Auto.

"Ich habe es mir echt überlegt beziehungsweise darauf gehofft, aber es geht einfach nicht. Es gibt keine Verbindung, die für mich relevant ist. Ich fahre mit dem Auto eine Stunde und fünfzehn Minuten nach Eisenach zur Arbeit. Mit dem Zug würde ich bestimmt eineinhalb Stunden mit Umstiegszeiten brauchen und davor müsste ich erst einmal nach Mellrichstadt kommen. Da wäre der Zeitaufwand zu groß. Selbst wenn ich zum Studieren nach Ingolstadt muss, wäre es nicht rentabel – auch von Eisenach aus nicht. Denn von Eisenach nach Ingolstadt gibt es keine Verbindung, bei der ich um zehn Uhr früh zur Vorlesung kommen kann. Deshalb bin ich selbst da auf das Auto angewiesen. Beim 49-Euro-Ticket ist leider auch kein ICE dabei. In Eisenach wäre aber ein ICE-Bahnhof, und in Ingolstadt gibt es immer einen ICE. Das heißt, nur mit Regionalzügen komme ich gar nicht von A nach B. Selbst wenn ich früh um fünf Uhr losfahre."

Patrick Pfeiffer aus Mellrichstadt: "Nur wenn ich im Urlaub bin, benutze ich die Bahn."

Patrick Pfeiffer wohnt in Mellrichstadt. Für ihn kommt das 49-Euro-Ticket nicht in Frage.
Foto: Heiko Rebhan | Patrick Pfeiffer wohnt in Mellrichstadt. Für ihn kommt das 49-Euro-Ticket nicht in Frage.

"Ich habe mich mit dem 49-Euro-Ticket noch nicht befasst, weil es für mich nicht infrage kommt. Ich bin eigentlich nur hier auf dem Land unterwegs, wo man unbedingt ein Auto braucht, man auf dieses angewiesen ist, während das Benutzen der öffentlichen Verkehrsmittel hierzulande ungünstig ist. Nur wenn ich im Urlaub bin, benutze ich die Bahn. Meine letzte Bahnreise liegt aber schon einige Zeit zurück."

Florian Fuchs aus Braidbach: "Mit dem Auto bin ich flexibler."

Florian Fuchs wohnt in Braidbach. Mit der Bahn fährt er nur in den Urlaub.
Foto: Heiko Rebhan | Florian Fuchs wohnt in Braidbach. Mit der Bahn fährt er nur in den Urlaub.

"Ich brauche das 49-Euro-Ticket nicht. Ich wohne in Braidbach und arbeite in Bad Neustadt. Da wäre ein solches Ticket für mich fehl am Platz. Ich hätte auch die Möglichkeit, mit dem Bus zu fahren, aber mit dem Auto bin ich flexibler. Aber wenn ich die Möglichkeit hätte, mit dem Zug zur Arbeit zu fahren, würde ich das auch machen. Mit der Bahn geht es auch in der nächsten Woche in den Urlaub. Wenn ich in einer größeren Stadt wohnen würde, wäre das 49-Euro-Ticket gar nicht so schlecht, dann müsste ich zum Beispiel keinen Parkplatz fürs Auto suchen."

 
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Kommentare
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  • Wir nutzen das Ticket schon täglich für die Busverbindung Schweinfurt-Bad Königshofen und sind happy damit. Der Zweitwagen wurde abgeschafft. Es geht so viel, WENN MAN WILL!
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  • stadtbadkoen
    Wenn man die entsprechenden Arbeitszeiten hat ohne familiären Druck
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  • sepele
    Seltsamer Artikel.

    Niemand erwartet, dass wir hier im ländlichen Raum unsere Autos sofort abgeben, sobald das Deutschland Ticket da ist.

    Für viele kann es aber eine gute Alternative sein, etwa um mit der Bahn nach Schweinfurt oder nach Würzburg zu pendeln. Nichts spricht dagegen, mit dem eigenen Auto zum nächsten Bahnhof zu fahren, und dort in die Bahn umzusteigen. Kann mit dem neuen Ticket dennoch günstiger sein, als die gesamte Strecke täglich mit dem Auto zu fahren.

    Das bedeutet nicht, dass man gleich sein Auto verkaufen muss oder alle Erledigungen ohne Auto machen muss.
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  • robert.erhard@gmx.de
    "Dass wir unsere Autos sofort abgeben "....

    Sie gehen also davon aus dass das kommen wird? Dass das Land abgehängt werden soll, das Wohnen auf dem Land von unserer Regierung immer unattraktiver gemacht werden soll ist echt überlest!
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  • Paeonya
    Das Ticket ist für das, was es uns auf dem Land (nicht) bietet, nämlich ausreichende Verbindungen und kurze Wartezeiten, einfach zu teuer. Bei 9€ konnte man die schlechte Anbindung noch akzeptieren, weil es so günstig war.
    Ich nutze es dennoch testweise. Ab Juni brauche ich es zweimal, weil Kinder ab 6 Jahren den vollen Preis zahlen. Es passt eigentlich nicht für uns, und für Familien mit mehr Kindern schon hatte, aber ich möchte dem dennoch eine Chance geben.
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