zurück
Würzburg
Paris als Beispiel: Wie das Konzept einer 15-Minuten-Stadt auch in Würzburg funktionieren könnte
Der Arbeitskreis Mobilität der Agenda21 hat sich mit dem Konzept der "15-Minuten-Stadt" beschäftigt. Was das für Würzburg heißt und wie die Stadt sich verändern müsste.
In der Würzburger Zellerau können Geschäfte, Ärzte, Schulen und Kindergärten gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad innerhalb einer Viertelstunde erreicht werden. 
Foto: ArchivPatty Varasano | In der Würzburger Zellerau können Geschäfte, Ärzte, Schulen und Kindergärten gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad innerhalb einer Viertelstunde erreicht werden. 
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 13:45 Uhr

Weniger Auto-Verkehr, mehr Wohnqualität, mehr Klimaschutz und auch mehr Zeit: Das sind die Ziele des Konzepts der "15-Minuten-Stadt", das seit einigen Jahren zum Beispiel in Paris umgesetzt wird. Wie es auch in Würzburg und Umgebung gelingen kann, dass die Menschen all das, was sie zum Leben brauchen, von ihrer Wohnung innerhalb von 15 Minuten ohne das Auto zu benutzen, erreichen können, wurde bei der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises Regionalentwicklung und Mobilität der lokalen Agenda 21 diskutiert.

Innenstadt, Zellerau und teilweise auch der neue Stadtteil Hubland: Es gibt bereits Quartiere in Würzburg, wo von Einzelhandel über medizinische Einrichtungen, Schulen und Kindergärten, kulturelle Einrichtungen und im Idealfall auch der Arbeitsplatz zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem öffentlichen Nahverkehr innerhalb einer Viertelstunde erreicht werden können. Die größten Vorteile: Weniger Lärm und Schadstoffe und mehr Zeit.

Breite Durchfahrten zerschneiden Ortschaften wie beispielsweise in Höchberg

Nachdem deutsche Städte in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts in erster Linie autogerecht geplant und gebaut wurden, sei auch in Würzburg eine "Stadt der langen Wege" entstanden, erläuterte Stadtplaner Bertram Wegner aus Veitshöchheim: Der Fußverkehr sei an vielen Stellen getrennt geführt worden, um den KfZ-Verkehr möglichst schnell und ungehindert fließen zu lassen. Teilweise zerschneiden breite Durchfahrten ganze Ortschaften und wirken wie eine Barriere für alle anderen Verkehrsteilnehmer – wie beispielsweise in der Gemeinde Höchberg.

Stadtplaner Bertram Wegner aus Veitshöchheim erläuterte im Agenda 21-Arbeitskreis das Konzept der '15-Minuten-Stadt'.
Foto: Patrick Wötzel | Stadtplaner Bertram Wegner aus Veitshöchheim erläuterte im Agenda 21-Arbeitskreis das Konzept der "15-Minuten-Stadt".

Die "15-Minuten-Stadt" funktioniert genau anders herum: von Flächen, die für den Autoverkehr vorgesehen sind, müssen Bereiche an den Rad- und Fußverkehr abgegeben werden, und in jedem Stadtbezirk ist dadurch alles vom Lebensmitteleinkauf bis zur Naherholung "nur einen Spaziergang oder eine Fahrradtour entfernt", erläuterte Wegner. Zusammen mit modernen Mobilitätskonzepten wie Carsharing soll erreicht werden, dass immer weniger Stadtbewohner ein eigenes Fahrzeug benötigen. In Stadtteilen mit weniger Kraftfahrzeugen steigt die Wohnqualität, "der Aufenthalt im eigenen Quartier wird angenehmer".

Große Bäume und schnellere Radverbindungen in der 15-Minuten-Stadt

Außerdem soll dadurch der erforderliche Raum frei werden, um die Städte an die Folgen des Klimawandels anzupassen: "Dafür ist nichts wichtiger als große Bäume", betonte Wegner. Und auch die soziale Gerechtigkeit spielt für den Stadtplaner dabei eine wichtige Rolle: Auch Menschen mit eingeschränktem Aktionsradius, die sich vorwiegend in ihrem eigenen Stadtteil aufhalten, sollen sich dort wohlfühlen können und Erholungsbereiche vorfinden – der Stadtplaner sprach von der "Zurückgewinnung der Straßen als Raum für soziales Leben".

Neben sicheren und schnellen Radwegeverbindungen sei für eine 15-Minuten-Stadt der Ausbau der Infrastruktur für den Fußverkehr besonders wichtig, so Wegner weiter: "Es muss wieder attraktiv sein, sich zu Fuß zu bewegen." In diesem Zusammenhang kritisierte ein Teilnehmer der Diskussion die Verkehrsplaner in den Rathäusern: "Es wäre wichtig, sich erst über ideale Fußwege Gedanken zu machen und den Autoverkehr daran anzupassen, und nicht umgekehrt."

