Es glich einem großen Festakt, was sich die Orthopädische Klinik Schloss Werneck für ihre neuen Mitarbeitenden überlegt hatte. Als die sechs Tunesierinnen und Tunesier über den roten Teppich das Café Balthasar betraten, standen da schon Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Christian Hendrich und die stellvertretende Landrätin Bettina Bärmann bereit, um sie, jeden einzeln, persönlich zu begrüßen. Rundherum Kameras und Mikrofone. Es sollten diverse Ansprachen folgen.
"Wir haben nach Arbeitskräften gerufen, aber ich sehe Menschen, die gekommen sind", sagte Chefarzt Hendrich in Richtung der neuen Arbeitskräfte, die nur wenige Tage später vorerst für ein Jahr als Krankenpflegehelfer anfangen sollten. Erst am Morgen der Begrüßung waren sie in Tunis in den Flieger gestiegen, bevor es für Oümayma Khashhoussy, Manel Daboussi, Hela Saaidi, Ala Eddine Rouissi, Houssem Boubaker und Fatma Saidani Ep Hammouda von Düsseldorf direkt nach Werneck ging.
Steigende Nachfrage an "exzellenter Orthopädie"
"Das ist für mich auch aufregend. Wir haben in 18 Jahren nicht so viel Aufregung und Veränderung gehabt wie in diesem Jahr", sagte Hendrich und wagte auch gleich einen Blick in die Zukunft. "Wir werden einen gigantischen Strukturwandel in Deutschland erleben." Die Nachfrage nach "exzellenter Orthopädie" sei bereits "so groß wie nie" und werde noch weiter steigen. Man habe Wartelisten mittlerweile. "Das heißt: Das, was wir hier machen, ist maximal gefragt."
Doch die steigende Nachfrage werde man aus den eigenen Reihen mit dem ausgebildeten Personal nicht mehr decken können. Weil auch anderen Kliniken Arbeitskräfte fehlten, könne man diesen auch nicht einfach Mitarbeitende wegnehmen. Und weil sich die Situation in den kommenden Jahren nur noch weiter verschärfe, habe man sich für den Blick ins Ausland entschieden, erklärte Hendrich.
Eine der neuen Mitarbeitenden ist Hela Saaidi. Die 34-Jährige arbeitete seit 2010 in Tunesien als Operationstechnische Assistentin (OTA) in mehreren Krankenhäusern. Warum es sie nach Deutschland verschlagen hat? "Die Medizin hier ist sehr weit entwickelt", sagte Saaidi nach der Begrüßung. "Und ich möchte gerne meine Kenntnisse verbessern." Um nach Deutschland zu kommen, lerne sie seit zwei Jahren die Sprache.
Tunesierinnen und Tunesier kamen über Personalvermittlung
Nach Werneck gekommen ist die junge Frau, genau wie die anderen fünf Neuen, über eine Personalvermittlungsagentur aus Duisburg. "Sie haben sich bei uns beworben und wir hatten Kontakt zu Professor Hendrich", erklärte Ali Maaoui, selbst Tunesier und OTA, und für die Agentur bei der Begrüßung anwesend. Sie suchten sechs Bewerberinnen und Bewerber aus – und vor etwa sechs Monaten startete dann die Vorbereitung.
Doch zwischen der Zusage und der Ankunft in Werneck lag viel Bürokratie, um die sich die Agentur und das Krankenhaus kümmern musste. Viel gab es zu organisieren, Reise, Unterkunft, Arbeitsverträge, Schulmöglichkeit. "Eigentlich hatten wir erst im Herbst damit gerechnet", sagte Orthopäde Hendrich. Doch plötzlich ging es ganz schnell. "Dann hieß es: Die sitzen nächste Woche im Flieger."
Ein Anpassungslehrgang soll etwaige Defizite beheben
Zuerst werden die neuen Arbeitskräfte für einen Monat im OP des Orthopädischen Krankenhauses eingelernt, bevor im September auch der schulische Teil in Bamberg für sie beginnen wird. "Sie machen zuerst einen Anpassungslehrgang für circa ein Jahr", erklärte Vermittler Maaoui. Wegen etwaiger Defizite und weil sich die Arbeit als OTA in Tunesien und Deutschland unterscheide. Man habe für sie die Anerkennung der Ausbildung und Berufserfahrung beantragt; nach dem Anpassungslehrgang erhalten die sechs Frauen und Männer dann ein Zeugnis als OTA.
Hendrich freue sich auf die neuen Hilfskräfte und die jahrelange Berufserfahrung, die sie bereits mitbringen. "Wenn Sie aus Tunesien kommen, dann war ihre Medizinschule eine französische", sagte der Ärztliche Direktor. "Und die französische Orthopädie ist weltführend."
Hendrich ist sich sicher: Man müsse die Dinge selbst in die Hand nehmen, sich mit Leuten wie der Personalvermittlungsagentur zusammentun. "Das ist der Weg, von dem ich meine, dass er zukunftsträchtig ist." Und was die neuen Mitarbeitenden angeht: Es könne zwar sein, sagte Hendrich, dass der ein oder andere der Familie wegen nach dem Jahr wieder nach Tunesien gehe. "Aber ich kann mir vorstellen, dass es auch Interesse gibt, unser Team weiter zu verstärken."
Wäre nicht eine Änderung unserer Bildungspolitik sinnvoller? Mehr Wert auf gut ausgebildete Fachkräfte in Handwerk und Pflege legen, bei auskömmlicher (Ausbildungs-)vergütung, statt ein Heer von BWL-Bachelor-Bubis heranzuzüchten!
Und was haben angeworbene Fachkräfte aus dem Ausland mit den massenhaften illegalen Einreisen von Wirtschaftsflüchtlingen zu tun? Und, by the was, kommen die Fachkräfte nicht aus einem Maghreb Staat, wo sich die Grünen weigern illegale Einwanderer zurückzuschicken? Schon irgendwie komisch.
Und nein. Ich werde die AfD nicht wählen!