
Weniger Auto-Verkehr, mehr Wohnqualität, mehr Klimaschutz und auch mehr Zeit: Das sind die Ziele des Konzepts der "15-Minuten-Stadt", das seit einigen Jahren zum Beispiel in Paris umgesetzt wird. Wie es auch in Würzburg und Umgebung gelingen kann, dass die Menschen all das, was sie zum Leben brauchen, von ihrer Wohnung innerhalb von 15 Minuten ohne das Auto zu benutzen, erreichen können, wurde bei der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises Regionalentwicklung und Mobilität der lokalen Agenda 21 diskutiert.
Innenstadt, Zellerau und teilweise auch der neue Stadtteil Hubland: Es gibt bereits Quartiere in Würzburg, wo von Einzelhandel über medizinische Einrichtungen, Schulen und Kindergärten, kulturelle Einrichtungen und im Idealfall auch der Arbeitsplatz zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem öffentlichen Nahverkehr innerhalb einer Viertelstunde erreicht werden können. Die größten Vorteile: Weniger Lärm und Schadstoffe und mehr Zeit.
Breite Durchfahrten zerschneiden Ortschaften wie beispielsweise in Höchberg
Nachdem deutsche Städte in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts in erster Linie autogerecht geplant und gebaut wurden, sei auch in Würzburg eine "Stadt der langen Wege" entstanden, erläuterte Stadtplaner Bertram Wegner aus Veitshöchheim: Der Fußverkehr sei an vielen Stellen getrennt geführt worden, um den KfZ-Verkehr möglichst schnell und ungehindert fließen zu lassen. Teilweise zerschneiden breite Durchfahrten ganze Ortschaften und wirken wie eine Barriere für alle anderen Verkehrsteilnehmer – wie beispielsweise in der Gemeinde Höchberg.

Die "15-Minuten-Stadt" funktioniert genau anders herum: von Flächen, die für den Autoverkehr vorgesehen sind, müssen Bereiche an den Rad- und Fußverkehr abgegeben werden, und in jedem Stadtbezirk ist dadurch alles vom Lebensmitteleinkauf bis zur Naherholung "nur einen Spaziergang oder eine Fahrradtour entfernt", erläuterte Wegner. Zusammen mit modernen Mobilitätskonzepten wie Carsharing soll erreicht werden, dass immer weniger Stadtbewohner ein eigenes Fahrzeug benötigen. In Stadtteilen mit weniger Kraftfahrzeugen steigt die Wohnqualität, "der Aufenthalt im eigenen Quartier wird angenehmer".
Große Bäume und schnellere Radverbindungen in der 15-Minuten-Stadt
Außerdem soll dadurch der erforderliche Raum frei werden, um die Städte an die Folgen des Klimawandels anzupassen: "Dafür ist nichts wichtiger als große Bäume", betonte Wegner. Und auch die soziale Gerechtigkeit spielt für den Stadtplaner dabei eine wichtige Rolle: Auch Menschen mit eingeschränktem Aktionsradius, die sich vorwiegend in ihrem eigenen Stadtteil aufhalten, sollen sich dort wohlfühlen können und Erholungsbereiche vorfinden – der Stadtplaner sprach von der "Zurückgewinnung der Straßen als Raum für soziales Leben".
Neben sicheren und schnellen Radwegeverbindungen sei für eine 15-Minuten-Stadt der Ausbau der Infrastruktur für den Fußverkehr besonders wichtig, so Wegner weiter: "Es muss wieder attraktiv sein, sich zu Fuß zu bewegen." In diesem Zusammenhang kritisierte ein Teilnehmer der Diskussion die Verkehrsplaner in den Rathäusern: "Es wäre wichtig, sich erst über ideale Fußwege Gedanken zu machen und den Autoverkehr daran anzupassen, und nicht umgekehrt."
Von Reichenberg in zehn Minuten zum Würzburger Hauptbahnhof
Probleme bei der Umsetzung sehen die Mitglieder des Agenda21-Arbeitskreises vor allem bei der Umsetzung in den äußeren Stadtbezirken und den stadtfernen Landkreisgemeinden. Zwar gebe es auch dort noch kleinere Läden für die Nahversorgung, "aber die Leute fahren nach wie vor die großen Einkaufsmärkte an", sagte eine Zuhörerin. Aus stadtnahen Orten müsste Würzburg über einen attraktiven Schienenverkehr besser erreichbar sein. Als positives Beispiel wurde Reichenberg genannt: Dort gebe es zwar nur einen Einkaufsmarkt, der Würzburger Hauptbahnhof sei mit der Bahn aber in weniger als zehn Minuten erreichbar.
> Es liest sich ja gut die "15 Min.-Stadt" ! Es hat halt auch Nachteile, diese 15 Min.
> gelten nur für Bewohner des Stadtteils.
Es soll ja in jedem Stadteil dieser *Vorteil* vorhanden sein.
> Andere Leute bringen den Verkehr mit sich.
Viele dieser anderen Laute haben momentan eben *nicht* alles das, was den "täglichen Bedarf" abdeckt innerhalb dieser "15-Minuten-Grenze" greifbar. Und schon gar nicht (sinnvoll) per Pedes, per Drahtesel oder mit ÖPNV. "In der Stadt selbst" sind viele "ziemlich verwöhnt", da das (in der innenstadt) in Würzburg bereits Realität ist. Okay, es gibt Ausnahmen wie Baumärkte ...
> Bedeutet das jetzt das z.B. in der Zellerau nur noch Zellerauer einkaufen sollen/dürfen
Nein.
Von den Geschäften zum alltäglichen Bedarf mag ich schon gar nicht mehr sprechen, wieviele Bäcker und Metzger gibt es eigentlich noch innerhalb des Bischofshuts? Oder in den Wohnvierteln wie z. B. dem Frauenland?
Aber vermutlich wird man sich im Rathaus nun mit dem Gedanken einer U-Bahn beschäftigen, um mit Paris gleich zu ziehen...
> Die unfähigen Behördies sollen sich erstmal mit dem Beschäftigen
Lieber Mainkommentar,
und wer Lesen kann ish tklar im Vorteil.
Das war ein Vortrag bei der Aganda 21 der Stadt und des Landkreises in der Umweltstation der Stadt Würzburg!