Die Rechnung geht nicht auf. Und doch zeigt das Ergebnis das Fiasko beim Grundwasser, auf das die Schweinfurter Trockenplatte bei dem durch den Klimawandel bedingten Temperaturanstieg und bei weiter sinkenden Niederschlägen zusteuert. Das 170 Quadratkilometer große Schweinfurter Becken zwischen Ebenhausen im Norden, Obbach und Schnackenwerth im Westen, Heidenfeld im Süden und Forst im Osten musste schon in der Vergangenheit mit deutlich weniger Regen als die anderen Regionen der sowieso schon als trocken eingestuften Mainfränkischen Platte (550 bis 600 Millimeter Niederschlag pro Jahr) auskommen.
Für in und um Schweinfurt sagen verschiedene Zukunftsberichte nur noch 400 Millimeter Niederschlag im Jahr 2050 voraus, das sind 400 Liter pro Quadratmeter – und das bei einer jährlichen Verdunstung, deren deutschlandweiter Wert aktuell vom Bundesumweltamt auf 481 Millimeter berechnet ist. Klar: Trotz der Grundwasserressourcen kann schwerlich mehr Wasser verdampfen, als vom Himmel fällt, doch auch andere Faktoren stimmen nicht nur Andreas Kirchner vom Wasserwirtschaftsamt nachdenklich.
Bei einem Waldrundgang mit Bundesministerin Julia Klöckner hatte im letzten Herbst bei Brebersdorf die Schweinfurter Abgeordnete Anja Weisgerber darauf verwiesen, dass sich die Erde seit der flächendeckenden Messungen im Jahr 1881 um 0,9 Grad, Unterfranken jedoch um zwei Grad erwärmt hat. Für Schweinfurt und sein Wetter, bei dem Meteorologen schon nach einem halben Tag von einem für die Region typischen Dauerregen sprechen, spitzt sich die Lage weiter zu, auch weil Schweinfurt als von der Sonne verwöhnt gilt und mit 1665 Sonnenstunden im Jahr (Mittelwert aus 2014 bis 2018) dicht hinter Freiburg liegt. Die Stadt im Breisgau ist die sonnigste deutsche Stadt mit 1740 Sonnenstunden.
Auch hat die Schweinfurter Mulde mit dem hier herrschenden "gemäßigten Kontinentalklima", das ansonsten eher im Raum Berlin als in Westdeutschland anzutreffen ist, und den laut Wasserkarte des Staatsministeriums "nur durchschnittlichen Grundwasservorkommen" mit dem karstanfälligen Kalkgestein im Untergrund nur geringe Speicherkapazitäten. Zudem werden die Böden seit Jahrhunderten intensiv genutzt, also auch aufgebrochen, was Versickerung, jedoch genauso die Verdunstung fördert.
Bereits im regenreichen Januar 2019 und damit nach dem Hitzesommer 2018 hatte Leonhard Rosentritt im Gespräch mit der Redaktion gesagt: "Wir bräuchten Regen bis in den April hinein". Nur dann wären die Grundwasservorkommen wieder halbwegs gefüllt, so der Leiter des für Schweinfurt zuständigen Wasserwirtschaftsamts in Bad Kissingen. Daran hat sich nichts geändert. Zwar hatte es im Winter 2017/18 tüchtig geregnet, doch die sechs vorausgegangenen Winter waren zu trocken ausgefallen. 2019/20 folgte der für Deutschland schneeärmste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Kräftige Niederschläge gab es erst im Februar (zweieinhalbfache Menge des langjährigen Durchschnitts). Viel zu trocken fiel der letzte November aus. Auch der Dezember brachte nicht die erhoffte Nässe, die dann im Januar (20 Prozent über dem Mittelwert) fiel.
Für das Auffüllen der Grundwasserstockwerke sind die Winter entscheidend, denn während der Wuchsperiode kommt durch das Pflanzenwachstum und die dann hohe Verdunstung (etwa 70 Prozent des Regenwassers verdunstet) dort kaum ein Tropfen an. Bis der Regen das Grundwasser erreicht, vergeht viel Zeit – und von Standort zu Standort sind die Bodenverhältnisse stark unterschiedlich. Über dem Kalkgestein ist im Schweinfurter Becken viel Keuper, vielfach auch Löss und Sand. Das beim Durchdringen der Bodenschichten gereinigte Regenwasser ist unterschiedlich lange unterwegs. Bei sandigen Böden erreicht es mit bisweilen zehn Metern am Tag schnell die wasserundurchlässigen Gesteinsschichten. Bei schweren Böden gilt ein Mittelwert von einem Zentimeter an einem Tag, weshalb dort eine Tiefe von zehn Metern erst nach drei Jahren erreicht wird. Schneller geht es, wenn Böden und Gestein Risse aufweisen, durch die auch Wasser aus Bächen, Flüssen und Seen in die Grundwasserstockwerke gelangen kann.
