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Schweinfurt
Damit Schweinfurts Bäume nicht sterben: Wie Baumpaten helfen
Seit Anfang Mai gibt es in Schweinfurt Baumpatenschaften. Warum sich Angela und Roland Merz von der Agenda 2030 dafür einsetzen und wie Baumpaten dem Stadtklima helfen.
Schweinfurter Baumpaten mit Leidenschaft bei der Arbeit: Im Bild Gerhard Witzleben und Erani Schabel vom Bürgerverein Zürch, die sich seit Jahren um Bäume in der Burggasse kümmern.
Foto: Anand Anders | Schweinfurter Baumpaten mit Leidenschaft bei der Arbeit: Im Bild Gerhard Witzleben und Erani Schabel vom Bürgerverein Zürch, die sich seit Jahren um Bäume in der Burggasse kümmern.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:54 Uhr

Fünf der letzten sieben Sommer gehören zu den heißesten seit es Temperaturaufzeichnungen in Schweinfurt gibt. Der Klimawandel ist längst in Schweinfurt angekommen, gerade in der Innenstadt wird es in den Sommern immer heißer. Mainfranken gehört laut dem Würzburger Klimaforscher Professor Heiko Paeth zu den "Klimahotspots" in Deutschland, wo die Temperaturen in den nächsten Jahrzehnten deutlich steigen, die Trockenheit weiter zunehmen wird. Angesichts dieser Aussichten: was können Baumpaten in der Stadt ausrichten?

Eine ganze Menge, wie man in vielen anderen Städten, unter anderem Nürnberg, in den vergangenen Jahren gesehen hat. Aus zwei Gründen: "Jeder Tropfen zählt", wie es Angela Merz ausdrückt, die sich gemeinsam mit ihrem Mann Roland von der Lokalen Agenda 2030 seit Jahren für die Baumpatenschaften in Schweinfurt einsetzt. Und: Es ist es wichtig, ein Bewusstsein für den Klimawandel zu schaffen: "Arten- und Naturschutz sollte unser Fokus sein und jeder sollte seinen Beitrag leisten", sagt Roland Merz.

Wie wird man Baumpate in Schweinfurt?

Ganz unkompliziert. Angesprochen sind alle Bürgerinnen und Bürger, aber auch Schulen, Kindergärten und Firmen. Vor allem die Agenda-Gruppe wirbt in den entsprechenden Institutionen und hat dabei schon einige Zusagen bekommen. Die Interessierten wenden sich an den Servicebetrieb Stadtgrün der Stadt Schweinfurt. Dort ist Günter Kopic der Ansprechpartner. Er erklärt, was ein Baumpate macht und unterstützt genauso wie die Agenda-Gruppe mit Angela und Roland Merz. Der Servicebetrieb ist per E-Mail: Baumpatenschaft@schweinfurt.de oder Telefon (09721) 515938 erreichbar.

Der Servicebetrieb Bau und Stadtgrün der Stadt sowie die Lokale Agenda 2030 werben für Baumpatenschaften im Stadtgebiet. Auf dem Foto (von links) Erani Schabel (Baumpatin), Angela und Roland Merz (beide Agenda 2030), Gerhard Witzleben (Bürgerverein Zürch), Günter Kopic (Servicebetrieb Bau und Stadtgrün).
Foto: Anand Anders | Der Servicebetrieb Bau und Stadtgrün der Stadt sowie die Lokale Agenda 2030 werben für Baumpatenschaften im Stadtgebiet.

Was machen die Baumpaten in Schweinfurt genau?

Ein Baumpate geht mit der Stadt eine Partnerschaftsvereinbarung ein. Jeder hat "seinen" Baum, um den er sich kümmert: durch regelmäßiges Wässern, besonders wenn es zu trocken ist und lange nicht geregnet hat; durch Säubern und Jäten der Baumscheibe bei Bedarf und auch durch Bepflanzung der Baumscheibe, wenn diese dafür geeignet ist. Diesbezüglich beraten die Stadtgärtner den Baumpaten, außerdem bekommt er einen Gutschein, mit dem er in zwei Schweinfurter Gärtnereien die Pflanzen kaufen kann.

Warum engagieren sich Baumpaten und welche Erfahrungen haben sie gemacht?

