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Gerolzhofen
Standortfrage für zusätzlichen Kindergarten geklärt: Stadtrat entscheidet sich für Fläche am Geomaris-Freibad
Es steht jetzt fest, wo und in welcher Bauweise die in Gerolzhofen dringend benötige Kindertagesstätte entstehen soll. Trotzdem gibt es immer noch viele offene Fragen.
Bis Kinder im neuen Gerolzhöfer Kindergarten betreut werden können, wird es noch einige Zeit dauern. Auch wenn sich der Stadtrat jetzt auf einen Standort geeinigt hat, ist eine Eröffnung vor Herbst 2024 wenig realistisch.
Foto: Uli Deck, dpa | Bis Kinder im neuen Gerolzhöfer Kindergarten betreut werden können, wird es noch einige Zeit dauern. Auch wenn sich der Stadtrat jetzt auf einen Standort geeinigt hat, ist eine Eröffnung vor Herbst 2024 wenig ...
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 11.02.2024 02:16 Uhr

Nach fast zweistündiger Information, Aussprache und einer Unterbrechung stand der Beschluss fest: Der aufgrund des Bedarfs benötigte, weitere Kindergarten in Gerolzhofen wird in der Dingolshäuser Straße entstehen. Das hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Montag entschieden.

Dieser Standort war einer von einem guten Dutzend Vorschlägen, die von der Verwaltung und  Ratsmitgliedern in den vorherigen Sitzungen genannt worden waren. Schon im Januar hatte das Gremium einstimmig einen Grundsatzbeschluss für einen weiteren Kindergarten gefasst. Offen war bislang aber, wo genau der Kindergarten errichtet wird und ob ein Neubau oder zunächst eine Interimslösung kommt.

Die Entscheidung des Stadtrats sieht konkret wie folgt aus: Auf dem 4000 Quadratmeter großen Grundstück im hinteren Bereich der Liegewiese des Geomaris-Freibads werden sogenannte Wohncontainer aufgestellt. Die dafür benötigten Module soll die Stadt kaufen, wenn der Erwerb wirtschaftlicher ist als eine Miete.

Zum Start sind nur Räume für insgesamt sechs Krippen- und Kindergarten-Gruppen vorgesehen, wobei in der Planung bereits die Möglichkeit einer Erweiterung auf acht Gruppen festgelegt wird. Zusätzlich wurde die Stadt beauftragt, Fördergelder zu beantragen. Die Mehrheit des Gremiums folgte damit einem erst im Laufe der Sitzung eingebrachten, fraktionsübergreifenden Antrag von CSU, Geo-net und SPD, der insgesamt vier Punkte umfasste.

Favorit der Stadtverwaltung war eigentlich ein Neubau

Eingangs hatte Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann die fünf aus Sicht der Verwaltung geeigneten Standorte vorgestellt. In der engeren Wahl standen neben dem Geomaris-Areal die Keltenstraße, die Verlängerung Kaplan-Jäger-Straße, der TV-Platz und ein Privatgrundstück in der Kolpingstraße.

Die Baukosten für einen Neubau in Massiv- sowie Holzständerbauweise bezifferte sie auf annähernd gleich. Bürgermeister Thorsten Wozniak sprach in der Sitzung von rund acht Millionen Euro Gesamtkosten. In der Beschlussvorlage hatte die Stadtverwaltung sich gegen eine Interimslösung für maximal fünf Jahre Betriebszeit mittels Container und stattdessen für einen Neubau ausgesprochen.

Im Bereich des ehemaligen Nebeneingangs des Geomaris-Freibads wird der zusätzliche Kindergarten in Modulbauweise entstehen. Zuvor muss das alte Gebäude abgerissen werden.
Foto: Anand Anders | Im Bereich des ehemaligen Nebeneingangs des Geomaris-Freibads wird der zusätzliche Kindergarten in Modulbauweise entstehen. Zuvor muss das alte Gebäude abgerissen werden.

In der folgenden Diskussion herrschte weitgehend Konsens darüber, dass die Umsetzung recht zügig erfolgen muss, weil die vorhandenen Betreuungsplätze aktuell bei Weitem nicht mehr ausreichten. Unterschiedliche Ansichten gab es vor allem zum Standort, zu den Kosten und darüber, ob es wirklich einer Interimslösung bedarf. "Jeder will viel und schnell, aber wir sprechen hier von Millionen", gab  Wozniak zu bedenken. Er empfahl auch, sich mit dem noch zu suchenden Betreiber des Kindergartens zusammenzusetzen und auszutauschen.

Schnelle Lösung von vielen Seiten gefordert

Für die CSU-Fraktion drängt die Zeit, weshalb sie ein Provisorium am Geomaris bevorzugte. "Für uns ist wichtiger, eine schnelle als die perfekte Lösung", sagte Fraktionssprecher Arnulf Koch. Danach könne man in aller Ruhe einen Neubau planen, der am besten in der Keltenstraße (Richtung Baugebiet  Nützelbach II) vorstellbar sei. Am liebsten hätte man einen Naturkindergarten dort.