Im Sommer lassen Wärme und Vegetation Feuchtigkeit aus dem Grundwasser nach oben steigen. Die Spiegel sinken dann aber auch durch den Menschen, der in Deutschland pro Kopf und Tag 126 Liter Leitungswasser verbraucht. Die Dauerbeobachtung der Wasserwirtschaftsämter im Freistaat mit jeweils einer Messstelle auf 100 Quadratkilometern (im Landkreis Schweinfurt bei Hambach, Marktsteinach und Grafenrheinfeld) lassen nur eine landesweite und keine kleinteiligen Aussagen zu. Belegt ist das Sinken der Grundwasserspiegel allenthalben, ob auf der regenarmen Fränkischen Platte oder auch im regenreichen Berchtesgadener Land mit einem Jahresniederschlag von 1216 Millimeter.
Die Trinkwasserversorgung im Landkreis Schweinfurt liegt vor allen in den Händen der Rhön-Maintal-Gruppe mit Sitz in Poppenhausen. Der Zweckverband mit 24 Mitgliedsgemeinden beliefert fast 100 000 Kunden in drei Landkreisen. Im Kreis Schweinfurt sind nur Eßleben, Egenhausen, Schleerieth, Eckartshausen, Rundelshausen und Sennfeld nicht durch die Netze der RMG (231 Kilometer Fernleitungen, 533 Kilometer Ortsnetze, 533 Kilometer Hausanschlüsse) versorgt. Die Speicherkapazität der 29 Hochbehälter liegt bei knapp 30 000 Kubikmeter. Gefördert werden im Jahr 4,7 Millionen Kubikmeter aus elf Rhönquellen (113,6 Liter in der Sekunde) und aus 44 Tiefbrunnen (393 Liter/sec). Die sieben Gewinnungsgebiete liegen bei Waldberg am Kreuzberg, bei Premich, Hain, Poppenhausen, Hambach, Ettleben und Weyer. Die Brunnenschächte reichen in eine Tiefe von acht bis 190 Metern. Bislang fördert die RMG die nachgefragten Mengen (im Jahr etwa 1 Million Kubikmeter Quell- und 3,2 Millionen Kubikmeter Brunnenwasser).
Damit es bei sinkenden Grundwasserspiegeln nicht zu Engpässen kommen, beteiligen sich die RMG, das Stadtwerk Haßfurt und der Zweckverband zur Wasserversorgung der Knetzgau-Sand-Wonfurt-Gruppe am Bau einer 26 Kilometer langen Wasserleitung durch die Schweinfurter Stadtwerke vom Wasserwerk in den Schweinfurter Wehranlagen bis nach Wohnau. Zuliefern wird Schweinfurt jährlich eine Millionen Kubikmeter Trinkwasser.
Mit der Trinkwassergewinnung in den Wehranlagen aus dem Flussbegleitwasser des Mains hat die Stadt keine Versorgungsprobleme und will den Rückgang bei der Trinkwasserabgabe an die eigene Kundschaft in den vergangenen Jahrzehnten mit der Lieferung nach Wohnau ausgleichen. Der Main profitiert von den höheren Niederschlagsmengen in Oberfranken und zusätzlich kann über den Main-Donau-Kanal Wasser aus dem Fränkischen Seenland zugeführt werden. Die interkommunale Zusammenarbeit beim Bau der Leitung begrüßt Andreas Kirchner und hofft auf Nachahmer und Zusammenschlüsse in und für das ganze regenarme Unterfranken.