Es gibt schon ein paar Baumpatenschaften in der Stadt, manche schon seit Jahren. Zum Beispiel im Zürch in der Innenstadt, wo sich der Bürgerverein kümmert. Erani Schabel ist ihre Baumpatenschaft eine Herzensangelegenheit, wie sie erzählt. Seit gut 15 Jahren schon kümmert sie sich um drei Bäume in der Burggasse, wo sie wohnt. Die Bäume werden gegossen, die Baumscheibe bepflanzt und im Herbst und Winter ebenso gepflegt. "Es macht Spaß, ich liebe das Grün und außerdem ist es schön zu sehen, wie die Kinder in der Straße im Sommer mitmachen."

Wie unterstützt die Stadt Schweinfurt ihre Baumpaten?

Durch Beratung und Hilfestellung, durch den 40-Euro-Gutschein zum Bepflanzen. Außerdem wird natürlich die Baumpflege und die grundsätzliche Bewässerung aller städtischen Bäume vom Servicebetrieb übernommen. Die Baumpaten bekommen außerdem ein Schild an ihrem Baum, der diesen als Patenschafts-Baum ausweist.

Warum sind Bäume gerade bei Hitzesommern in Städten wichtig?

Es ist erstaunlich, was ein einziger Baum für das Klima zu leisten vermag. Straßenbäume sind völlig anderen Umwelteinflüssen ausgesetzt als Bäume in der freien Natur und müssen deshalb viel robuster und widerstandsfähiger sein. Ein Baum produziert laut Stadtverwaltung pro Tag den Sauerstoffbedarf von zehn Menschen. Verdunstet werden pro Tag gut 400 Liter Wasser, was zu einer Abkühlung unter einem Baum von drei bis sechs Grad Celsius führt. Darüber hinaus filtern Bäume Feinstaub aus dem Straßenverkehr, gerade in Schweinfurt immer wieder ein Problem.

Günter Kopic vom Servicebetrieb Bau und Stadtgrün der Stadt ist Ansprechpartner für die Bürger, die Baumpate werden wollen. Auf dem Bild bringt er ein Baumpaten-Schild an.
Foto: Anand Anders | Günter Kopic vom Servicebetrieb Bau und Stadtgrün der Stadt ist Ansprechpartner für die Bürger, die Baumpate werden wollen. Auf dem Bild bringt er ein Baumpaten-Schild an.

Wie viel Wasser braucht ein Straßenbaum normalerweise?

Das kommt auf die Größe eines Baumes an und seinen Standort. Bis vier Meter Höhe braucht er bis zu 15 Liter Wasser am Tag, bei bis zu sechs Metern bis zu 25 Liter. Der Servicebetrieb kümmert sich mit großen Tankwagen im Sommer um alle städtischen Bäume, wässert diese teilweise wöchentlich. Bei lange anhaltender Trockenheit ist die Unterstützung beim Gießen durch die Baumpaten wichtig.

Wie viele Bäume gibt es in der Stadt Schweinfurt und wer pflegt die?

Im städtischen Besitz sind rund 25.000 Bäume im gesamten Stadtgebiet, entlang der Straßen und in den Parkanlagen. Im Privatbesitz sind noch einmal weitere 30.000 Bäume, vor allem in den privaten Gärten. Ein immer wieder politisch intensiv diskutiertes Thema ist die Abschaffung der Baumschutzverordnung im Jahr 2019. Seither können Privatpersonen ohne Beratung oder vorherige Meldung bei der Stadtverwaltung zwischen dem 1. Oktober und dem 28. Februar auf ihren Grundstücken Bäume beseitigen. Vor allem der Bund Naturschutz und die Lokale Agenda kritisieren diese Entscheidung als falsch. Ein von den Stadträten Ulrike Schneider und Stefan Labus 2018 initiierter Bürgerentscheid zum Erhalt der Baumschutzverordnung scheiterte am nicht erreichten Quorum.

Woher kommt die Idee der Baumpatenschaften?

Das Baumpatenschafts-Vorbild, das Stadt und Agenda nun in Schweinfurt etablieren wollen, stammt aus Nürnberg. Dort begann die Stadt 2019 mit dem Bewässerungsprojekt und hat im gesamten Stadtgebiet mittlerweile 1300 Patenschaften. Die Bürger entnehmen das Wasser aus Hydranten und gießen bis zu 400 Liter pro Woche, wenn es lange anhaltende Trockenheit nötig macht.

 
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