Thomas Vizl (Geo-net) sah es ähnlich und appellierte, die Standortfrage und Bauweise nicht getrennt zu betrachten: "Die Zeitfrage ist entscheidend. Danach können wir uns überlegen, ob wir einen neuen Kindergarten bauen." Problematisch, aber kein Ausschlusskriterium, sei am Standort Geomaris, dass dieser im Überschwemmungsbereich liege. Darauf hatte zuvor auch Stadtbaumeisterin Hoffmann hingewiesen. 

An diesem Punkt ging ein Riss durch die SPD-Fraktion, die zwar grundsätzlich auch eine schnelle Lösung mittels Container in Modulbauweise favorisierte, aber eher in der Keltenstraße oder am TV-Platz. Für Zweiten Bürgermeister Erich Servatius und Norbert Finster war der Hochwasser gefährdete Geomaris-Standort schließlich der entscheidende Grund dafür, mit Nein zu stimmen. Was aber nicht ausschlaggebend war, weil nur sechs Räte dagegen votierten (bei 13 Ja-Stimmen).

Freie Wähler mahnen Kosten und Förderung an

Eine ablehnende Haltung gegenüber dem fraktionsübergreifenden Antrag nahm auch die Freie Wähler-Fraktion ein. Günter Iff mahnte bei aller Eile an, die Kosten sowie Förderungen der Regierung im Blick zu behalten: "Wir dürfen kein Geld ausgeben, was wir nicht haben." Aus seiner Sicht schließe dies einen Container-Kindergarten aus, den man zwar nicht grundsätzlich ablehne, der aber vermutlich über eine Million Euro oder noch mehr zusätzlich koste.

Er sprach sich für einen Neubau auf dem TV-Platz aus, wo sich alles umsetzen lasse. Als Alternative für die Übergangszeit regte Iff stattdessen eine Anmietung von zusätzlichen Räumen im Stadtgebiet an.

Kindergartenreferentin Stefanie Döpfner (Geo-net) widersprach Iff in puncto Interimslösung. Diese könnte notfalls auch einen längeren Zeitraum, zum Beispiel zehn Jahre, umfassen. Der Bedarf nach Kinderbetreuung sei nun mal da, so Döpfner weiter, "wir müssen jetzt schnell Betreuungsplätze umsetzen". Stadtbaumeisterin Hoffmann geht davon aus, dass es an den meisten Standorten, abhängig von der Planung, fast zwei Jahre oder noch länger dauern kann, bis mit dem Bau überhaupt begonnen werden kann.

Sitzungsunterbrechung nach langer Diskussion

Nach mehr als einstündiger, sachlicher Diskussion unterbrach Bürgermeister Wozniak die Sitzung, weil sich die Fraktionen vor der Abstimmung nochmals beraten wollten. Ursprünglich wollten die Freien Wähler einen weiteren Antrag eingebringen, mit zwei Optionen: Dieser sah eine Brückenlösung in Modulbauweise am Geomaris sowie eine dauerhafte Lösung mit einem Neubau am TV-Platz vor.

Nachdem Vizl allerdings den fraktionsübergreifenden Antrag von Geo-net, CSU und SPD für einen Container-Kindergarten am Geomaris-Standort vorgestellt hatte, beantragte Iff eine Vertagung des Themas. Dies lehnte das Gremium jedoch ab und stimmte anschließend für die jetzt gefundene Lösung.

Vieles hängt jetzt vom Betreiber und Containerhersteller ab

Dennoch gibt es noch viele offene Fragen: Wie schnell können zum Beispiel die benötigten Container gekauft werden? Wer wird den Kindergarten betreiben? Und von dessen Vorstellungen sowie davon, ob es überhaupt Fördermittel für einen Kindergarten in Modulbauweise gibt, hängt auch ab, ob das Projekt vielleicht doch noch grundlegend geändert werden muss oder sogar scheitert.

Vizl betonte bei der Vorstellung des Antrags, dass es ein "K.o.-Kriterium" sei, falls sich bei den Gesprächen mit einem Betreiber herausstellen sollte, dass dieser irgendetwas nicht wie beschlossen wolle. Die Stadtverwaltung soll nun zeitnah, möglicherweise in einer Sondersitzung am 15. Mai, den Stadtrat über erste Ergebnisse informieren.

Unklar bleibt damit weiterhin, wann der zusätzliche Kindergarten in Gerolzhofen öffnen wird. In der Stadtratssitzung am Montag wurde lediglich ein grober Zeitrahmen von eineinhalb bis zwei Jahren genannt. Am Standort Geomaris müssen zuvor auch noch das alte Kiosk abgerissen und das Gelände reguliert werden. Das würde konkret bedeuten, dass die ersten Kinder in der neuen Einrichtung  frühestens zum Kindergartenjahr 2024/25 betreut werden könnten.

 
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