Mit "viel Glück und Hoffnung" könnte es klappen, dass in Gerolzhofen im September 2024, zu Beginn des neuen Kindergartenjahres, eine zusätzliche Betreuungseinrichtung eröffnet. Diese Einschätzung hat Bürgermeister Thorsten Wozniak Ende Juli dieses Jahres im Stadtrat abgegeben. Knapp fünf Monate später hat sich der Inhalt seiner Aussage überholt.
Auf Nachfrage dieser Redaktion stellt Wozniak aktuell fest: Wenn alles reibungslos läuft, sei eine Inbetriebnahme im Herbst 2025 realisierbar – womöglich aber auch "deutlich später". Fest stehe: "Eine Eröffnung einer Kindertagesstätte im Herbst 2024 auf dem Gelände des Schwimmbads (ist) nicht mehr machbar."
Damit spricht Wozniak aus, was die meisten betroffenen Eltern längst geahnt haben: Der Mangel an Betreuungsplätzen für ihre Kinder in Gerolzhofen wird vorerst andauern. Wie groß der Bedarf tatsächlich ist, zeigt ein Blick auf die Wartelisten für die von der katholischen Kirchenstiftung geführten Kinderhäuser St. Regiswind und St. Martin: 21 Kleinkinder unter drei Jahren warten allein dort auf eine Aufnahme in eine Krippengruppe, weitere 30 Kinder über drei Jahre auf einen Platz in einer Regelgruppe.
Kinderhäuser berichten von wachsenden Wartelisten
Die Zahlen stammen von Sabine Klein, einer der beiden Leiterinnen der Kinderhäuser. Eine Besserung der Lage erwartet sie nicht. "Die Nachfrage wird tendenziell eher noch größer werden", schätzt sie. Dies deckt sich mit den Zahlen vom Sommer. Im Juli, als die Plätze für das Kindergartenjahr 2023/24 vergeben waren, standen auf den Wartelisten 22 Klein- und drei Regelkinder. Vor allem für den Bereich der Regelgruppen könnten sie auf Sicht niemanden mehr aufnehmen, sagt Klein.
Die Eltern, die eine Absage für ihre Kinder erhielten, seien natürlich "sehr enttäuscht" gewesen, berichtet sie. Doch als man diesen die Hintergründe der Misere erklärt habe, hätten sie verstanden: Die Kinderhäuser sind seit Jahren am Limit, und seit fünf Jahren steht fest, dass die dortigen Kapazitäten nicht erweitert werden. "Wir haben den Eltern den Hinweis gegeben, dass sie sich an die Stadt wenden müssen", sagt Klein. Den seit zehn Jahren vorhandenen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz habe ihres Wissens nach in Gerolzhofen noch niemand durchzusetzen versucht.
Lücke von fast 130 Betreuungsplätzen ermittelt
Dass in der Stadt Betreuungsplätze in nennenswertem Umfang fehlen, hat der Stadtrat im Januar dieses Jahres festgestellt. Einstimmig erkannte das Gremium damals an, dass in der Stadt laut Bedarfsplanung Plätze für 72 Krippen- und 54 Regelkinder fehlen. Möglichst schnell, so das damalige Credo, solle die Stadt einen weiterer Kindergarten errichten. Im April beschloss man, möglichst auf dem östlichsten Teil des Freibad-Geländes des Geomaris', im Bereich des früheren Nebeneingangs und Kiosks, eine Übergangslösung in Form eines Kindergartens aus Container-Modulen zu schaffen.
Als möglicher Betreiber kristallisierte sich das Bayerische Rote Kreuz (BRK) heraus, andere potenzielle Betreiber hatten abgelehnt. Der Geschäftsführer der BRK-Kreisverbands Schweinfurt, Thomas Lindörfer, bestätigt: Man stehe grundsätzlich weiter als Betreiber zur Verfügung und warte ebenfalls darauf, dass Rahmenbedingungen wie Standort und Baubeginn feststehen. Ein Vertrag sei noch nicht nicht unterschrieben.
Standort auf Geomaris-Gelände noch nicht fertig geprüft
Acht Monate später ist das Freibad-Gelände, was Fläche und Zuschnitt betrifft, aus Sicht der Stadt als Standort noch immer geeignet. Auch mögliches Hochwasser des nahen Volkach-Baches schließe dort den Bau und Betrieb einer Kindertageseinrichtung Bürgermeister Wozniak zufolge nicht aus. Der mögliche Baugrund sei allerdings noch nicht untersucht worden, schränkt er ein. Alternativ zum Betrieb einer Kindertagesstätte auf dem Schwimmbad-Gelände, der – Stand jetzt – frühestens im Herbst 2025 starten könnte, prüfe die Stadt einen "Übergangsbetrieb". Nähere Angaben, wie das aussehen könnte, macht Wozniak keine.
Doch es hängt nicht nur am passenden Gelände. Auch geeignetes Fachpersonal muss gefunden werden. Das stellt laut Wozniak "eine sehr große Herausforderung" dar. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Erzieherinnen und Kinderpfleger werden seit Jahren flächendeckend gesucht. Da wundert es nicht, dass die Stadt dem Bürgermeister zufolge auch noch keinen Vertrag mit einem möglichen Betreiber geschlossen hat. Solange nicht endgültig feststeht, wo, wann und in welcher Form eine Kindertagesstätte in Gerolzhofen entstehen wird, dürfte sich daran kaum etwas ändern.
Naturkindergarten im Mahlholz steht in den Startlöchern
Positive Neuigkeiten hat Jennifer Rasch zu ihrem geplanten Naturkindergarten im Mahlholz. Zwischenzeitlich steht dort der vorgesehene Bauwagen. Die lange Zeit ausstehenden Genehmigungen der Behörden lägen vollständig vor, sagt sie. Im Januar 2024 könnte der Naturkindergarten mit zunächst bis zu sieben Kinder starten. Maximal könne der Naturkindergarten 20 Kinder ab drei Jahren aufnehmen.
Der genaue Starttermin hängt auch hier am Personal: Zwei Erzieherinnen hat Rasch bereits, eine dritte sucht sie noch. Sobald diese gefunden ist, legt der Naturkindergarten los.