Hoffen lässt auch ein Forschungsprojekt des bayerischen Umweltministeriums. Untersucht wurden Alternativen beim Gießwasser für die geplante Landesgartenschau in Schweinfurt, für den Gemüseanbau bei Gochsheim (60 Hektar) und den Kräuteranbau bei Schwebheim (100 Hektar). Nur zehn Prozent der zehn Millionen Kubikmeter Abwasser des Klärwerks würden (nach Behandlung in einer weiteren Ausreinigungsstufe) für alle drei Gebiete ausreichen. Die Stadt Schweinfurt hat sich bereits zu einem ersten Schritt entschlossen und will eine Leitung vom Klärwerk bis zum Stadion für die Bewässerung der Landesgartenschau bauen. Als geeignet ist auch eine Wasserentnahme aus dem Schmachtensee (zwischen der Schweinfurter Naherholungsanlage Baggersee und dem Industrie- und Gewerbepark Maintal) eingestuft. Selbst bei einem heißen und trockenen Sommer würde der Wasserspiegel durch die Entnahme für die Bewässerung von zwei der drei Testgebiete in dem von der Kies- und Sandausbeute durch die Girma Glöckle geschaffenen See nur um höchstens 15 Zentimeter sinken, heißt es in dem Abschlussbericht.
das sich die Landwirtschaft darauf einstellt, was da auf sie zukommt. Es wäre flapsig zu sagen, ich kann auch in der Sahara schlecht Reis anbauen, aber man wird sich sowohl von den Produkten als auch von der Arbeitsweise her auf neue Dinge einstellen müssen. Am besten mMn, bevor es gar nicht mehr (anders) geht.
Leicht gesagt? Mag sein. Aber was sind die Alternativen? Im Kampf gegen die Natur kann der Mensch bestenfalls kurzfristig die eine oder andere Schlacht gewinnen. Das wird sich jedoch über kürzer oder länger als Pyrrhussieg herausstellen. Ich glaube, unsere Bauern hier könnten sich von den Bauern in den südlicheren Ländern den einen oder anderen Kniff abschauen. Mit dem, was uns die Natur schenkt, wird es leichter sein zu leben als zu versuchen, auf Dauer gegen die Randbedingungen anzuarbeiten. Das ist alles noch viel zu wenig erforscht - weil man es nie für nötig gehalten hat. Es gibt kein Erkenntnisproblem, "nur" ein Umsetzungsproblem...
Das geht mir auch nicht in den Kopf das immer mehr Gartenpools aufgestellt werden die mit kostbarem Trinkwasser befüllt werden
Warum wird das nicht verboten?
Das Leben wie vor Corona wird es lange nicht mehr geben.
Wobei ich keine überfüllten Kinos, Restaurants, Schwimmbäder usw brauche.
Hat auch seine Vorteile wenn der ganze Trubel nicht mehr wiederkommt.
Nebenbei bemerkt steigen die Hektar-Erträge seit einigen Jahrzehnten schon nicht mehr!!
Wer aus der Agrar-Planwirtschafts-Seifenblase kommt (oder aus der DDR), die aus der Nachkriegsmangelwirtschaft entstanden ist, wo der Kunde nehmen musste, was es gab - wenn es was gab, mag darüber überrascht sein. Sowas nennt man Verkäufermarkt. Aber die Welt hat sich weitergedreht.
Fast alle anderen Branchen in Deutschland leben in einem Käufermarkt. Dort bestimmt der Kunde, was produziert wird. Die Produktion deckt eine Nachfrage. Die Bauern dagegen wollen bestimmen, was der Verbraucher kaufen soll. Das wird nicht funktionieren.
Wenn keiner meine Produkte kauft, weil man was Anderes will, muss ich mich eben umstellen. Oder ich bleibe auf meinen Produkten sitzen. Alltag für Nicht-Bauern.
die Sache ist aber insofern komplizierter, als natürlich alle das produzieren, was ihnen am meisten bringt bzw. das, worauf sie sich spezialisiert haben (i.d.R. unter massiven Investitionen). Der landwirtschaftliche Betrieb von heute ist von daher deutlich weniger flexibel als früher und kann nicht - zumindest von einem Jahr auf das andere - "komplett umstellen". Die Problematik liegt mMn hauptsächlich darin, dass die real existierende EU große Strukturen fördert und kleine mit ungenügenden Mitteln ausstattet.
Es müsste eine Wende weg vom billig-billig-billig geben hin zu nachhaltiger Produktion von Gütern, die wirklich nachgefragt werden und nicht deswegen gekauft weil sie billig sind. Begleitet werden müsste das von einer Bewusstseinswende, die den Leuten klarmacht, dass Masse statt Klasse krank macht. Alle und alles (fragen Sie den Arzt oder Wissenschaftler Ihres Vertrauens).
Einfach wird das nicht. Aber es tut not.