Von Reichenberg in zehn Minuten zum Würzburger Hauptbahnhof

Probleme bei der Umsetzung sehen die Mitglieder des Agenda21-Arbeitskreises vor allem bei der Umsetzung in den äußeren Stadtbezirken und den stadtfernen Landkreisgemeinden. Zwar gebe es auch dort noch kleinere Läden für die Nahversorgung, "aber die Leute fahren nach wie vor die großen Einkaufsmärkte an", sagte eine Zuhörerin. Aus stadtnahen Orten müsste Würzburg über einen attraktiven Schienenverkehr besser erreichbar sein. Als positives Beispiel wurde Reichenberg genannt: Dort gebe es zwar nur einen Einkaufsmarkt, der Würzburger Hauptbahnhof sei mit der Bahn aber in weniger als zehn Minuten erreichbar.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Patrick Wötzel
Agenda21 Aschaffenburg
Carsharing
Fahrräder
Innenstädte
Mobilität
Ortsteil
Stadt Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • G. K.
    Schon wieder eine Utopie. Ich glaube ich träume. Wer kneift mich?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. F.
    Ich wohne in Würzburg und muss echt gestehen, dass ich das schon lebe. Meinen Arbeitsplatz und alles andere erreiche ich in unter 15 Min mit dem Rad. Ich habe mir meinen Arbeitgeber aber auch nach dem Kriterium der guten Erreichbarkeit ausgesucht. Ich feiere das jeden Tag und würde dieses Konzept auch jedem anderen gönnen. Man gewinnt dadurch viel Zeit und hat weniger Stress. Durch das tägliche Radeln bleibt man zusätzlich noch fit.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. S.
    Es liest sich ja gut die "15 Min.-Stadt" ! Es hat halt auch Nachteile, diese 15 Min. gelten nur für Bewohner des Stadtteils. Andere Leute bringen den Verkehr mit sich. Bedeutet das jetzt das z.B. in der Zellerau nur noch Zellerauer einkaufen sollen/dürfen ? Aber auch dann funktioniert mancher Einkauf nicht, da das eingekaufte ja auch nach Hause transportiert werden muss/soll ! Warum kommt man immer mit solchen "Blödsinn" ans Tageslicht. Da kommt jemand, schwärmt von Paris (nicht Würzburg) und will so etwas hier umsetzen. Dann gibt es einen Arbeitskreis der sich von so etwas blenden läßt und will das (gegen den Willen der Bewohner) hier umsetzen ! Leute, denkt einmal realistisch, setzt das um was auch wirklich gebraucht wird bzw. was notwendig ist und laßt die Gehirngespinste sein !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    @letsgo101
    > Es liest sich ja gut die "15 Min.-Stadt" ! Es hat halt auch Nachteile, diese 15 Min.
    > gelten nur für Bewohner des Stadtteils.
    Es soll ja in jedem Stadteil dieser *Vorteil* vorhanden sein.

    > Andere Leute bringen den Verkehr mit sich.
    Viele dieser anderen Laute haben momentan eben *nicht* alles das, was den "täglichen Bedarf" abdeckt innerhalb dieser "15-Minuten-Grenze" greifbar. Und schon gar nicht (sinnvoll) per Pedes, per Drahtesel oder mit ÖPNV. "In der Stadt selbst" sind viele "ziemlich verwöhnt", da das (in der innenstadt) in Würzburg bereits Realität ist. Okay, es gibt Ausnahmen wie Baumärkte ...

    > Bedeutet das jetzt das z.B. in der Zellerau nur noch Zellerauer einkaufen sollen/dürfen
    Nein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. K.
    Da hat WÜ aber noch extra viel zu tun, nachdem aus lauter Gewerbesteuergier recht viele neue Betriebe weitab von der Innenstadt angesiedelt wurden, sehr zum Nachteil der bereits vorhandenen Geschäfte downtown.
    Von den Geschäften zum alltäglichen Bedarf mag ich schon gar nicht mehr sprechen, wieviele Bäcker und Metzger gibt es eigentlich noch innerhalb des Bischofshuts? Oder in den Wohnvierteln wie z. B. dem Frauenland?

    Aber vermutlich wird man sich im Rathaus nun mit dem Gedanken einer U-Bahn beschäftigen, um mit Paris gleich zu ziehen...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. F.
    Die unfähigen Behördies sollen sich erstmal mit dem Beschäftigen was noch nicht umgesetzt wurde anstatt immer und immer wieder über neue Sachen zu diskutieren. Zügigste Verlängerung der Straßenbahn in Grombühl zum Zim / Zom. Ohne das es noch Jahre dauert. So ne kurze Strecke würde andere in ein Paar Monaten feriggestellt haben. Endlich zügiste Umsetzung, Bau und Betriebnahme der Straßenbahnlinie 6 ins Hubland bis 2024. Und eine Straßenbahnanbindung von Versbach und Lengfeld. Alle anderen Diskusionen sind nur was für Leute die Null Plan haben und lieber ständig neue Sachen besprechen als nur irgendwie in der Lage zu sein was umzusetzen (und das auch noch Zeitnah)!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    @Mainkommentar
    > Die unfähigen Behördies sollen sich erstmal mit dem Beschäftigen

    Lieber Mainkommentar,
    und wer Lesen kann ish tklar im Vorteil.

    Das war ein Vortrag bei der Aganda 21 der Stadt und des Landkreises in der Umweltstation der Stadt Würzburg!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten