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Werneck
Bezirkskrankenhäuser für Psychiatrie und Orthopädie Werneck: Zwischen Vier-Bett-Zimmern und Stuckdecken
Ein Schloss als Klinik-Campus – das gibt es nicht oft. In Werneck ist es Alltag. Mit allen Vor- und Nachteilen. Einige Mitglieder des Bezirkstags informierten sich.
Nicht mehr zeitgemäß, lautet das einstimmige Urteil von Bezirkstagspräsident Stefan Funk und  Dr. Maximilian Gahr, Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Klinik Werneck, über das rund 30 Jahre alte Gebäude (im Hintergrund). Schon seit Jahren wird ein Neubau des Krankenhauses für Psychiatrie geplant.
Foto: Heiko Becker | Nicht mehr zeitgemäß, lautet das einstimmige Urteil von Bezirkstagspräsident Stefan Funk und  Dr. Maximilian Gahr, Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Klinik Werneck, über das rund 30 Jahre alte Gebäude (im ...
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 15.04.2024 02:42 Uhr

Zwei Kliniken, eine für Psychiatrie, eine für Orthopädie, eine Berufsfachschule für Krankenpflege, zwei Heime für psychisch Kranke, eine Wohngemeinschaft und eine Forensik – auf dem Schlossgelände Werneck befinden sich die unterschiedlichsten Einrichtungen. Träger ist der Bezirk. "Werneck ist einer der Premiumstandorte", wie Bezirkstagspräsident Stefan Funk es nennt.

Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des neuen Bezirkstags hat er Einrichtungen des Bezirks besucht, darunter auch Werneck. Damit die Mandatsträger einen Eindruck bekommen über das, was der Bezirk zu verantworten, worüber er zu entscheiden hat. Über Sanierungen, über Neubauten; zum Beispiel, was den Neubau der Psychiatrie betrifft. Rund 200 Millionen Euro soll er kosten, die Planungen laufen seit Jahren – bis der Bau fertig ist, wird es noch Jahre dauern.

Über 80 Prozent der Kosten wird die Regierung zusteuern, das ist die gute Nachricht, so Krankenhausdirektorin Christiane Werthmann. Übrig bleibt ein Eigenanteil von 15 bis 20 Millionen Euro. Dass der Neubau dringend gebraucht wird, zeigt ein Rundgang. "Nicht mehr zeitgemäß", beschreibt es Dr. Maximilian Gahr, Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Klinik Werneck. Der Bau galt damals als architektonisch kreativ. Heute weiß man es besser. Vieles ist unpraktisch, heutigen Ansprüchen wird das Haus nicht mehr gerecht.

290 Betten hat die Psychiatrische Klinik Werneck – und alle sind belegt

290 Betten hat die Psychiatrische Klinik Werneck. Die Auslastung: 100 Prozent. Vier-Bett-Zimmer sind hier an der Tagesordnung; der Neubau wird – nach modernen Ansprüchen – Zwei-Bett-Zimmer und einzelne Ein-Bett-Zimmer vorsehen. Funk geht es an dem Punkt zu langsam, auch wenn er weiß, dass man bei solchen Projekten Geduld braucht. Doch es geht um Menschen, sagt er, um "Menschen, denen wir gerecht werden müssen".

Manchmal muss improvisiert werden, um Dinge voranzutreiben, doch anbieten zu können. Im ehemaligen Bettenlager sind zwei Räume für die Elektrokonvulsionstherapie, kurz EKT, eingerichtet. Seit 2023 kann sie, unter Kurznarkose, in Werneck dank einer Zusammenarbeit der beiden Kliniken vor Ort angeboten werden. Das sei etwas Besonderes, betont Prof. Dr. Christian Hendrich, Ärztlicher Direktor des Orthopädischen Krankenhauses.

Auch der Bezirk denkt die Einrichtungen zusammen. Nur so sind sie wirtschaftlich: die Pflichtaufgabe der Versorgung psychisch Kranker auf der einen Seite, die einkommensstarke Orthopädie auf der anderen. Man brauche beides, sagt Funk und lobt die Arbeit, die in den Kliniken und Heimen in Werneck geleistet wird.

Hightech-Klinik im Denkmal Schloss Werneck: Die Orthopädie und ihre Chancen

Nicht nur medizinisch sind das in Werneck zwei Welten – noch zumindest. Was im Orthopädischen Krankenhaus geschafft ist, steht im Bereich der Psychiatrie noch aus. Die Orthopädie ist für Funk eine Hightech-Klinik im Denkmal: frisch renovierte Stationen, ansprechende Patientenzimmer im alten Schloss, in denen man teilweise auf Stuckdecken blickt, ein neues OP-Zentrum, in dem OP-Roboter im Einsatz sind, Kernspin, MRT und ein eigenes Stammzellenlabor. 

So schön kann ein Patientenzimmer sein. Sichtlich stolz führte Prof. Dr. med. Christian Hendrich die Mitglieder des neuen Bezirkstags und Bezirkstagspräsident Stefan Funk bei deren Antrittsbesuch in den Bezirkseinrichtungen in Werneck durch das Orthopädische Krankenhaus.
Foto: HEIKO BECKER | So schön kann ein Patientenzimmer sein. Sichtlich stolz führte Prof. Dr. med. Christian Hendrich die Mitglieder des neuen Bezirkstags und Bezirkstagspräsident Stefan Funk bei deren Antrittsbesuch in den ...

Um das Orthopädische Krankenhaus Schloss Werneck muss sich der Bezirk keine Sorgen machen, sagt Hendrich, auch nicht mit der angekündigten Krankenhausreform, die die Spezialisierung der Häuser noch "verfeinern wird". Und mit der es für einige Häuser "richtig schwierig wird".

Einzig das Thema Personal treibt beide Häuser um. Ohne die OP-Schwestern, die aus Tunesien angeworben worden sind, hätte man es nicht geschafft, sagt Hendrich. In der Psychiatrischen Klinik dagegen werden händeringend Ärzte gesucht. Im pflegerischen Bereich ist man in Werneck gut aufgestellt, was nicht zuletzt an der eigenen Pflegeschule am Standort liegt.

Problemfall Haus Schönborn: Wie die Zukunft des Wohnheims in Werneck aussieht

Auch Verena Michel-Öftring hat in Werneck ihre Ausbildung gemacht. Heute leitet sie die Heime, in denen Menschen mit chronischen psychiatrischen Erkrankungen leben – für Monate, für Jahre oder auch für immer. Junge und Alte gleichermaßen. Auch hier ist der bauliche Zustand der Häuser ein Thema. Während das Albert-Schweitzer-Haus fast fertig saniert ist, bleibt das Haus Schönborn ein Problemfall. Als Wohnheim für Mitarbeitende gebaut, wird es heutigen Ansprüchen längst nicht mehr gerecht. Bis maximal 2036 darf es weiterbetrieben werden. Was dann kommt, ist offen.

Auch die Forensik braucht mehr Platz. Hinten rechts ist der Erweiterungsbau zu sehen.
Foto: HEIKO BECKER | Auch die Forensik braucht mehr Platz. Hinten rechts ist der Erweiterungsbau zu sehen.

Einige Meter weiter auf dem Schloss-Areal ist eine weitere Baustelle: der Anbau für die Forensik, wo psychisch Kranke und suchtkranke Menschen untergebracht werden, die straffällig geworden sind. Auch dieser Bau wird dringend gebraucht. Wie in Lohr ist die Forensik in Werneck mehr als ausgelastet. Die Menschen – teilweise mit schwersten psychischen Erkrankungen – sind in Vier-Bett-Zimmern untergebracht, in Stockbetten, sagt Gahr. Viele sind hier für Jahre, manche für ihr Leben. Der Neubau, den der Freistaat zahlt, soll mehr Einzelzimmer bringen, modernen Ansprüchen gerecht werden. Ende 2025, Anfang 2026 soll der Neubau fertig sein, so die Hoffnung.

 
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